Kleine Zeitreise durch den Einzelhandel

Freut sich auf den Ruhestand als Hauptgeschäftsführer des Einzelhandels- und Dienstleistungsverband Aachen-Düren-Köln: Manfred Piana, der den Schwung aber sicher nicht verlieren wird. © MAC/Heike Lachmann

Manfred Piana ist ein Mann der leisen Töne, aber beharrlich in der Sache. Der 64-jährige Aachener, Ehemann und stolze Vater von drei Töchtern und vier Enkeln weiß genau, worum es in dieser Branche geht: „Der Handel ist immer im Wandel“ lautet sein Credo, das die tägliche Arbeit mitbestimmt. Darüber könnte er fast ein Buch füllen, mit Themen, die wir als Verbraucher und Kunden des Einzelhandels kennen, miterlebt und mitdiskutiert haben. Ob es die Verkehrsberuhigung der Innenstädte, die Computerumstellung im Jahre 2000, die Euro-Einführung, der „Dauerbrenner“ Internethandel oder der „Klassiker“ Ladenöffnungszeiten sind: Handel ist ein Teil der Gesellschaft – die sich ständig verändert. „Wir sind eine dynamische Branche, Herausforderungen anzunehmen gehört zu unserem Geschäft.“ 

Die Attraktivität der
Innenstädte erhalten

„Früher gab es fast nur Familienbetriebe, Deichmann war da als ein großes Unternehmen noch eine Ausnahme“, erzählt Piana aus den Anfängen seiner Tätigkeit für den Verband. Das war 1982, als Assistent der Geschäftsführung. Seinen Job habe er von der Pike auf gelernt, viel mit Werbegemeinschaften vor Ort gesprochen und zusammengearbeitet. „Das ist auch heute noch unverändert wichtig“, betont er, „denn die Städte leben vom Handel.“ Arbeits- und Ausbildungsplätze oder Stadtgestaltung und –feste seien Beispiele für die aktive Mitarbeit von Handel und Gewerbe. Auch der Kunde könne ein klares Zeichen für die Attraktivität seiner Stadt setzen, indem dort einkauft oder aktuell die (Aachener) Aktion „Heimat shoppen“ unterstützt. Auch kleine, alteingesessene Geschäfte müssten – dank ihrer Individualität und ihrem Service – neben den großen Ketten bestehen können.


Verbandsarbeit heißt auch: Vorträge halten, Kongresse besuchen – und neudeutsch immer Netzwerken. © MAC/privat
Fusionen im Verband, Fusionen im Handel hat es über all die Jahre gegeben. Der EHDV umfasse heute Aachen, Düren, Köln und den Erftkreis, „weil sich auch die Struktur unserer Mitglieder verändert hat“, weiß Piana. Gemeinsam ist man schlanker, aber stärker. Arbeitsabläufe sind ganz anders: Kamen die Leute einst noch ins Büro, korrespondiert man heute per E-Mail. Gute Einkäufer, gute Verkäufer und gute Buchhalter brauche der Handel zwar immer noch, „doch braucht man heute auch schneller Innovationen, Logistikfachleute und IT-Spezialisten.“ Keine leichte Aufgabe. Netzwerke knüpfen und das Know-how des Handelsverbandes nutzen, das könne auch für kleine Händler eine Chance sein.

Sichtbare Zeichen des Wandels gibt es zuhauf, der Blick auf den Lebensmittelhandel offenbart die Konzentrationen im Markt: Discounter haben längst die Herrschaft übernommen, Shopping-Center in den Innenstädten scheinen noch populär. Aber, „letztlich entscheiden immer Qualität und Preis, Service,  ein attraktives Sortiment, aber auch Individualität und pfiffige Ideen über die Gunst der Kunden“, ist Piana überzeugt. Ohne Zweckoptimismus zu verbreiten ist er der Auffasung, dass das Wachstum riesiger Verkaufsflächen und der Onlinehandel deshalb auch Grenzen habe.

Harte Verhandlungen gemeistert

Wettbewerbs- und Arbeitsrecht, Beratung die Mitglieder, das sei neben der Lobbyarbeit die Kernaufgabe der Verbandstätigkeit gewesen, sagt Piana. „Ich finde, dass er immer ein offenes Ohr für Probleme gehabt hat“, beschreibt Gudrun Dobrescu ihren Chef. Sie arbeitet seit 22 Jahren in der Aachener Geschäftsstelle und erklärt eine seiner Stärken, dass er besonders harte Verhandlungen – etwa mit der GEMA –  gemeistert habe. „Wir beim MAC sind froh, ihn noch weiter zu behalten.“


Pendler zwischen Aachen und Köln: Dipl-Vw. Jörg Hamel, über viele Jahre schon führend im Verband tätig, wird im neuen Jahr Hauptgeschäftsführer. © EHDV/privat

Über 15 Jahre arbeiten Piana und sein Nachfolger Dipl.-Vw. Jörg Hamel nun schon zusammen. Er betont: „Ich habe ihn immer als einen besonnen und erfahrenen Kämpfer für die Interessen des Einzelhandels in der Region erlebt. Er ist ein profunder Kenner der Region und der in ihr tätigen Akteure. Dies hat ihn immer besonders wertvoll und wichtig für unsere Verbandsarbeit gemacht.“

Kurz umreißt der Dürener seine künftige Aufgabe, die auf Kontinuität deutet, so: „Oberstes Ziel wird es sein, unsere Mitgliedsunternehmen bei ihrem schwierigen Weg durch die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu unterstützen. Hieran möchte ich aktiv mitwirken durch eine stärkere Vernetzung unserer Händler mit uns, aber auch untereinander. Der Dialog zwischen Handel, Verwaltung, anderen Wirtschaftsverbänden und der Politik auf allen Ebenen muss intensiviert werden und darf nicht abreißen.“

Winke, Winke und Adieu? Nein. Für den MAC – Märkte u. Aktionskreis City e.V., der zum Beispiel den Aachener Weihnachtsmarkt organisiert, bleibt Manfred Piana in Aachen weiter aktiv. © Frank Fäller

Wie wichtig diese Themen in Zukunft noch für Manfred Piana sein werden, darf er wohl künftig mehr selbst bestimmen. Langeweile fürchtet der spätberufene (… schmunzelt …) Golfspieler sicher nicht. Freizeit auf dem Grün, im Kreise der Familie oder auf der Reise mit seiner Gattin auf den Weltmeeren und in Ländern zwischen Alaska, Afrika und Asien. Wo immer die Reise noch hingeht, wir wünschen: „Bon Voyage!“
(Frank Fäller)

 

 


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