Vizedirektorin des Rautenstrauch-Joest-Museums geht in den Ruhestand

Jutta Engelhard © Anne Slenczka 2018 RJM

Neupositionierung des Museums war Dr. Jutta Engelhard eine Herzensangelegenheit

Nach fast 30 Jahren als wissenschaftliche Leiterin der Abteilung „Insulares Südostasien“ und stellvertretende Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums (RJM) verabschiedet sich die Ethnologin Dr. Jutta Engelhard am Montag, 28. Mai 2018, in den Ruhestand.

Eine große Erfolgsgeschichte ihrer Arbeit war 1998 mit dem Erwerb eines kompletten historischen Gamelan-Instrumentenensembles aus Zentraljava verbunden; es wird seit dieser Zeit im Museum kontinuierlich von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unter Anleitung bespielt. 2005/6 reiste Engelhard mehrfach nach Bali, um bei namhaften Spezialisten spektakuläre Großobjekte für den geplanten Themenparcours anfertigen zu lassen, darunter die kostbaren sakralen Masken von Barong und Rangda, den antagonistischen Kräfte, die den Kosmos der Balinesen im Gleichgewicht halten. Außerordentlich komplex war das Restaurierungsprojekt des Wahrzeichens des neuen RJM, ei- nes traditionellen Reisspeichers von der Insel Sulawesi. Während der Holzkorpus viele Jahre lang von externen Spezialisten ausstellungsfähig gemacht wurde, musste eine neue Dachdeckung aus Bambusziegeln vor Ort besorgt und Übersee verschifft werden. Auch waren einheimische Dachdecker zu rekrutieren, die im Sommer 2007 den Aufbau des Speichers im Rohbaufoyer des Neubaus vollendeten.

Susanne Laugwitz-Aulbach, Dezernentin für Kunst und Kultur der Stadt Köln, würdigt Engelhards Arbeit: „Sie hat sich mit viel Energie und Enthusiasmus für das Rautenstrauch-Joest-Museum eingesetzt. Frau Dr. Engelhard brachte ihre wissenschaftliche Abteilung mit an die tausend teilweise spektakulären Neuzugängen voran, übernahm viele Jahre kommissarisch die Leitung des Historischen Fotoarchivs im RJM, realisierte zahlreiche Ausstellungsprojekte, brachte sich als Neubaubeauftragte des Hauses mit starker Stimme in den gesamten Planungs- und Realisierungsprozess des Neubaus ein, war maßgeblich an der Entwicklung des mehrfach preisgekrönten neuen Ausstellungskonzeptes beteiligt und betreute schließlich den komplexen Umzug vom Altbau in der Südstadt in den Neubau in der Innenstadt. Dafür gebühren ihr unsere Anerkennung und unser Dank!“

„Ich bin in Köln geblieben, da sich mir hier die einmalige Chance bot, an der Realisierung eines Neubaus gestaltend mitzuwirken und für diesen eine innovative Neukonzeption mit zu entwickeln, die deutschland- und europaweit mit bedeutenden Museumspreisen gewürdigt wurde. Das Rautenstrauch-Joest-Museum ist heute ein modernes und spannendes Museum, das nicht nur Spaß macht, sondern auch tiefgreifende Erkenntnisse und vielfache Denkanstöße vermittelt und damit einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung leistet. Ich habe mich keinen Tag gelangweilt, und die Arbeit mit all den vielfältigen Herausforderungen hat mir immer große Freude gemacht“, blickt Dr. Jutta Engelhard auf ihre Arbeit zurück und dankt ihren Kolleginnen und Kollegen für die gute Zusammenarbeit.

Zur Person: Dr. Jutta Engelhard, hat Anglistik, Romanistik und Erziehungswissenschaften (Grundstudium) und anschließend Volks-, und Völkerkunde und Publizistik an der Universität Münster studiert und mit Promotion abgeschlossen. Sie arbeitete u.a. als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bergischen Freilichtmuseum Lindlar, am Deutschen Nationalkomitee der UNICEF in Köln sowie am Rheinischen Industriemuseum Ratingen ehe sie 1990 zum RJM kam. 1991 wurde sie bereits wissenschaftliche Leiterin der Abteilung Insulares Südostasien und stellvertretende Direktorin. Von 1994-2010 war sie Neu- baubeauftragte des RJMs und ab 2000 wissenschaftliche Projektleiterin der Neukonzeption. Engelhard ist Mitglied in zahlreichen Berufsverbänden, darunter die Deutsch- Indonesische Gesellschaft Köln, die Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde, die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und die Walter Spies Gesellschaft Deutschland, ICOM Deutschland und das Europäische Museumsforum.