Ausstellungsvorschau 2024 Kunstsammlung NRW K 20 und K 21

Yoko Ono in „HALF-A-ROOM“, 1967 from HALF-A-WIND SHOW, Lisson Gallery, London, 1967 Photograph: Clay Perry © Yoko Ono

Düsseldorf. Von Hilma af Klimt über Wassily Kandinsk, Yoko Ono, Lars Eidinger bis zu Katherina Sieverding reicht die Ausstellungspalette der beiden Schauorte K 20 und K 21 der Kunstsammlung NRW.

Leitlinien der westlichen Abstraktion

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Hilma af Klint, „Group IV, The Ten Largest, no. 7, Adulthood“, 1907, Courtesy of the Hilma af Klint Foundation. Foto: The Moderna Museet, Stockholm.

Gestartet wird das Programm im K 20 mit der Schau „Hilma af Klint und Wassily Kandinsky – Träume von der Zukunft“. Sie beginnt am 16. März und endet am 11. August. Zwei große Namen gelten als Leitlinien der westlichen Abstraktion: Auf der einen Seite Wassily Kandinsky (1866–1944), der russische Maler, Mitbegründer des „Blauen Reiter“ in München und Lehrer am Bauhaus in Weimar und Dessau. Zum anderen Hilma af Klint (1862–1944), die schwedische Künstlerin, deren visionäres Werk erst kürzlich wiederentdeckt wurde und die seitdem ein großes Publikum begeistert.

„Träume von der Zukunft“

Mit der Ausstellung in der Kunstsammlung NRW werden die Werke von af Klint und Kandinksy zum ersten Mal in einer umfassenden Ausstellung vereint. Geboten wird damit die einzigartige Möglichkeit, die Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Notizen vergleichend zu betrachten und nachzuvollziehen. Af Klint und Kandinsky, die fast zeitgleich lebten, ist dabei gemeinsam, dass sie mit der Abstraktion viel mehr als einen neuen Malstil erfinden wollten. Beide träumten von einer Zukunft, zu der die Kunst den Weg weisen sollte.

Räume der Reflexion

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Gerhard Richter, „Mauer“, 1994 Öl auf Leinwand, 250 x 200 cm, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, © Gerhard Richter 2023.
Foto: Achim Kukulies

Visionen von morgen. Geschichten der Abstraktion“, lautet der Titel, der ab dem 06. Juni ebenfalls im K 20 beginnenden Ausstellung. Die Herausforderungen und Krisen des 20. Jahrhunderts haben Künstlerinnen und Künstler bewegt, die Welt zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Es entstanden die visionären Bilder von Etel Adnan, Paul Klee, Henri Matisse, Alice Neel und Andy Warhol. Die Kunst bot ihnen Zuflucht und eröffnete Räume der Reflexion, sie war aber auch ein Spiegel und Motor des gesellschaftlichen Wandels.

Die neue Präsentation der K20 Sammlung begegnet den Geschichten der Abstraktion mit aktuellen Fragen der Gegenwart. Sie sucht nach den Verbindungslinien, Kontinuitäten und Brüchen zwischen gestern, heute und morgen. Der Rundgang folgt einer losen chronologischen Struktur und verwebt thematische Räume mit dialogischen Inseln. Mit dieser Neupräsentation zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ihre historischen Bilder und zahlreiche Neuerwerbungen und widmet sich den vielstimmigen und wechselvollen Geschichten der abstrakten Kunst.

Umweltkampagnen

Im K 20 wird vom 28. September bis zum 16. März 2025 die Ausstellung „Yoko Ono Highlight 2024“ gezeigt. Die internationale Konzeptkünstlerin Yoko Ono (geboren 1933 in Tokio) ist eine Schlüsselfigur der Konzeptkunst (Fluxuspionierin und Performance), des Films und der Musik. Sie entwickelte ihre Praxis in den Vereinigten Staaten, Japan und Großbritannien und ist bekannt für ihren Aktivismus, ihren Einsatz für den Weltfrieden und ihre Umweltkampagnen. Im Mittelpunkt ihrer Kunst stehen Ideen, oft auf poetische, humorvolle und radikale Weise zum Ausdruck gebracht.

Schlüsselmomente in Onos Werdegang

Die Ausstellung umfasst mehr als sechs Jahrzehnte und konzentriert sich auf Schlüsselmomente in Onos Werdegang. Zu sehen sind einige ihrer meistdiskutierten und kontroversesten Werke und Performances, von „Cut Piece“ (1964), bis zu ihrem radikalen Film No. 4 (Bottoms) (1966-67), den sie als „Petition für den Frieden“ geschaffen hatte. Neben ihren frühen Performances, Arbeiten auf Papier, Objekten und Musik gibt es eine Auswahl ihrer aktivistischen Projekte zu entdecken wie „Peace it Power“ und „Wish Tree“, an dem die Besucherinnen und Besucher ihre persönlichen Friedenswünsche hinterlassen können. Mit ihren Anleitungen und Event Scores lädt Ono zur Teilnahme ein, durch einfache gedankliche Handlungen aber auch in aktiver Begegnung mit ihren Werken.

