ZERO, Pop und Minimal – Die 1960er und 1970er Jahre im Von der Heydt

Robert Indiana: „Four“, 1964, 152 x 127 cm Von der Heydt-Museum Wuppertal © VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Wuppertal. „ZERO, Pop und Minimal – Die 1960er und 1970er Jahre“, so der Titel der Ausstellung, die das Von der Heydt Museum Wuppertal bis zum 16. Juli zeigt. Die Präsentation zeigt einen lange nicht mehr gezeigten Ausschnitt aus der Sammlung des Hauses.

Nicolas Schöffer: „Lux“ 9, 1959, 99 x 60 x 60 cm.
Von der Heydt Museum Wuppertal © VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Ausstellung lenkt den Blick auf spannende Zeit

Die Ausstellung, kuratiert von Beate Eickhoff und Anika Bruns, lenkt den Blick auf eine spannende Zeit. Die 1960er Jahre waren ein Jahrzehnt der Revolte: Künstlerinnen und Künstler politisierten sich und setzten mit ihren Werken provokante Statements. In der Kunst war diese Epoche eine besonders produktive und innovative Phase. Jenseits von Leinwand und Ölfarbe erschlossen sich Malerinnen und Maler und Bildhauerinnen und Bildhauer völlig neue Materialien und Werkstoffe. Mit Objekten basierend auf Licht und Bewegung, machte die Gruppe der ZERO-Künstler wie Günther Uecker, Otto Piene und Heinz Mack international Furore. Neue Kunstgattungen wie Installationskunst und Land Art entstanden.  Die Pop Art eignete sich die Alltagskultur an, machte aus dem Trivialen Kunst. Die Fotografie, lange Zeit als Kunstform belächelt, wurde sozusagen „salonfähig“.  Künstlerinnen und Künstler besetzten den öffentlichen Raum außerhalb der Museen und Galerien in Projekten der Gruppe B1 (1969 gegründete Künstlergruppe im Ruhrgebiet) und den ersten Straßenkunstfestivals (in Monschau und Hannover). Performances mit Publikumsbeteiligung verunsicherten das Museumspublikum, das es gewohnt war, Kunst aus sicherer Distanz zu genießen.

Rune Mields: „Komposition“, 1970, 150 x 100 cm.
Von der Heydt Museum Wuppertal© VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Museen leisten Beitrag zum Zeitgeschehen

Die Museen waren in dieser Zeit an der kritischen Auswahl von Werken, die ei-nen Beitrag zum Zeitgeschehen leisten konnten, beteiligt. Gerade das Wupper-taler Museum war ein Zentrum für alles Neue. Die Protagonistinnen und Protagonisten waren lokale, aber auch internationale Künstlerinnen und Künstler, die noch ohne den Nimbus des „abgesicherten Wertes“ dem Publikum vorgestellt wurden. Erst der am Ende der 1960er Jahre sich formierende Kunstmarkt machte Namen wie Gerhard Richter,George Segal, Robert Indiana und Konrad Klapheck, die alle seit den 1960er Jahren als frühe Ankäufe in der Wuppertaler Museumssammlung vertreten sind, weltbekannt. Wuppertal war zu dieser Zeit bereits mit der Galerie „Parnass“ (1949-1965) und zahlreichen Sammlerinnen und Sammlern, die von Galeristen wie Rudolf Zwirner und Alfred Schmela umworben wurden, ein Zentrum neuer Kunst. So gelang es dem Von der Heydt-Museum, aus heutiger Sicht ganz besondere Schätze zu erwerben, wie von Nicolas Schöffer, Jesús Rafael Soto und vielen anderen.

Guido Jendritzko: „Figuration stehend“, 1961, 28 x 16 x 12 cm.
Von der Heydt-Museum Wuppertal

Die Ausstellung „ZERO, Pop und Minimal – Die 1960er und 1970er Jahre“ beleuchtet spannende Aspekte einer Epoche, die in den zurückliegenden Jahr-zehnten im Museum nur in kleinen Ausschnitten gezeigt wurde, die aber bis heute einen großen Einfluss auf das aktuelle Kunstgeschehen hat. ZERO, Op Art, Minimal- und Konzeptkunst gehen über das Visuelle hinaus, da sie das Publikum einbeziehen, die Raumwahrnehmung sensibilisieren spielerisch oder subversiv die Distanz zum Werk verringern, zur Kommunikation anregen.

Heterogen und divers

Die Schau lädt ein zur Begegnung mit hochrangigen Werken international renommierter Künstlerinnen und Künstler und ermöglicht zudem die Wiederentdeckung zahlreicher weniger bekannter Positionen. Die Ausstellung beleuchtet gleichzeitig mit den 1960ern eine Kunstszene, die erstaunlich heterogen und divers war. Peter Köster