Jüdische Kulturtage Görlitz vom 05.-18. November 2023

Blick in den prächtigen Kuppelsaal des Kulturforums Görlitzer Synagoge während eines Konzerts. Ab dem 5. November finden hier erstmalig die Jüdischen Kulturtage Görlitz statt. / © Paul Glaser

Logo_EGZ-kleinMit Konzerten, Lesungen und Tanztheater lädt das Kulturforum Görlitzer Synagoge im November erstmalig zu den Jüdischen Kulturtagen ein. Das Gedenken an die Pogromnacht vom 09. November 1938 ist Ausgangspunkt für die neue Veranstaltungsreihe. Sie lenkt den Blick auf die vielen Facetten jüdischer Kultur und Lebensart in Görlitz und in der Welt. Die jüdischen Einwohner von Görlitz waren ein wichtiger und einflussreicher Teil der Bürgerschaft. Ihre Emanzipation spiegelt sich auch am Bau der neuen Görlitzer Synagoge im Jahr 1911 wider.

Die Jüdischen Kulturtage Görlitz vom 05. bis 18. November ergänzen das Gedenken an die Novemberpogrome von 1938 um einen wichtigen Aspekt. Konzerte und Lesungen, Film und Ausstellung wollen erfahrbar machen, dass Juden in Deutschland und in der Oberlausitz keine Exoten oder Fremde waren, sondern Nachbarn, Schulfreunde, Berufskollegen, Geschäftspartner, Freunde. Und sie brachten viel Kultur und Lebensfreude in die Stadt mit ein, die ihnen Heimat war. Die Jüdischen Kulturtage Görlitz wollen auf die Vielfalt aufmerksam und neugierig machen, mit der die jüdische Bürger bis zu ihrer Vertreibung und Ermordung das gesellschaftliche Leben in Görlitz und der Oberlausitz bereichert haben.

Konzipiert und veranstaltet werden die Jüdischen Kulturtage Görlitz von der Görlitzer Kulturservicegesellschaft, die auch das Kulturforum Görlitzer Synagoge betreibt. Eröffnet wird die Veranstaltungsreihe mit einem literarisch-musikalischen Programm über den Görlitzer Juristen und Publizisten Paul Mühsam. Den Abschluss bildet am 18. November ein Konzert der Neuen Jüdischen Kammerphilharmonie Dresden mit selten gespielten Meisterwerken jüdischer Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts.

Ein besonderer Beitrag zum Gedenken an die Reichspogromnacht ist das Tanztheaterstück „Jawoll!“ von Marko E. Weigert und Dan Pelleg, das eindringliche Bilder von Terror und Gewalt zeigt und die Entstehung von Diktaturen analysiert. Ein überraschendes musikalisches Porträt über den aus Wien stammenden und nach Schottland emigrierten Komponisten Hans Gál ist am Sonnabend, 11. November, zu erleben. Die Tochter des Komponisten wird in das Konzert einführen.

Außer dem Kulturforum Görlitzer Synagoge ist auch die Heine Kinobar im Stadtzentrum ein Spielort der Jüdischen Kulturtage. Dort ist die amerikanische Filmkomödie „Tango Shalom“ zu sehen, in der ein orthodoxer Rabbi sich überreden lässt, an einem Tango-Wettstreit teilzunehmen.

Zum Programm der Jüdischen Kulturtage

Über die Görlitzer Synagoge

Die historische „Neue Synagoge“ zu Görlitz wurde im März 1911 feierlich eröffnet und hat als eines von sehr wenigen jüdischen Gebetshäusern in Deutschland die Pogromnacht vom 9. November 1938 überstanden haben. Die Synagoge wurde zwar angezündet, doch das Feuer wurde gelöscht. Als Synagoge wurde sie seither nie wieder regelmäßig genutzt. Nach dem Holocaust hat sich in Görlitz bis heute keine jüdische Gemeinde mehr gegründet. Seit den 1960 Jahren gehört die ehemalige Synagoge offiziell der Stadt Görlitz. Im Sommer 2021 wurde das Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung nach umfassender Sanierung und Modernisierung als Kulturforum Görlitzer Synagoge neu eröffnet. Das Haus ist ein begehbares Denkmal und somit ein kultureller und geschichtlicher Lernort. Zudem bietet das Kulturforum Raum für Kulturveranstaltungen und Tagungen.

Originale Stätten in der Stadt besuchen

Darüber hinaus können Besucherinnen und Besucher weitere geschichtsträchtige Orte erkunden, zum Beispiel den jüdischen Friedhof mit imposanten Grabmalen und repräsentativen Familiengrabstätten. Er wurde 1849 angelegt. Bis 1934 fanden hier regelmäßig Beerdigungen statt. In der Zeit des Dritten Reiches gab es auf diesem Friedhof kaum noch Bestattungen. Viele Juden flüchteten aus Görlitz, gingen in die Emigration oder wurden deportiert. Der Friedhof jedoch blieb bestehen, ebenso die ehemalige Feierhalle an der Südseite.

Auch die Alte Synagoge, heute ein Literaturhaus, ist einen Besuch wert. Sie diente 57 Jahre als Gotteshaus, bis 1911 die Neue Synagoge in der Otto-Müller-Straße gebaut wurde. Außerdem finden sich in der Nikolaistraße 5/6, im Kellergewölbe des heutigen Hotels Paul Otto, Teile eines jüdischen Bades, auch Mikveh genannt. Dessen Entstehung wird auf das 14. Jahrhundert datiert.

Eine themenspezifische Stadtführung ergänzt das Programm der Jüdischen Kulturtage und bringt Interessierte an markante Orte, verweist auf Biografien und gibt Einblick in die jüdische Geschichte von Görlitz.

Termine:
05.11. um 11.00 Uhr
09.11. um 14.00 Uhr
18.11. um 13.30 Uhr