Festliche Auftaktveranstaltung des WSS-Forschungszentrums „catalaix“. Kunststoffe in ihre Einzelteile zerlegen als Basis für eine mehrdimensionale Kreislaufwirtschaft.
100 Millionen Schweizer Franken. Mit dieser Summe fördert die Werner Siemens-Stiftung (WSS) das Projekt „catalaix – Katalyse für eine Kreislaufwirtschaft“ über einen Zeitraum von zehn Jahren. Vorrangiges Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es, komplexe Kunststoffgemische durch chemische Verfahren effektiv zu recyceln.
Zu einer festlichen Auftaktveranstaltung im Aachener „Liebig“ hatten am Montag die Leiter des WSS-Forschungszentrums „catalaix“, Professorin Regina Palkovits und Professor Werner Klankermayer, geladen. Mit zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Hochschule und Gesellschaft feierten sie den Start des Projekts.
Hunderte Millionen Tonnen Kunststoffabfall fallen jährlich weltweit an. Sie werden zumeist getrennt, zerkleinert und eingeschmolzen. Die Qualität der recycelten Produkte nimmt dabei stetig ab, ein echter Kreislauf ist das nicht. Eine Alternative zum Zerkleinern und energieintensivem Einschmelzen ist das chemische Recycling, das qualitativ hochwertige Produkte hervorbringt – hier setzt das WSS-Forschungszentrum „catalaix“ an.
Ein interdisziplinäres Team aus 17 Gruppen der RWTH Aachen und des Forschungszentrums Jülich strebt die Entwicklung katalytischer Technologien zur Umwandlung von Kunststoffabfällen in neue Rohstoffe für eine nachhaltige chemische Industrie an. Durch den Einsatz passgenauer Katalysatoren werden innovative und revolutionäre Recyclingverfahren für eine nachhaltige und mehrdimensionale Kreislaufwirtschaft entwickelt. „Das Forschungszentrum“, so RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger, „ist nicht nur für die RWTH ein bedeutender Schritt, sondern für die gesamte Gesellschaft.“
Das sieht auch Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen so, die den Stiftungs-Vertreterinnen und -Vertretern versprach: „Die 100 Millionen Schweizer Franken sind an der RWTH bestens angelegt.“
Das Projekt im Video (Youtube-Link)
„Kunststoffe sind sehr komplexe Moleküle und Materialien“, sagt Professor Klankermayer, Leiter des Lehrstuhls für Translationale Molekulare Katalyse an der RWTH, „wir entwickeln nun einen Werkzeugkasten, mit dem wir diese Kunststoffe maßgeschneidert abbauen können, um mit diesen Bausteinen dann eine echte Kreislaufwirtschaft zu entwickeln.“ Eine besondere Rolle kommt dabei Katalysatoren zu. „Katalysatoren sind magisch“, sagt Professorin Palkovits, Leiterin des Lehrstuhls für Heterogene Katalyse und Technische Chemie. “Klar ist aber auch, dass Katalyse alleine das Problem nicht lösen kann, daher sei das Forschungszentrum so interdisziplinär aufgestellt. Auch den Blick auf die Umsetzung haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: „Die Translation ist ein entscheidender Punkt“, so Palkovits, „wir können Ideen aus dem Labor beschleunigen, vom Experiment über den Prototypen bis zur Implementierung im Markt.“
Für die Werner Siemens-Stiftung ist Dr. Christina Ezrahi nach Aachen gekommen. Catalaix ist im Sinne des Wortes das Jahrhundertprojekt der Stiftung, feierte die WSS doch im vergangenen Jahr 100jähriges Bestehen. Ezrahi ist die Ur-Ur-Urenkelin von Werner von Siemens, „catalaix“, ist sie sich sicher, „wäre ganz in seinem Sinne gewesen.“