Melinda Gates verließ die Gates-Stiftung | Experte verrät, welche Folgen ein solches Szenario haben kann

Sascha Drache | Quelle: RS Ratgeber Stiftung Beratung e.K.

Seit der Gründung der Gates-Stiftung hat Melinda Gates, Ex-Frau von Bill Gates, maßgeblich die Richtung der Stiftungsarbeit mitbestimmt – insbesondere in den Bereichen Frauenrechte und globale Gesundheit. Ihr Weggang und die Überleitung von beachtlichen 12,5 Milliarden Dollar in ein eigenes Projekt, das sich speziell auf Frauen und Familien konzentrieren wird, wirft Fragen nach den zukünftigen Prioritäten und der Führungsstruktur der verbleibenden Stiftung auf.

Melinda Gates hat einen prägenden Einfluss auf die Gates-Stiftung ausgeübtviele sind nur ihretwegen beigetreten. Umso spannender wird die weitere Entwicklung der neu benannten Gates-Foundation. Welche Folgen der Austritt von Melinda Gates haben kann und was andere Stiftungen hieraus lernen können, wird nachfolgend beleuchtet.

Die Rolle der Melinda & Bill Gates Stiftung

Die Nachricht, dass Melinda Gates die gemeinsame Stiftung mit ihrem Ex-Mann verlassen möchte, kam nicht überraschend. Denn nach der Trennung von Bill Gates im Jahr 2021 hatte Melinda Gates bereits angedeutet, dass ihre langfristige Rolle innerhalb der Gates-Stiftung ungewiss sei. Beide einigten sich damals auf eine zweijährige Übergangsphase, in der Melinda weiterhin als Co-Vorsitzende der Stiftung fungieren würde, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Trotzdem konnte diese Nachricht nicht unbeachtet bleiben. Die Stiftung, mit einem Kapital von rund 47 Milliarden US-Dollar, ist heute die größte private Stiftung weltweit. Neben ihren ambitionierten Zielen – die weltweite Gesundheitsversorgung zu verbessern, extreme Armut zu bekämpfen und den Zugang zu Bildung und Informationstechnologie zu ermöglichen – hat die Stiftung einen enormen politischen und gesellschaftlichen Einfluss. Sie ist mittlerweile die größte Geldgeberin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und investiert jährlich vier Milliarden Dollar.

Die Stiftung hat maßgeblich an der globalen Strategie zur Bekämpfung der Corona-Pandemie mitgewirkt und gleichzeitig Milliarden in Pharmaunternehmen wie Pfizer und BioNTech investiert, die an der Entwicklung von Impfstoffen beteiligt waren. In dieser Hinsicht löste die angekündigte strukturelle Änderung in der Führungskonstellation einer der mächtigsten und reichsten Institutionen der Welt viele Spekulationen darüber aus, inwiefern Melindas Ausstieg die Arbeit der Stiftung beeinflussen wird.

Die mutmaßlichen Gründe für Melindas Entscheidung

Offiziell hieß es, ein wesentlicher Grund für Melindas Entscheidung sei ihr Wunsch, sich stärker auf ihre eigenen philanthropischen Ziele zu konzentrieren. Mit der Gründung von Pivotal Ventures, einer Organisation, die sich auf die Förderung von Frauen und Familien konzentriert, hat sie bereits eine Plattform geschaffen, um ihre Visionen unabhängig umzusetzen. Sie betonte, dass sie diese nächste Phase ihrer philanthropischen Arbeit mit “voller Zuversicht” angeht und dass dies ein entscheidender Moment für Frauen und Mädchen weltweit sei, die Unterstützung im Kampf für Gleichberechtigung benötigen​.

Man kann allerdings auch rein persönliche Gründe nicht außer Acht lassen. Der Stiftungsvorstand Mark Suzman machte eine erzielte Übereinkunft zwischen den Ex-Ehegatten publik, wonach ihre Zusammenarbeit solange dauern würde, bis einer von beiden beschließt, dass eine gemeinsame Arbeit nicht mehr möglich sei. Allem Anschein nach empfand Melinda Gates die berufliche Beziehung zu ihrem Ex-Mann als herausfordernd. Öffentlich erklärte sie nach der Scheidung, dass sie und Bill Gates zwar eine freundliche Beziehung aufrechterhielten, aber keine Freunde seien. In ihrem Buch “The Moment of Lift” schrieb sie darüber, wie schwierig es manchmal war, neben ihrem Ex-Ehemann hervorzutreten: “Ich habe versucht, meine Stimme zu finden, während ich neben Bill sprach, und das kann es schwer machen, gehört zu werden.”​

Warum Melindas Weggang keine negativen Auswirkungen auf die Stiftung als Rechtsform hat

Was auch immer die Gründe für Melindas Ausstieg waren, eins bleibt sicher: Ihr Weggang hat keine bedeutende Erschütterung in der Stiftung verursacht. Dies liegt weniger an der Persönlichkeit der Stifterin selbst, sondern vielmehr in der Natur der Rechtsform. Stiftungen sind darauf ausgelegt, dauerhaft – im Idealfall auf Ewigkeit – zu bestehen, sodass sie schon in der Anfangsphase strukturell darauf vorbereitet sind, ihre Arbeit auch nach dem Tod des Stifters oder dem Wechsel im Vorstand nahtlos fortzuführen.