Umfassende Retrospektive von Mike Kelley

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Mike Kelley, „Ghost and Spirit“, Ectoplasm Photograph 7, 1978/2009 © Mike Kelley Foundation for the Arts/ VG Bild-Kunst, Bonn 2023

„Mike Kelley. Ghost and Spirit““ ist Titel der Ausstellung, die vom 23 März bis zum 08. September im K21 gezeigt wird. Das Werk von Mike Kelley (1954–2012) ist experimentell, opulent und irritierend und es gilt als eines der einflussreichsten seit den späten 1970er-Jahren. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt eine umfassende Retrospektive, die in Zusammenarbeit mit Tate Modern, London, der Pinault Collection, Paris, und dem Moderna Museet, Stockholm entstand. Ob spiritistische Vorstellungen, Heavy Metal oder die Superman-Comics, Kelley greift Bilder und Mythen der Pop- und Subkultur auf, um bleibende Fragen nach dem Ort des Menschen in der Welt und Gesellschaft zu stellen. Prägungen durch Politik und Erziehungssysteme werden ebenso thematisiert wie Klassen- und Genderzugehörigkeit: In den 1990er[1]Jahren gaben seine „Handarbeits“- und Stofftier-Arbeiten Rätsel auf und es wurde sichtbar, dass hinter den vermeintlich harmlosen Spielzeugen etwas Unheimliches, Bedrohliches, Abseitiges lauert.

Videomontage

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„Forthcoming“. Spekulationen im urbanen Raum Filmstill: Walid Raad, Sweet Talk Commissions (Solidere: 1994-1997), 2019. digitales Panoramavideo,

„Forthcoming. Spekulationen im urbanen Raum“: Im Zentrum der Gruppenausstellung, die vom 13.April bis zum 04. August im K21 gezeigt wird, steht die raumgreifende Videoinstallation „Sweet Talk Commissions Beirut“ (Solidere: 1994-1997), 2019, des libanesisch-US-amerikanischen Künstlers Walid Raad (geboren 1967 in Chbanieh). Die Videomontage besteht aus gespiegelten und verlangsamten Aufnahmen von Gebäudesprengungen durch die Immobilienfirma „Solidere“ im Beirut der 1990er Jahre, nach Ende des libanesischen Bürgerkriegs. Erinnerung, Verlust, Umbruch und Gewalt, aber auch Wiederaufbau sind Ausgangspunkte für die in der Ausstellung versammelten, internationalen künstlerischen Perspektiven. Die Stadt wird zum Austragungsort für politische und gesellschaftliche Zukunftsfragen, die die Möglichkeiten gemeinschaftlichen Lebens reflektieren.

Fotos mit dem Smartphone

 „Lars Eidinger. O Mensch“ (Laufzeit: 31.August bis 26. Januar 2025), ist eine weitere Ausstellung im K21. Der Künstler Lars Eidinger (geboren 1976 in West-Berlin) erstellt den Großteil seiner Fotos mit dem Smartphone. Seine Vorgehensweise verdeutlicht die starke Verbindung mit der Zeit, in der wir leben. Eidinger fotografiert Zustände und Situationen, die im Alltag oftmals unscheinbar sind und unbeachtet bleiben. Indem er sie ins Bildzentrum rückt, löst er bei den Betrachtenden eine Auseinandersetzung mit Themen wie dem städtischen Leben, der vom Menschen gebändigten Natur, aber auch mit dem verletzlichen Körper sowie mit Armut, Verzweiflung, Wahnwitz und Einsamkeit aus. Die Ausstellung zeigt eine in enger Absprache mit Eidinger getroffene Auswahl von neuen fotografische Arbeiten und Videos.

Die Macht der Bilder

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Katharina Sieverding, Titelbild: „Cover image“: „MATON I/1“, 1969–1972, Schwarz-Weiß-Fotografie 29,7 × 21 cm © Katharina Sieverding, Foto: © Klaus Mettig, VG Bild-Kunst 2023

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen würdigt mit einer großen Überblicksausstellung im K 21 (01.November bis zum 09.März 2025 das Werk der international gefeierten Fotopionierin und die kritische Stimme Katharina Sieverdings (geboren 1941 in Prag). Seit den späten 1960er Jahren stellt die vielfach ausgezeichnete Künstlerin mit ihren Arbeiten grundsätzliche Fragen zu Identität, Gender und Race, aber auch nach der Macht der Bilder und der damit verbundenen gesellschaftlichen Verantwortung. Mit ihren monumentalen Arbeiten, die sich der Performance, der Body Art und dem Experimentalfilm zuordnen lassen, hat sie der Fotografie eine neue Dimension hinzugefügt. Sie begreift das Medium Fotografie als plastisch formbares und transformierbares Material, das sich in ein interdisziplinäres Denken und Arbeiten weiten muss und letztendlich immer mit einem politischen Kommentar verbunden ist. Insofern ist es konsequent, dass sich ihre Ausstellung in K21 auch in den öffentlichen Raum erstrecken wird. Neben einer neuen Arbeit und zentralen Werken ihres über 50-jährigen Schaffensprozesses wird erstmals auch ihr umfassendes Archiv als offener Denk- und Diskursraum in die Präsentation einbezogen. pk