Bund und Land fördern den „Materials Lab Incubator“ der RWTH mit knapp 8 Millionen Euro
Schaltbarer Kleber? Teller aus Zuckerrüben? Seltene Erden wieder in den Kreislauf bringen? Um gute Ideen aus der Forschung in die Anwendung zu bekommen, benötigt es eine bestmögliche Infrastruktur und Startkapital. Beides bietet jungen Gründerinnen und Gründern im Bereich der Biotechnologie der „The Materials Lab Incubator“ (MerLIn) der RWTH Aachen.
Die Teams erhalten bis zu 200.000 Euro Förderung, Zugang zu einem voll ausgestatteten Labor und 1:1-Mentoring und Coaching in Unternehmertum, um ihre innovative Forschung innerhalb von nur 18 Monaten in disruptive Deeptech-Start-Ups zu überführen. „Die Kluft zwischen Forschung und Anwendung, das Valley of Death, ist bei Ausgründungen in den Naturwissenschaften besonders breit. Wir reduzieren die Sprungweite durch die bestmögliche Unterstützung“, sagen Professor Ulrich Schwaneberg, Leiter des Instituts für Biotechnologie der RWTH Aachen und Inkubatorleitung Dennis Herzberg (Geschäftsführer Cluster industrielle Biotechnologie), Ines Vogt, Inkubatormanagerin und Doktorandin am Lehrstuhl für Biotechnologie und Max Ruschmeier, Inkubatormanager und ehemaliger Gründer. „Durch die frühe Einbindung von Investorinnen und Investoren bei der Auswahl der Teams und dem Pitch nach nur sechs Monaten stellen wir sicher, dass die Teams direkt am Markt, statt in einem Elfenbeinturm, arbeiten“, ergänzt Jürgen Eck, Gründer der B.R.A.I.N AG und Sprecher von MerLIn.
In der Grundlagenforschung gehört Deutschland zu den führenden Nationen, um auch den Transfer von Innovationen in die wirtschaftliche Anwendung bestmöglich zu gestalten, engagieren sich Bund und Land gemeinsam: 90 Prozent der Förderung für den Inkubator werden vom Bund aus Strukturstärkungsmitteln für das Rheinische Revier bereitgestellt, die restlichen 10 Prozent übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen. Der Zuwendungsbescheid wurde vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ausgestellt.
Dessen Präsidentin Dr. Mandy Pastohr sagte anlässlich der Übergabe des Förderbescheids zum Inkubator-Start am Mittwoch in Aachen: „Dieses Vorhaben ermöglicht neue Wertschöpfung, neue Unternehmen sowie Arbeitsplätze und leistet einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Wandel. Und es trägt dazu bei, unsere Klimaziele zu erreichen, Ressourcen zu schonen und unabhängig zu werden von fossilen Rohstoffen. Umso mehr freut es mich, dass wir dieses Vorhaben mit Mitteln des Bundes unterstützen können.“ Weitere drei Millionen Euro stellt das Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) für die Geräteausstattung und Miete des Inkubators bereit. Professor Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen, ergänzte: „An der RWTH fühlen wir uns für neues Wissen verantwortlich, welches auch einen Impact generiert.“ Bund und Land dankte er für die Förderbescheide und versprach: „Wir werden etwas daraus machen.“
Der Inkubator ist innerhalb des Bio4MatPro Kompetenzzentrums (Bio4MatPro zur Biologischen Transformation von Materialwissenschaften und Produktionstechnik) an der RWTH verortet, das mit 26,3 Millionen Euro über fünf Jahre gefördert wird. Das Kompetenzzentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Zukunftstechnologien und -produkte mit hoher Wertschöpfung auf Basis nachwachsender Rohstoffe für eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft zu erforschen und herzustellen. „Letztlich möchten wir so sicherstellen, dass im Rheinischen Revier zukunftsgerichtete Arbeitsplätze geschaffen werden“, sagte Bio4MatPro-Sprecher Schwaneberg. Das Kompetenzzentrum ist eines der 19 von der Landesregierung benannten Ankerprojekte – zentrale Projekte für eine erfolgreiche, sichtbare und beschleunigte Umsetzung des Strukturwandels im Rheinischen Revier.
Dr. Kirsten Bender leitet im Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE) die Abteilung Technologie und Wirtschaftsstandort. „Unser Ziel ist es, die Industrie bis 2045 klimaneutral aufzustellen. Hierfür müssen nachhaltige Innovationen in die kommerzielle Anwendung gebracht werden. Deshalb freut es mich, dass das Projekt MerLIn durch die frühzeitige Einbindung von VC-Investoren und -Investorinnen den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg der Gründungsteams in den Mittelpunkt stellt. Hierdurch wird die Ansiedelung von innovationsgetriebenen Bioökonomie-Start-Ups gefördert. Dies macht das Projekt zu einem zentralen Instrument für den nachhaltigen Erfolg der Modellregion Bioökonomie im Rheinischen Revier“, so Dr. Kirsten Bender, die selbst Biologin ist.
Dieses Innovationsökosystem, das am Standort Baesweiler aufgebaut wird, soll der europaweit führende Inkubator in Biomaterialien werden. Durch die Förderung können im dortigen Internationalen Technologie- und Service-Center (ITS) vollausgestattete Laborflächen zur Verfügung gestellt werden, in denen auch Arbeiten unter der Sicherheitsstufe 1 möglich sind. Dass der Inkubator in der Städteregion Aachen verortet sein wird, freut den Bürgermeister ebenso wie den Städteregionsrat: „Von diesem Engagement wird nicht nur Baesweiler, sondern das gesamte Rheinische Revier profitieren“, sagte Pierre Froesch, Bürgermeister der Stadt Baesweiler. Und Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier ergänzte: „MerLIn ist eins der Projekte, die ganz praktisch aufzeigen, wie sehr die Forschungslandschaft dem Strukturwandel nutzt.“
Nachwuchs-Forschende, die eine bahnbrechende Idee im Bereich nachhaltiger Materialien haben und interessiert am Programm sind, können sich noch bis zum 01. Mai 2025 für die erste Förderrunde („SPARK-Fund“) bewerben.