Die Kontinuität der Gates-Stiftung wird dadurch sichergestellt, dass Bill Gates nun alleiniger Vorsitzender der Stiftung sein, während Mark Suzman weiterhin als CEO fungieren wird. Suzman hat in den letzten Jahren bereits eine zunehmend prominente Rolle eingenommen und seit 2022 die jährlichen Berichte der Stiftung verfasst. Ein wichtiger Schritt in der Stärkung der Führungsstruktur der Stiftung war die Erweiterung des Vorstands im Jahr 2022. Die Stiftung fügte sechs neue Trustees hinzu, die unabhängige Experten sind und frische Perspektiven über die strategische Entwicklung der Stiftung bieten. Außerdem sind mögliche Verschiebungen in den Prioritäten und Projekten der Stiftung zu erwarten.

Neue Prioritätensetzung der Stiftung ist zu erwarten

Melinda Gates hat in der Vergangenheit maßgeblich die Ausrichtung der Stiftung in den Bereichen Frauenrechte und globale Gesundheit geprägt. Mit ihrem Weggang könnten sich die Prioritäten der Stiftung verschieben. Ihre Initiativen, wie die Förderung der Geschlechtergerechtigkeit, könnten neu bewertet werden, obwohl sie bereits Maßnahmen ergriffen hat, um sicherzustellen, dass diese Programme fortgeführt werden. Die Stiftung hat 2020 eine eigene Abteilung für Geschlechtergerechtigkeit eingerichtet und den ersten Präsidenten dieser Abteilung ernannt​.

Ich möchte Ihnen versichern, dass die Millionen von Menschen, denen unsere Arbeit dient, und die Tausenden von Partnern, mit denen wir zusammenarbeiten, weiterhin auf die Stiftung zählen können“, sagte Suzman in einem Beitrag auf der Website der Stiftung, nachdem bekannt wurde, dass Melinda Gates zurücktritt. “Die Stiftung ist heute stärker als je zuvor“, betonte der Stiftungsvorstand. Bill Gates äußerte sich ebenfalls und teilte auf X mit, dass es ihmleid tut, Melinda gehen zu sehen“, sie aber in ihrer zukünftigen philanthropischen Arbeit “einen großen Einfluss haben” werde. Er erklärte, dass Frau French Gates “maßgeblich” daran beteiligt war, die Vision der Stiftung zu gestalten, und dass er “vollständig dem Engagement” für die Arbeit der Stiftung verpflichtet bleibe.

Zahlreiche Vorteile gehen mit einer Stiftung einher

Wer auf eine große öffentliche Auseinandersetzung und familiäre Dramen gesetzt hat, wird enttäuscht werden. An diesem Beispiel ist sehr gut zu erkennen, dass die Gründung einer Stiftung ein sehr effizientes Instrument ist, um das Vermögen vor Familienstreitigkeiten zu schützen und dabei noch viele andere Vorteile zu gewinnen. Stiftungen bieten nicht nur Stabilität und Kontinuität, sondern ermöglichen es auch, langfristige philanthropische Ziele zu verfolgen, unabhängig von persönlichen Veränderungen. Die Gates-Stiftung bleibt ein leuchtendes Beispiel dafür, wie systematische Planung und professionelle Führung dazu beitragen können, dass eine Organisation trotz personeller Veränderungen ihre Mission erfolgreich weiterverfolgt.

Darüber hinaus verdeutlicht dieser Fall, dass eine gut strukturierte Stiftung in der Lage ist, ihre Projekte ohne Unterbrechung fortzuführen, selbst wenn Schlüsselpersonen ausscheiden. Die robuste Governance-Struktur, einschließlich eines vielfältigen und erfahrenen Vorstands, stellt sicher, dass die Stiftung weiterhin effektiv arbeitet und ihre Ziele erreicht.

Durch die klare Trennung von persönlichem Vermögen und Stiftungsgeldern werden nicht nur potenzielle Konflikte minimiert, sondern es wird auch ein Höchstmaß an Transparenz und Verantwortlichkeit gewährleistet. Dies stärkt das Vertrauen der Spender und Partner und unterstützt die langfristige Nachhaltigkeit der Stiftung.

Eine kraftvolle Plattform für gesellschaftliche Veränderungen

Im Falle der Gates-Stiftung wird die Arbeit zur Verbesserung der globalen Gesundheitsversorgung, der Bekämpfung von Armut und der Förderung von Bildung und Geschlechtergerechtigkeit fortgesetzt. Die Erweiterung des Vorstands um unabhängige Trustees sorgt dafür, dass verschiedene Perspektiven und Expertise in die Entscheidungsprozesse einfließen, was die Effektivität und Innovationskraft der Stiftung weiter stärkt.

Letztendlich zeigt das Beispiel der Gates-Stiftung, dass Stiftungen nicht nur Vermögenswerte schützen und verwalten, sondern auch eine kraftvolle Plattform für positive gesellschaftliche Veränderungen bieten können. Diese Organisationsform ermöglicht es, langfristige Visionen zu verfolgen und einen nachhaltigen Einfluss auf globale Herausforderungen auszuüben.

Über Sascha Drache:

Sascha Drache ist Experte für das Stiftungswesen. Er ist seit vielen Jahren in der deutschen  Stiftungswelt unterwegs und gilt gemeinhin als der deutsche Stiftungspapst. Mit seiner Beratung in Sachen Stiftungsgründung unterstützt er den deutschen Mittelstand. Dabei begleitet der Experte seine Klienten über die gesamte Phase der Gründung und unterstützt sie dabei, die Stiftung auf einem festen Fundament zu errichten, um den Aufbau und Schutz des Vermögens langfristig sicherzustellen. Mehr Informationen dazu unter: Ratgeber Stiftung

 

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