Um volkswirtschaftlich kostendeckend zu produzieren, und um den allgemeinen Wohlstand respektive den sozialen Frieden in Deutschland zu sichern, wird Kernkraftenergie dringend benötigt. Auch um den steigenden Bedarf an Strom durch E-Autos zu decken. Die Ressourcen zur Energieerzeugung durch Kohle, Gas und Öl nehmen stetig ab. Windkraftanlagen und Photovoltaik können lediglich temporär Energie liefern. Auch mit Bio-Masse oder mit Wasserkraft ist die Aufgabe des Grundlaststroms kaum lösbar. Die friedliche Nutzung der Kernkraftenergie kann Abhilfe schaffen, derweil gibt es ideologische Bedenken. Warum eigentlich?
Geschichte
Schon im alten Griechenland suchten die Gelehrten nach kleinsten Teilen der Materie. Sie nannten sie „Atome“, das bedeutet „Das Unteilbare“, daran glaubte man zwei Jahrtausende lang. Erst im letzten Jahrhundert erkannten Physiker, dass man Atome spalten kann und dabei Energie freigesetzt wird. Eine neue Ära der Energieerzeugung begann, als es dem deutschen Forscher Otto Hahn 1938 rein zufällig gelang, Uran-Atomkerne zu spalten.
Die Nachricht von den sagenhaften Kräften, die in den Uran-Atomen verborgen liegen, drang rasch zu den Wissenschaftlern in anderen Ländern durch und es wurde eifrig geforscht. Auch wurde darüber nachgedacht, wie man diese Energie zu militärischen Zwecken einsetzen könnte. Man baute in den USA noch während des Zweiten Weltkriegs eine Atombombe und setzte diese nach der deutschen Kapitulation am 06.08.1945 im Krieg gegen Japan in der Stadt Hiroshima ein. Über 200.000 Menschen starben und mehr als 100.000 wurden schwer verletzt.
Die Bombe von Hiroshima hatte gezeigt, wie todbringend Kernenergie angewendet werden kann.
Besorgte Gesichter bei den Wissenschaftlern, den Beginn des „Atomzeitalters“ hatte man sich gänzlich anders vorgestellt.
Ich selbst habe die Gedenkstätte in Hiroshima besucht, es war grauenvoll, was sich dort ereignet hat.
Neben der militärischen Weiterentwicklung der Atombombe wurde auch die Kernspaltung für friedliche Zwecke genutzt. In Wien wurde eine UN-Tochter, die Internationale Atomenergie Organisation (IAEO) gegründet, die die friedliche weltweite Nutzung der Kernenergie beaufsichtigen sollte.
Entwicklung der Kernenergie in Deutschland
Man war bestrebt, die enorme Energie aus der Kernspaltung für das tägliche Leben nutzbar zu machen. Viele Wissenschaftler in aller Welt arbeiteten mit großem Erfolg an diesem Projekt. Es entstanden Kernreaktoren, mit denen man kostengünstig Strom erzeugte, baute Schiffe mit „Atommotoren“ (Frachtschiff Otto Hahn, Eisbrecher und U-Boote) und nutzte radioaktive Stoffe für die Medizin.
In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Kernforschung von den Alliierten nach dem verlorenen Krieg ab 1955 gestattet, gleichwohl wurde bereits 1961/62 in Kahl (Bayern) das erste deutsche Kernkraftwerk in Betrieb genommen. Und es ging weiter. Auch in der DDR entstanden in Lubmin (5) und Rheinsberg (1) Kernkraftwerke, insgesamt waren mal bis vor der Wende (1990) 32 AKWs in Betrieb. Manche Kernkraftwerke hatten mehrere Kernreaktoren, in Lubmin waren es sogar 5 in Betrieb und weitere im Bau.
Eine beispiellose Erfolgsgeschichte, doch diese Erfolgsgeschichte fand aufgrund politischer und juristischer Querelen und Anti-Atom-Protesten keine Fortsetzung und endete, um es vorwegzunehmen, mit der Abschaltung der letzten drei Kernreaktoren am 15.04.2023.
Politik hat versagt
Der friedlichen Nutzung der Kernenergie wurde ein hoher Stellenwert als zukunftsorientierter Wirtschaftsbereich eingeräumt, man sah eine Alternative zu den bisher verwendeten Energieträgern Kohle und Wasserkraft. 1955 wurde sogar ein Bundesministerium für Atomfragen eingerichtet, dessen erster Minister kein Geringerer als der bayerische Politiker Franz Josef Strauß war. Es gab sogar ein Atomprogramm. Es entstand eine allgemein positive Grundhaltung für die Kernenergie. Deutsche Firmen wie Siemens waren führend in der Kerntechnologie. In Deutschland gab es die sichersten Kernkraftwerke.
Die Befürwortung wandelte sich jedoch im Laufe der Jahre bis zur Wiedervereinigung in der Bundesrepublik Deutschland, jedoch nicht in der ehemaligen DDR. Aus der Anti-Atombewegung entstand damals die Partei – die GRÜNEN.
Begonnene Vorhaben im Zusammenhang mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie wurden eingestellt, dazu gehören der Schnelle Brüter in Kalkar (1991), die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf (1989), die MOX-Brennelementefabrik in Hanau (1991), das Kernkraftwerk in Mülheim-Kärlich (1988), der Thorium-Hochtemperatur-Reaktor (THTR) in Hamm-Uentrop (1989) sowie der DDR-Kernkraftwerke in Lubmin und Rheinsberg (1990).
