STEFAN SAGMEISTER: The Happy Show

MAK-Ausstellungsansicht, 2015
Meditation, kognitive Therapie, stim- mungsaufhellende Medikamente Sagmeister testete alles Glückversprechende am eigenen Körper und verarbeitete seine Experimente zur Ausstellung The Happy Show, die nun nach Stationen in Nordamerika und Paris auch in Wien angekommen ist. Vom 28. Oktober 2015 bis 28. März 2016 durchflutet STEFAN SAGMEISTER: The Happy Show das MAK und lässt mit multimedialer Unterstützung an Stefan Sagmeisters mitreißender Suche nach dem Glück teilhaben.

Mehr als zehn Jahre lang beschäftigte sich der charismatische Grafikdesigner mit Glück und der Leichtigkeit des Seins. Sagmeister (geboren 1962 in Bregenz, lebt und arbeitet in New York), der sein New Yorker Studio alle sieben Jahre für eine Auszeit schließt, plante seine Happy Show während seines letzten Sabbaticals im Jahr 2009. Mit Videos, Drucken, Infografiken und Skulpturen dokumentiert die inspirierende Schau Sagmeisters intensive Selbstversuche und bezieht mit interaktiven Installatio- nen, die zum Teil eigens für die Schau angefertigt wurden, auch die BesucherInnen in die Glücksforschung ein.

Getaucht in ein symbolträchtiges Smiley-Gelb eröffnen Interventionen in der MAK-Säulenhalle, der MAK-Schausammlung Gegenwartskunst, dem MAK DESIGN LABOR, der MAK GALERIE und auch weniger prominenten Bereichen des MAK wie in den Stiegenhäusern, Gängen und Aufzügen Einblicke in Sagmeisters Gedanken- welt und Glückserfahrungen.

 

Ist es möglich, den Geist glücklich zu trainieren? Oder zumindest glücklicher? Kann der Geist in der gleichen Weise wie der Körper trainiert werden? Dies sind nur einige der zentralen Fragen der Schau, die eindeutig mit Ja beantwortet werden. The Happy Show führt vor Augen, dass es Dinge gibt, die wir tun können und uns glücklicher machen. Es hänge von unserer Haltung, unseren Gewohnheiten und unserem Ver- halten ab, so eine der Botschaften Sagmeisters. Mit Sicherheit mache aber nicht im- mer das glücklicher, von dem wir es erwartet hätten. Definitionen finde ich norma- lerweise eher langweilig. Aber Glück ist ein so großes Thema, dass es vielleicht einen Versuch wert ist, kommentiert Sagmeister seine persönliche Glücksforschung.

Die MAK-Ausstellung ist auch Bühne für Sagmeisters Designkreativität. In hand- schriftlichen Kommentaren an Wänden, Geländern und in den Toilettenräumen des Museums erläutert er seine Ideen und Beweggründe zu den gezeigten Projekten. Sozialwissenschaftliche Daten der Psychologen Daniel Gilbert, Steven Pinker und Jonathan Haidt, des Anthropologen Donald Symons und bedeutender HistorikerIn- nen, die seine Experimente in einen größeren Kontext setzen, ergänzen seine persön- lichen Notizen.

Sagmeister thematisiert eine bunte Palette an Parametern für Glück, wie Religion, Geld, Ehe, Sex, Aktivitäten wie Internet surfen oder Zeitung lesen sowie das Verhält- nis zwischen der Anzahl der SexualpartnerInnen und dem Grad der Zufriedenheit. Gibt es eine moralische Veranlassung, Kinder zu bekommen, und macht es glückli- cher, Kinder zu haben? Viele Aussagen der Schau überraschen: So machen Kinder nicht glücklicher, die Ehe dagegen schon. Es gibt ein ideales Gehalt, wobei Geld ab einem Einkommenslevel von etwa 75.000 bis 80.000 US-Dollar nicht glücklicher macht.


MAK-Ausstellungsansicht, 2015

Die Suche nach dem Symbol für Glück wird zur kollektiven Angelegenheit: Die Besu- cherInnen können Knöpfe drücken, auf kleinen Papierstreifen Glückssymbole zeich- nen, Karten mit Aufgaben ziehen und werden aufgefordert, Geld aus einem Automa- ten zu nehmen und gleichzeitig 20 Cent zu spenden. Ein Display mit silbernen Tel- lern offeriert den BesucherInnen Sagmeisters bevorzugte Süßigkeiten. Bei der Instal- lation How happy are you? kann die Frage nach dem eigenen „Glücksgrad“ an einer Skala von 1 bis 10 beantwortet werden, indem man dementsprechend einen Kau- gummi zieht. Gleichzeitig wird so der kollektive Glücksgrad aller Ausstellungsbesu- cherInnen visualisiert.

