Stars und Sterne in der Soers: Spitzensport trifft Spitzenköche

Am abschließenden Sonntag besuchten den Deutsche Bank Preis der Dressur und den Rolex Grand Prix (Großer Preis von Aachen) rund 43.000 Besucher. Von Donnerstag bis zum Sonntag kamen 86.500 Besucher auf das traditionsreiche Turniergelände in der Aachener Soers. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis“, sagte Frank Kemperman, Turnierdirektor und Vorstandsvorsitzender des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV). „Insbesondere freut mich, dass rund 30 Prozent der Besucher erstmals hier waren und wegen ,Aachen Gourmet‘ gekommen sind.“ Einige davon kamen am Donnerstag und Freitag, als das Turniergelände ohne den sonst üblichen Pferdesport doch ein bisschen verwaist wirkte.


Luxemburgs Sterneköchin Léa Linster (links) kauft man ihr Motto ab: „Wo gegessen wird, da ist Herzlichkeit.“ Sie machte die Besucher mit ihren Madeleines glücklich. © Frank Fäller

Trotzdem oder gerade deshalb schienen die (Michelin-)Sterne in der Soers:  Johann Lafer, Koch-Weltmeisterin Léa Linster aus Luxemburg, der mit drei Michelin-Sternen dekorierte Dieter Müller sowie Lokalmatador Christof Lang aus Aachen, Bio-Koch Rainer Hensen, die Köche von Otto Gourmet und die Molekularköche vom „De Leuf“ aus den Niederlanden gaben sich auf einer kleiner Gourmet-Meile auf dem Turniergelände ein Stelldichein. „Aachen Gourmet“ hieß Sterneköche und Stars zum Anfassen. Reiner Calmund, Gourmet-Botschafter mit Leibesfülle und Michael Mronz, Geschäftsführer der Aachener Reitturnier GmbH,  heißen die Initiatoren dieser Idee, die beim gemeinsamen Frühstück entstanden ist. Für die Besucher sicher ein Gewinn, denn nicht oft gibt es die Gelegenheit verschiedene Köstlichkeiten zu erschwinglichen Preisen zu genießen – und ganz nebenbei ein Selfie mit den bekannten und geduldigen Fernseh-Köchen zu schießen oder ein Plausch mit den ebenfalls gut aufgelegten Köchen aus der Euregio Maas-Rhein zu halten.


Nicht nur Fernseh-Koch Johann Lafer präsentierte sich gut gelaunt. Auch Aachens Sternekoch Christof Lang (rechts) strahlte für seine Gäste – hier mit einer Schale voller Trüffel. © Frank Fäller

Christof Lang vom „La Bécasse“ betonte: "Hier im Stadion zu stehen, auf dem Soerser Rasen – das ist auch für mich als Aachener etwas Besonderes.“ Aus seiner Jugend habe er noch in Erinnerung, wie die Pferde über die Straßen zum Verladen an den Westbahnhof getrieben wurden, oder wie das Raunen der Zuschauer vom Stadion bis in die Stadt getragen wurde. Der Sternekoch hat auch etwas gewagt: „Wir haben unter anderem zehn Kilo Trüffel gekauft, so richtig einschätzen kann man die Nachfrage ja nicht“, schmunzelt er trotz dieser Investition, die neben seiner Hummerwürstchen nicht von Pappe waren. „Prima Idee“, lautete sein Urteil. Und Johann Lafer gibt es gar nicht schlechtgelaunt oder pessimistisch: „Wenn etwas übrig bleibt, gibt es eben ein leckeres Personalessen anschließend.“ Am Sonntag standen die Leute allerdings Schlange vor seinem Zelt…  

Chance auf den Rolex Grand Slam

Geritten wurde natürlich auch: Im Hauptstadion hatten vor vollen Rängen sieben Reiter aus fünf Nationen das Stechen des Großes Preises von Aachen erreicht. Scott Brash ging als letzter Starter in den Stechparcours und behielt die Nerven. Daniel Deußer (Deutschland) hatte ihn mit einer flotten Null-Fehler-Runde unter Druck gesetzt, doch sein Ritt reichte am Ende knapp nur für Platz zwei.
Als erster Reiter aller Zeiten ist es dem 29jährigen Schotten gelungen, zwei Major-Turniere in Folge zu gewinnen. Dem Sieg im Rolex Grand Prix ging im Dezember ein Sieg beim CHI im schweizerischen Genf voraus. Folgt nun noch der Sieg beim nächsten Major-Turnier, dem Spruce Meadows „Masters“ im September in Kanada, wird Brash berühmt: als erster Sieger des Rolex Grand Slam der Springreiter. Neben dem sportlichen Erfolg winkt dann das große Geld. Für den Rolex Grand Slam-Sieg gibt es eine Million Euro zusätzlich zum Preisgeld, für zwei Siege in Reihe 500.000 Euro. Nach seinen Siegen beim CHI Genf im vergangenen Dezember und nun in Aachen hat Scott Brash eine halbe Million Euro zusätzlich zum Preisgeld bereits sicher.

Überraschung im Deutsche Bank Preis

Spannung auch in der Dressur: Beim diesjährigen Deutsche Bank Preis gab es die eine oder andere Überraschung. Zwar startete die Schwedin Tinne Vilhelmson Silfvén als letzte Starterin in dem mit 150.000 Euro dotierten Großen Dressurpreis von Aachen, am Ende stand sie aber ganz vorne. 82,475 Punkte holte die 47-Jährige mit Don Auriello und verbesserte sich damit deutlich im Vergleich zum Vorjahr. 2014 absolvierte sie als Siebte den Deutsche Bank Preis. Dementsprechend groß war ihre Freude. Zuvor im PHILIPS-Preis musste sich Silfvén noch Isabell Wert geschlagen geben.


Prächtig anzusehen waren historische Wagen aus der „Kutschenremise“, wie dieser von 1870 des Herstellers Rothschild aus Paris. © Frank Fäller

Zeitreise mit Gespannen aus Wiehl im Oberbergischen Land

Alte Gespanne, manche über 100-200 Jahre alt, waren nicht nur auf dem Gelände ausgestellt, sondern präsentierten sich voll besetzt mit Akteuren in historischen Gewändern in der Aachener City – ein herrliches Bild aus „entschleunigten“ Zeiten. Möglich gemacht hat diese Zeitreise auf Rädern Siegward Tesch. Er ist nicht nur langjähriger Partner des CHIO Aachen, sondern auch selbst als Fahrer unterwegs – früher auf Turnieren, mittlerweile ausschließlich als Traditionsfahrer. Er sammelt die historischen Wagen und hat sie in einem Kutschenmuseum, der „Kutschenremise“ in Wiehl im Oberbergischen Land, auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. (Frank Fäller)

Schreibe einen Kommentar