Sonnenblumen, Reet und Muscheln | Nachhaltige Materialien für die Architektur
Laurens Bekemans setzt auf innovative und umweltfreundliche Baustoffe. Seine Juniorprofessur für Baukonstruktion und Entwerfen an der RWTH Aachen wurde verlängert.
Wände aus Sonnenblumen, mit Reet verkleidete Fassaden oder in eine Hausfront eingearbeitete Muscheln – die Materialien, die Laurens Bekemans für seine Bauwerke verwendet, sind naturbelassen und nachhaltig. Vor knapp drei Jahren trat der gebürtige Brüsseler die Stelle als Juniorprofessor für Baukonstruktion und Entwerfen an der RWTH Aachen an. Nun wurde sein Vertrag für weitere drei Jahre verlängert.
Der Architekt und Mitbegründer der Brüsseler Kooperation „BC architects and studies and materials“ wurde erstmals im März 2022 an die RWTH berufen. „Als die Nachricht über die Verlängerung der Juniorprofessur kam, habe ich mich sehr gefreut. Es ist schön zu hören, dass meine Arbeit wertgeschätzt wird“, sagt er. Er und sein Team organisieren Workshops in Deutschland, Südfrankreich, Belgien und England, damit die Studierenden anhand realer Projekte lernen, wie Gebäude möglichst umweltschonend entstehen.
Ein Projekt beinhaltete den Einsatz von Sonnenblumen in Südfrankreich, die als natürlicher Rohstoff in einer Hauswand eine weitere Verwendung fanden. Wer mit dem Rad durch den Asiat Park nördlich von Brüssel fährt, kann ein weiteres Bauwerk bewundern, das in Zusammenarbeit von 45 RWTH-Studierenden und einem Künstler entstanden ist. Der Pavillon besteht aus zu Blöcken gepresster Erde und einer Fassade aus Reet. Er wurde anlässlich des „Horst Kunst- und Musikfestivals“ im Asiat Park errichtet, um dort die Videospiel-Installation eines Künstlers zu beherbergen. Auch nach Ende des Festivals blieb der Pavillon dem Park erhalten.
Diese Verknüpfung von Praxis und Theorie in der Lehre findet Professor Bekemans spannend. „Bei meiner Arbeit als Architekt setze ich konkrete Projekte um, während es mir die Forschung erlaubt, fachlich in die Tiefe zu gehen“, sagt er. Bei seinen Studierenden beobachtet er ein wachsendes Interesse am nachhaltigen Bauen. Sein Wunsch ist es aber auch, bei Unternehmen ein Umdenken auszulösen. „Gewohnte Verfahren zu ändern, ist eine der größten Herausforderungen, die wir haben“, erklärt der Brüsseler. An der RWTH sieht Bekemans die besten Chancen, nachhaltige Veränderungen in der Art und Weise des Bauens zu bewirken. Sein Fachgebiet trage immens dazu bei: „Architektur ist eines der besten Werkzeuge, um etwas zu verändern“, ist er überzeugt.
Während sein Fokus auf eine nachhaltige Architektur in Fachkreisen anfangs eher als nischig angesehen wurde, ist Bekemans heute mit seiner Expertise international gefragt. Bevor er an die RWTH berufen wurde, lehrte Bekemans knapp zehn Jahre an der Fakultät für Architektur der KU Leuven in Belgien. Zuvor war er für ein Jahr Gastdozent an der German University of Technology in Oman.
Mit seiner Forschung und Lehre an der RWTH Aachen trägt Laurens Bekemans dazu bei, nachhaltige Architektur weiterzuentwickeln und in der Praxis zu verankern. Die Verlängerung seiner Juniorprofessur gibt ihm weitere drei Jahre Zeit, um neue Impulse zu setzen – für Studierende, für die Baupraxis und für eine Architektur, die die Umwelt nicht nur nutzt, sondern auch schützt.