Ein Zeichen der Solidarität und gegen Antisemitismus

Im Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome 1938 zündet Oberbürgermeisterin Katja Dörner mit Dr. Margaret Traub (r.) Kerzen an. Foto: Sascha Engst/Bundesstadt Bonn

Logo Stadt Bonn GoldGemeinsam haben die „Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus“ und die Bundesstadt Bonn am Freitag, 10. November 2023, an die Opfer der Novemberpogrome 1938 gedacht. Damals waren Synagogen niedergebrannt, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert und im Anschluss Juden und Jüdinnen verhaftet und in Konzentrationslager gesperrt worden.

Katja Dörner
OB Katja Dörner, Foto: Schafgans/Bundesstadt Bonn

Die Gedenkveranstaltung fand im Foyer der Bonner Oper statt und stand in diesem Jahr unter dem Eindruck des Pogroms der radikal islamistischen Hamas mit dem Terrorangriff am 07. Oktober 2023 in Israel. „Wer heute Synagogen angreift, Jüdinnen und Juden bedroht oder den Tod wünscht, wer die Existenz des einzigen jüdischen Staates in Frage stellt, agiert gegen unsere freiheitliche-demokratische Grundordnung und kämpft niemals für Menschlichkeit und Menschenrechte“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Weltweit zeigen der Hass auf Straßen und in Sozialen Netzwerken, auch das erneute Erstarken des Antisemitismus deutlich, wie wichtig Israel ist. Wir kommen daher heute auch zusammen, um entschlossen als Gemeinschaft der Bonner*innen ein Zeichen der Solidarität zu setzen – gegen Antisemitismus in Bonn und weltweit.“

Dr. Margret Traub
Dr. Margaret Traub, Vorsitzende der Synagogengemeinde Bonn | (Quelle)

„Der 07. Oktober 2023 wird in die Geschichte eingehen als der dunkelste Tag seit dem Holocaust. Wir gedenken deshalb heute nicht nur der sechs Millionen Opfer der Shoah, sondern schließen die 1.400 getöteten, zahllosen Verletzten und mehr als 240 verschleppten Geiseln des Überfalls der Hamas auf den Staat Israel ein“, sagte Dr. Margaret Traub, Vorsitzende der Bonner Synagogengemeinde.

Pfarrer Martin Engels | Quelle Evangelisches Forum Bonn
Pfarrer Martin Engels | Quelle: Evangelisches Forum Bonn

Pfarrer Martin Engels, Sprecher der Initiative: „Dass sich Jüdinnen und Juden 85 Jahre nach dem schrecklichen Novemberpogrom Gedanken über ihre Sicherheit in unserer Stadt machen müssen, dürfen wir als Gesellschaft nicht hinnehmen. 1938 haben die Leute zugeschaut als die Synagogen brannten und noch viel mehr haben wegschaut. Wenn wir sagen „Nie wieder!“ dann müssen wir uns gegen jede Form von Menschenverachtung wehren und vor, hinter und an der Seite der Menschen stehen, die von Hass Gewalt und Ausgrenzung bedroht sind.“

Die Gedenkveranstaltung moderierte Astrid Mehmel, Leiterin von Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn. Es sangen Kantor Barry Mehler und der Kinder- und Jugendchor des Theaters Bonn unter der Leitung von Ekaterina Klewitz.

Die Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus

Veranstalter der Gedenkveranstaltung ist die Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus. Zu ihr gehören: Bildungsforum Lernwelten, Deutsch-Israelische Gesellschaft -Arbeitsgemeinschaft Bonn, Evangelisches Forum Bonn, Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum der Stadt Bonn, Förderverein Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn, Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Bonn, Katholisches Bildungswerk Bonn, Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn, Synagogengemeinde Bonn, Theater Bonn und Volkshochschule Bonn.

Zur Geschichte des Novemberpogroms in Bonn

Am 07. November 1938 schoss der 17-jährige Herschel Grynszpan auf den Legationssekretär der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath. Grynszpan wollte ihn zwingen, seinen Eltern, die kurz zuvor von Hannover nach Polen deportiert worden waren, zu helfen. Als der Diplomat am 9. November 1938 seinen Verletzungen erlag, diente die Tat des verzweifelten Jungen den Nationalsozialisten als Vorwand, um eine angebliche “jüdische” Verschwörung darzustellen und gegen die jüdischen Deutschen vorzugehen. Es folgte ein Pogrom, wie er in Deutschland seit Jahrhunderten nicht mehr stattgefunden hatte.

Da der entsprechende Befehl in Bonn – wie auch in anderen Städten – erst weit nach Mitternacht bei der Gestapo einging, wurden in Bonn die Synagogen ab dem Morgen des 10. November in Brand gesetzt: Die Synagogen in Bonn, Bad Godesberg, Beuel, Mehlem und Poppelsdorf brannten am helllichten Tag, Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört. In den darauffolgenden Tagen wurden auch in Bonn jüdische Männer verhaftet und einige Tage darauf in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Nur wenige Bonnerinnen und Bonner, wie die Familie Kahle, halfen ihren jüdischen Freunden, Nachbarn oder Bekannten.