„Brückenbauer“ und „Macher Europas“: Rumänischer Staatspräsident Klaus Iohannis ist Karlspreisträger 2020/21

Der rumänische Staatspräsident mit seiner Ehefrau Carmen Iohannis und der früheren Preisträger Martin Schulz winken den Fotografen und dem Publikum von der Rathaustreppe zu. Alle Fotos © Stadt Aachen / Heike Lachmann.

Dieser Staatpräsident war ein Glücksfall für die 62. Verleihung des Preises der Kaiserstadt Aachen, den schon viele Häupter tragen durften. Karl der Große ist Namensgeber und soll für die Einheit Europas stehen. So bekannte sich Iohannis ausdrücklich für  Europa und seine Grundwerte: ein Plädoyer für Einheit und Solidarität.

350 Gäste wohnten der Zeremonie im Aachener Krönungssaal bei, viele Interessierte applaudierten dem Preisträger im Anschluss auf dem Markt. Drinnen wie draußen war begrenzt wieder Publikum zugelassen.  Das sorgte für ein gute Stimmung und einen gut gelaunten Preisträger, dem so manches musikalisches Ständchen präsentiert wurde. Als „Brückenbauer“ und „Macher Europas“ bezeichneten die Redner:innen den 1959 in Sibiu/Hermannstadt geborenen Preisträger. Die Stadt war 2007 zusammen mit der Stadt Luxemburg Kulturhauptstadt Europas. Er gehört der rumäniendeutschen Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen an und betrachtet sich selbst als „ethnisch Deutscher und rumänischer Staatsbürger“.

Das komme in seiner Heimat gut an, erklärte Dana Alexandra Scherle, Leiterin der rumänischen Redaktion bei der Deutschen Welle(DW). „Die Verbindungen nach Deutschland und Themen wie die Wirtschaft erzielen großes Interesse in Rumänien und bei den Menschen in Deutschland, die hier mit einem rumänischen Pass leben.“ Ihre Redaktion greife aber auch sensible Themen auf, zum Beispiel wenn es um die Landwirtschaft gehe. Auch die angrenzende (vergessene) Republik Moldawien spiele eine Rolle in der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung der DW.

„Europa ist eben mehr als die Summe einzelner Teile“, rief die Oberbürgermeisterin den Gästen ins Gedächtnis und mahnte gleichzeitig entschlossenes Handeln in Klimafragen an. Die Inklusion von Minderheiten wie in Rumänien sei eine Errungenschaft der EU, die es zu verteidigen gelte, sagte Laudator Charles Michel aus Belgien (Präsident des Europäischen Rates). Eine große Mehrheit in Rumänien stehe hinter ihrem Staatspräsidenten. „Wir können immer auf Klaus Iohannis zählen: er ist ruhig, methodisch und  prinzipienfest.“ Er setze starke Zeichen der Stabilität als Brückenbauer zwischen West-  und Osteuropa, „danke, lieber Klaus“, sagte Michel, mal auf Englisch mal auf Französisch.

Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen ehrte den Rumänischen Staatspräsidenten Klaus Iohannis mit dem renommierten Karlspreis der Stadt Aachen. Der Vorsitzende des Karlsdirektoriums Dr. Jürgen Linden hielt schon die Urkunde bereit.

„Strategische Investitionen sichern die Widerstandfähigkeit der EU“

Säbelrasseln, Beutezeuge und Schlachtfelder dürften nicht mehr das Sinnbild für diese Auszeichnung sein. Darin waren sich der Preisträger, der Laudator und die Oberbürgermeisterin einig. Vielmehr gehe es um Fragen der Zukunft, vor allem für die Jugend. Die Bildung dürfe keine Grenzen kennen, so sei auch die Ausweitung des Schengenraums wünschenswert für seine Landsleute, dies solle auch Ziel der Europäischen Union sein, sagte Iohannis in seiner Rede. „Nur strategische Investitionen auf dem Westbalkan und der östlichen und südlichen Nachbarschaft können außenpolitisch die Widerstandfähigkeit der EU sicherstellen.“

Und zum Thema Pandemie forderte er weiter eine europäische Gesundheitsunion, um künftige Krisen besser beherrschen zu können. Dies bedeute eine Debatte über Zukunftsmodelle mit „vorausschauendem Regieren“ in der Europäischen Union voranzutreiben. (Wer würde diesen Worten wohl nicht zustimmen, Anm. d. Red.). Sein Plädoyer für die europäische Einheit und Solidarität bedeute für Rumänien nach dem Beitritt auch „die Rückkehr in die Familie, deren Werte und Prinzipien wir teilen“. Dazu gehöre das Bündnis mit den USA sowie die Bekenntnis  zur öffentlichen und kritischen Debatte in einer Demokratie. Die wahre Kraft der EU liege – trotz aller Kritik und einer schnellen digitalen Welt – darin, nicht im kleinen Kreise Entscheidungen zu treffen, sondern „unterschiedliche Geschwindigkeiten“ zu berücksichtigen. Wohlstand, Sicherheit und Stabilität zu sichern sei auch der Wille seiner Bevölkerung. (Frank Fäller)

Infos zum Karlspreis: S.E. Klaus Iohannis ist der 62. Träger des Internationalen Karlspreises zu Aachen. Der rumänische Staatspräsident folgt auf den 2019 ausgezeichneten UN-Generalsekretär António Guterres. Seit 1950 wird er an Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Zu den früheren Preisträgern in Aachen gehörten u.a. Konrad Adenauer (1954), die Europäische Kommission (1969), der spanische König Juan Carlos I. (1982), Francois Mitterand und Helmut Kohl (1988), Václav Havel (1991), Königin Beatrix der Niederlande (1996), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000), der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker (2006), der Spanier Javier Solana (2007), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008), Jean-Claude Trichet (2011), der damalige Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (2015), Papst Franziskus (2016) und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (2018). Im März 2004 erhielt Papst Johannes Paul II. einen außerordentlichen Karlspreis.

Klaus und Ehefrau Carmen Iohannis winken mit Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen den Fotografen und dem Publikum von der Rathaustreppe zu. Ein musikalisches Ständchen erfreute die Herzen.