Aktivitäten als Weg zu mehr Glück sind eine der zentralen Messages der Happy Show. Viele Ausstellungsobjekte fordern die BesucherInnen auf, mehr zu tun, als nur passiv zu betrachten. Ein interaktives Fahrrad treibt die Neon-Leuchtschriften Seek Discomfort und Actually Doing Things I Set Out to Do Increases My Overall Level of

Satisfaction an. Sobald die Trittkraft endet, erlischt die Schrift. Die Installation Being Not Truthful erlaubt den BesucherInnen, ein Spinnennetz durch Bewegung bis zum Zerreißen zu manipulieren, wobei man völlig vergisst, welche lächerlichen Verren- kungen man dabei in der Öffentlichkeit macht. Sobald die Bewegung endet, erscheint der Schriftzug „Being not truthful works against me“ [„Nicht aufrichtig zu sein, arbei- tet gegen mich“]. Die Arbeit ist ein Beispiel für Sagmeisters subtilen Witz und Humor und im Weiteren ein Punkt der Liste seines Tagebuchs, das er unter dem Titel Things I have learned in my life so far 2008 publiziert hat.

Zwei riesige, aufblasbare, grimmige Affen mit der Aufschrift Everybody Thinks They Are Always Right“ [„Jeder denkt, dass er immer im Recht ist“] rufen zur Selbstrefle- xion auf. Affen symbolisieren in den Augen Sagmeisters Vorurteile und Selbstüber- höhung, und damit Eigenschaften, für die er alle alltäglichen, aber auch globalen Konflikte der Menschen verantwortlich macht. Eine direkte Aufforderung zum La- chen liefert die Animation Step Up to It, eine Typografie aus Zuckerstücken, deren Wirkung sich nur Glücklichen offenbart. Nur für lachende Menschen verwandelt sich die Installation von Weiß in heitere, helle Farben.

Bereits 2002 hat das MAK dem Grafikdesigner mit Stefan Sagmeister. Handarbeit eine Einzelausstellung gewidmet. Mit seinem charakteristischen Design, das Typo- grafie und Bildsprache auf verblüffende, erfrischende, anspruchsvolle und verstören- de Weise mischt, hat Sagmeister die Designkultur der vergangenen Jahrzehnte maß- geblich beeinflusst. Nach dem Abschluss seines Studiums an der Universität für an- gewandte Kunst Wien ging Sagmeister im Jahr 1986 für ein zweijähriges Fulbright- Stipendium ans Pratt Institute in Brooklyn. 1992 folgte er dem Ruf des renommierten Werbedesigners Leo Burnett in dessen Agenturniederlassung nach Hong Kong. 1993 wechselte er in Tibor Kalmans Büro nach New York, um, als dieses nach wenigen Monaten schloss, sein eigenes Studio Sagmeister Inc. in Manhattan zu gründen. Zu Sagmeisters bekanntesten Arbeiten zählen seine Cover für Alben der Talking Heads, von Lou Reed, OK Go oder The Rolling Stones sowie Kampagnen für Unternehmen wie HBO und Levi’s, die sich ins öffentliche Bewusstsein eingebrannt haben. Er ge- wann zahlreiche Preise, darunter zwei Grammys für Albumgestaltungen. Seit 2012 ist die Designerin Jessica Walsh Partnerin im gemeinsamen Studio Sagmeister & Walsh.

STEFAN SAGMEISTER: The Happy Show ist vom Institute of Contemporary Art, University of Pennsylvania organisiert und von der ehemaligen ICA-Direktorin Clau- dia Gould, derzeit Helen Goldsmith Menschel Director, The Jewish Museum, New York, kuratiert. Die Ausstellung wurde am ICA von Co-Kurator Anthony Elms koor- diniert. Stefan Sagmeisters besonderer Dank gilt Jessica Walsh und dem gesamten Team von Sagmeister Inc., Ben Wolf, Ben Nabors und Hillman Curtis von The Happy Film und Kevin O’Callahan.

Eintritt frei

Eröffnung: – 27. Oktober 2015, 19:00 Uhr MAK

Ausstellungsort: – Stubenring 5, 1010 Wien

Ausstellungsdauer: – 28. Oktober 2015 – 28. März 2016

Öffnungszeiten: – Di 10:00–22:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr,
jeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr

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