„Louise Bourgeois The Woven Child“ im Gropius Bau Berlin

Louise Bourgeois, Couple IV, 1997 Stoff, Leder, rostfreier Stahl und Kunststoff, 50,8 x 165,1 x 77,5 cm The Easton Foundation/VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Christopher Burke

Berlin. Der Martin Gropius Bau Berlin zeigt vom 22. Juli bis 23. Oktober 2022 die Ausstellung „Louise Bourgeois: The Woven Child“. Im Zentrum der Schau steht das textile Werk der Künstlerin.

Interesse an Psychologie

Louise Bourgeois war eine herausragende französisch-amerikanische Künstlerin des 20. Jahrhunderts. Bekannt ist sie für ihre Darstellungen der weiblichen Form und eine traumhafte Bildsprache, die in Skulpturen, Gemälden, Druckgrafiken und Installationen zum Ausdruck kommt. Ihr Werk ist von traumatischen Kindheitserfahrungen und einem Interesse an Psychologie geprägt. Es sind emotionale Arbeiten, die sich mit Sexualität, Schmerz und Angst auseinandersetzen. Obwohl sie als feministische Künstlerin galt, identifizierte sich Bourgeois nie mit diesem Etikett. „Meine Arbeit beschäftigt sich mit Problemen, die vorgeschlechtlich sind“, hat sie einmal gesagt. Eine besondere Beziehung besaß die Künstlerin zu Spinnen, die sie in unterschiedlichen Größen und Materialien schuf.

Louise Bourgeois in ihrem Haus in der West 20th Street in NYC, 1992 The Easton Foundation/VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Claire Bourgeois

Textile Arbeiten

Die Berliner Ausstellung „The Woven Child“ wirft ein neues Licht auf Louise Bourgeois, indem sie die textilen Arbeiten der Künstlerin mit den Prozessen der Materialauswahl, ihrer Biografie und den Themen Körper, Erinnerung, Weiblichkeit, Trauma und Reparatur in Verbindung bringt. Anhand einer Vielzahl von Skulpturen, Installationen, Zeichnungen, Collagen, Büchern und Drucken zeigt sie die lebenslange Verbindung der Künstlerin zu Textilien – und die Erinnerungen, die diese hervorriefen. Ihre textilen Arbeiten, mit denen sie erst im Alter von über achtzig Jahren begann, gehören laut Mitteilung des Gropius Baus „zu ihren eindringlichsten und intimsten Werken.“ Der späte Entschluss, aus ihrer Kleidung und Haushaltstextilien Kunstwerke zu schaffen, war ein Mittel, die Vergangenheit sowohl zu transformieren als auch zu bewahren.“ Bourgeois verarbeitete die Gegenstände, mit denen sie Erinnerungen an bestimmte Orte und Menschen verband, zu skulpturalen Installationen. Viele dieser Werke werden präsentiert, zum Beispiel ihre „Cells“ und die freistehenden „Pole Pieces“.

Die Ausstellung wird kuratiert von Ralph Rugoff, Direktor der Hayward Gallery, und Julienne Lorz, ehemalige Hauptkuratorin des Gropius Bau.

Louise Bourgeois, Untitled, 2002 Wandteppich und Aluminium, 45,7 x 30,5 x 30,5 cm The Easton Foundation/VG Bild-Kunst, Bonn 2021,
Foto: Christopher Burke

Hochgelobte Retrospektive im MOMA

Geboren am 25. Dezember 1911 unter dem Namen Louise Joséphine Bourgeois in Paris, studierte die Künstlerin dort zunächst Mathematik an der Sorbonne. Nach dem Tod ihrer Mutter besuchte sie dann aber eine Reihe von Pariser Kunstakademien, darunter die renommierte École des Beaux-Arts. Unterrichtet wurde sie unter anderem von Fernand Léger. Nachdem sie den amerikanischen Kunsthistoriker Robert Goldwater geheiratet hatte und 1938 in die Vereinigten Staaten ausgewandert war, studierte sie an der New Yorker Art Students League bei Vaclav Vytlacil. Bourgeois blieb lange Zeit unentdeckt, wurde aber nach einer hochgelobten Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art im Jahr 1982 zunehmend populärer. Louise Bourgeois starb am 31. Mai 2010 im Alter von 98 Jahren in New York. pk