Risiken
Das Leben ist mit Gefahren verbunden – das war schon immer so. Und Risiken im Zusammenhang mit der Energieerzeugung gibt es viele: Staudämme können brechen, der Abbau von Kohle in Bergwerken ist sehr gefährlich (tausende Tote jährlich), Windkrafträder können brennen und Flügel verlieren, Öl-Tanker können stranden, um nur einige Möglichkeiten zu nennen.
Spricht man über die Gefahren im Zusammenhang mit der Kernenergie, so werden spontan zwei Namen genannt: Tschernobyl und Fukushima. Nachfolgend werden die beiden Ereignisse, die außerhalb Deutschlands stattfanden kurz dargestellt und die jeweiligen Risiken beim Transport mit einzubeziehen.
Tschernobyl am 26.05.1986
Der Unfall im russischen Kernkraftwerk Tschernobyl war eine sehr große Katastrophe und Teile Europas wurden, teilweise bis hoch nach Skandinavien, mit einer „radioaktiven Wolke“ überzogen. Laut Untersuchungen der IAEO kamen 41 Personen ums Leben und viele Personen (8.000?) wurden durch radioaktive Strahlen verletzt.
Die Ursache war ein vorsätzlich falsches Verhalten des Betriebspersonals in der Leitzentrale. Das führte dazu, dass der Kernspaltungsprozess außer Kontrolle geriet und einen GAU (Größter Anzunehmender Unfall) auslöste.
In einem Kernkraftwerk deutscher Bauart wäre ein solcher Unfall rein technisch unmöglich gewesen.
Fukushima (11.03.2011)
Ein Tsunami löste vor der japanischen Küste eine Welle aus, die die Küste rund um das Kernkraftwerk Fukushima zerstörte und im Kernkraftwerk das dort vorhandene Kühlsystem außer Betrieb setzte. Das führte zu einem GAU.
Etwa 20.000 Menschen wurden durch den Tsunami getötet, im Kernkraftwerk ertrank eine Person. Keine Person wurde durch Strahlung getötet.
Auch dieser Vorfall wäre in einem Kernkraftwerk deutscher Bauart unmöglich gewesen.
Transporte
Transporte mit radioaktiven Stoffen werden immer als besonders gefährlich dargestellt. Die Realität sieht anders aus! Dank der Empfehlungen der IAEO sind die Transporte so sicher, dass es weltweit in 70 Jahren keinen einzigen Unfall mit Freisetzung radioaktiver Stoffe gegeben hat. Weltweit hat es beim Transport radioaktiver Stoffe also keinen Toten gegeben und niemand wurde signifikant durch Strahlung geschädigt.
Weltweit werden immer mehr Kernkraftwerke gebaut
In Sachen Energie aus Kernkraftwerken ist Deutschland mit dem Ausstieg eine Art ‚Geisterfahrer‘.
Derzeit sind laut der jüngsten IAEO-Jahresprognose weltweit 437 Kernkraftwerke in Betrieb und 53 im Bau in 19 Ländern, darunter 9 in Bangladesch, Weißrussland, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Diese Länder haben sich erstmals für die nukleare Stromerzeugung entschieden.
„Die jüngsten IAEO-Jahresprojektionen zeigen, dass die Kernenergie weiterhin eine Schlüsselrolle im kohlenstoffarmen Energiemix der Welt spielen wird. In unserem High-Class-Szenario wird sich die globale nukleare Stromkapazität bis 2050 nahezu verdoppeln. Der Klimaschutz bleibt ein wesentlicher potenzieller Treiber für die Aufrechterhaltung und Ausweitung der Nutzung der Kernenergie“, sagte IAEO–Generaldirektor Rafael Mariano Grossi.
Endlagerung nur ein politisches Problem
Im Zusammenhang mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie kommt immer das Argument auf, dass die Endlagerung abgebrannter Brennelemente ja nicht gesichert sei.
Fakt ist, dass andere Länder wie beispielsweise Schweden und auch Finnland die Endlagerung gelöst haben und in Schweden ist der Besuch des Endlagers in Forsmark (nördlich von Stockholm an der Ostseeküste) sogar ein touristisches Erlebnis.
In Deutschland ist und bleibt die Endlagerung leider ein politisches Problem – und das wird noch Jahrzehnte dauern.
2001 wurde die Erkundung des vorgesehenen Endlagers Gorleben vom damaligen Umweltminister Jürgen Trittin eingestellt. Im Moratorium, mit dem die Einstellung besiegelt wurde, steht geschrieben „Es liegen keine Anhaltspunkte vor, dass Gorleben ungeeignet ist.“ Heute wird immer noch nach einem Endlager gesucht – dazu wurde eine sogenannte Findungskommission gegründet.
Zurzeit wird auch an den jeweils außer Betrieb genommenen Kernkraftwerken zwischengelagert, obwohl es drei Zwischenlager in Aahaus, Lubmin und Gorleben gibt. Die dezentralen Zwischenlagerungen müssen rund um das Jahr bewacht werden und kosten jährlich viele Millionen Euro.
Resümee
Bis auf weiteres kann weltweit aufgrund zunehmender Bevölkerungszahl die Energieversorgung nur mit Kernkraftwerken gelöst werden. Der deutsche Ausstieg aus dieser Art der Energieerzeugung ist unverantwortlich.
Klaus Ridder | Quelle: alle Bilder