Mit der Pflege, egal ob stationär oder ambulant, gehen erhebliche Kosten einher, die Betroffene oder Angehörige zum Teil selbst tragen müssen. Generell hat sich der finanzielle Aufwand für die Pflege in den letzten Jahren erhöht – Tendenz weiter steigend. Aktuell gehen mit einem Platz im Pflegeheim Kosten in Höhe von durchschnittlich 3.000 Euro im Monat einher. Es wird prognostiziert, dass sie sogar auf bis zu 4.000 Euro ansteigen. Dies sorgt für finanzielle Ängste bei Pflegebedürftigen und ihrer Familie. Denn nicht jeder ist in der Lage, diesen hohen Eigenanteil zu leisten. Der Kostenanstieg hat einige Auswirkungen auf die Zukunft der Pflege und legt dringenden Handlungsbedarf in verschiedenen Bereichen offen.
Befürchtungen von Betroffenen und Angehörigen
Wird eine Person pflegebedürftig, hat dies oftmals Sorgen bei Familienangehörigen und den Betroffenen selbst zur Folge. Durch die steigenden Kosten befürchten sie erhebliche Belastungen durch die hohen Eigenanteile. Kinder von Pflegebedürftigen können ab einem gewissen Jahresverdienst auch in die finanzielle Pflicht genommen und dazu angehalten werden, für die Pflegekosten ihrer Eltern aufzukommen.
Auch für Betroffene ist eine solche Situation belastend. Häufig besteht der Wunsch, im gewohnten Umfeld zu bleiben und die Pflege zu Hause in Anspruch zu nehmen. Viele befürchten, in ein Pflegeheim zu müssen und haben Sorgen, den Pflegeheimplatz nur über den Verkauf des Eigenheims oder anderer Wertgegenstände bezahlen zu können.
Auslöser der steigenden Kosten im Pflegebereich
Kosten für die Pflege werden über die Pflegekassen und den Eigenanteil finanziert. Dieser Eigenanteil ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Zum Teil erfolgte dies aufgrund von Anpassungen der Löhne, höheren gesetzlichen Anforderungen oder um gestiegene betriebliche Kosten abzufedern. Darüber hinaus mussten viele Pflegedienste ihr Angebot erweitern, um den gestiegenen Bedürfnissen der Pflegebedürftigen gerecht zu werden. Auch diese Entwicklung ging mit einer höheren Eigenbeteiligung einher. Während der Eigenanteil bei der ambulanten Pflege früher beispielsweise zwischen 800 und 900 Euro monatlich lag, sind es mittlerweile etwa 1.800 bis 2.000 Euro.
Doch nicht nur die wirtschaftlichen Ausgaben beeinflussen die Kosten, auch die wachsende Bürokratie in der Pflege, gilt als signifikanter Kostentreiber. Pflegefachkräfte müssen viel Zeit für Dokumentationen, Pflegepläne und Assessments investieren. In der Zeit, in der sie mit solchen Tätigkeiten beschäftigt sind, können sie natürlich nicht ihren eigentlichen Pflegeaufgaben nachkommen. Mittlerweile nehmen bürokratische Tätigkeiten ungefähr ein Drittel der Arbeitszeit einer Pflegefachkraft in Anspruch.
Dazu kommt, dass viele dieser dokumentierenden Aufgaben ausschließlich von Pflegefachkräften mit einer dreijährigen Ausbildung ausgeführt werden dürfen. Pflegekräfte mit einjähriger Ausbildung, die dies grundsätzlich ebenfalls übernehmen könnten, müssen daher immer auf die examinierten Pflegekräfte zugehen und ihnen die Dokumentation überlassen. Gleichzeitig dürfen angelernte Pflegekräfte lediglich Tätigkeiten der Körperpflege übernehmen. Pflegerische Aufgaben, selbst wenn es sich nur um das Anziehen von Kompressionsstrümpfen handelt, dürfen sie nicht übernehmen. Dabei lässt sich gerade bei diesen Personalvorgaben ansetzen, wenn Kosten gesenkt werden sollen.
Zukunftsfähige Konzepte für eine gute Pflege
Um die hohen Ausgaben im Pflegebereich zu senken, ist es hilfreich, genau diese Personalvorgaben in den Fokus zu nehmen und sie weniger starr zu gestalten. So könnten zum Beispiel auch angelernte Pflegekräfte durchaus Aufgaben bewältigen, die bislang ausschließlich von Fachkräften mit einjähriger Ausbildung übernommen wurden. Dies würde hier für eine erhebliche Entlastung sorgen, und das ohne Qualitätseinbußen – vorausgesetzt, es fände vorher eine fundierte Einarbeitung und Schulung statt.
Darüber hinaus könnten Pflegekräfte mit einjähriger Ausbildung den dreijährig ausgebildeten examinierten Kolleginnen und Kollegen mehr ihrer bürokratischen Aufgaben abnehmen. Auch dies bildet einen sinnvollen Ansatz, um die Personalkosten zu senken, gleichzeitig verschafft es den examinierten Pflegefachkräften mehr Kapazitäten für die eigentliche Pflege.
Weiterhin gibt auch ein Blick in das Nachbarland der Niederlande Aufschluss darüber, wie sich diese Entwicklung stoppen ließe. Das dort praktizierte Buurtzorg-Modell ermöglicht es Pflegediensten, indirekt mit den Menschen in der Nachbarschaft zusammenzuarbeiten, ohne zusätzliche Kräfte einstellen zu müssen. In der Praxis sieht dies so aus, dass sich Menschen, die noch gesund und fit sind, sich für ein Entgelt um ältere Nachbarn kümmern, sie zum Einkaufen und anderen Fahrten begleiten oder bei der Körperpflege unterstützen. All dies ist auch ohne pflegerische Ausbildung leistbar. Hierfür braucht es jedoch die Bereitschaft der Regierung, die Qualifikationen und Kompetenzen der Pflegekräfte neu zu betrachten und Regelungen zu ändern.
Über Anastasia Kirjanow:
Damit Menschen auch im Alter ein erfülltes Leben im eigenen Zuhause führen können, hat sich Anastasia Kirjanow zur Aufgabe gemacht, sie zu begleiten. Mit ihrem ambulanten Pflegedienst ZHP Pflege unterstützt sie Senioren, den Alltag zu meistern. Im Fokus steht für sie die bedürfnisorientierte Pflege, die sich an dem orientiert, was zum jeweiligen Zeitpunkt besonders benötigt wird – sei es grundlegende Haushaltsaufgaben, medizinische Pflege oder emotionale Unterstützung.
Mehr Informationen unter: ZHP Pflege.