Wandmalereien von Heinrich Graf Luckner im Schloss Cappenberg

Schloss Cappenberg im Kreis Unna, 2021, Foto: Oliver Nautditt

Kreis Unna. Mit der Ausstellung „Heinrich Graf Luckner. Ein Künstler und Schloss Cappenberg“ (Dauer: bis zum 7. August), stellt der Kreis Unna zur Wiedereröffnung des Schloss Cappenberg erstmalig die Werke des Künstlers in einer Retrospektive vor, kuratiert von Wilko Austermann und Arne Reimann.

Heinrich Graf Luckner (1891–1970) war Professor an der Hochschule für Bildende Künste Berlin (West) und schuf bedeutende Porträts in den Nachkriegsjahren. Gemälde des Bundespräsidenten Theodor Heuss und namhafter Künstlerinnen und Künstler der damaligen Zeit wie Max Pechstein, Renée Sintenis und Hans Scharoun verdeutlichen den hohen Stellenwert des Künstlers. Die Ausstellung zeigt seine Entwicklung und visualisiert die Vielfalt seiner Bildmotive von frühen mythologischen Figurationen zu farbig expressiven Kompositionen in seinem Spätwerk. Ein besonderer Fokus der Retrospektive liegt auf der Beziehung des Künstlers zur Familie Graf von Kanitz und den im Schloss erhaltenen Wandmalereien „Die vier Jahreszeiten“ (1938).

Heinrich Graf Luckner, „Der Schlaf“, 1962 – Öl auf Leinwand, 70 x 90 cm, Privatbesitz, Foto: Thomas Kersten

Hochkomplexer Zyklus

Heinrich Graf Luckner hat 1938 im Schloss Cappenberg einen hochkomplexen Zyklus der Jahreszeiten entwickelt, in denen er unterschiedliche allegorische Themen aufgreift. Innerhalb der Jahreszeiten tauchen die verschiedenen Lebensstadien auf, die auf das Leben und die Vergänglichkeit verweisen. Die Darstellungen der Menschen innerhalb der Natur sind im direkten Bezug zu seiner Umgebung in Cappenberg entstanden. Das Jagen, das Reiten und die Beobachtung der vielen Tiere in der Natur um das Schloss müssen den Künstler fasziniert haben. Humorvoll malt der Künstler kleine Tierfiguren am unteren Bildrand der Jahreszeiten, um in das Thema einzuleiten und einen spielerischen Kontrast zur Figuration zu kreieren.

Heinrich Graf Luckner, „Die vier Jahreszeiten“ (Detail), 1938, Wandgemälde Schloss Cappenberg, Foto: Thomas Kersten

Lebendiger Pinselstrich

In den Porträts zeigt der Künstler statische Figuren mit einem lebendigen Pinselstrich. Der Blick der Porträtierten ist neutral, sachlich. Das Antlitz modelliert er mit einer individuellen Schärfe. Im Hintergrund taucht Luckners Freude auf, mit dem Kolorit den Charakter der Dargestellten zu verdeutlichen. Hier sind Tendenzen des Informel zu erkennen, die der Künstler auf das Porträt überträgt. Figuration und Abstraktion in einem spielerischen, farbenfrohen Einklang. Sein Pinselgestus ist in seinem Spätwerk noch bewegter und kontrastreicher. Luckner trägt die bunten Farben flächiger auf und übermalt diese im Anschluss, um einen vibrierenden Farbcharakter zu erzeugen. Er verknüpft mythologische Themen mit einer bunten, modernen Formensprache. Das Kolorit unterstreicht die Dramatik der Szenen und das Interesse Luckners, ein traditionelles Bildthema farblich neu auszudrücken. pk

Heinrich Graf Luckner, „Porträt von Theodor Heuss“, 1955 – Öl auf Leinwand, 110 x 80 cm, Abgeordnetenhaus von Berlin – Ehrenbürgergalerie, Foto: Stefan Geiser