Selma Selman. „Flowers of Life“ Soloausstellung mit zwei neu entwickelten Arbeiten in der Schirn Frankfurt

Selma Selman, Crossing the Blue Bridge, 2024, 27:15 Min, Filmstill, Courtesy of the artist

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Frankfurt/Main. „Flowers of Life“, lautet der Titel einer Ausstellung mit der Künstlerin Selma Selman. Schauplatz der Soloschau, die vom 20. Juni bis zum 15. September gezeigt wird, ist die Kunsthalle Schirn Frankfurt.

Autos werden ausgeschlachtet

Erst vor weni­gen Jahren ist sie selbst­be­wusst und kraft­voll in die inter­na­tio­nale Kunst­welt vorge­drun­gen und bezeich­net sich selbst als „gefähr­lichste Frau der Welt“. Zusam­men mit ihrer Fami­lie schlach­tet Selma Selman (*1991) vor Publi­kum eins­tige Status­sym­bole wie Merce­des-Benz-Autos aus, um an die weni­gen noch verwend­ba­ren Edel­me­talle zu gelan­gen. Laut und eindring­lich sind in der Regel auch die sprach­li­chen Perfor­man­ces der Künst­le­rin, in denen Wut und der Drang nach einer Umkeh­rung der Macht­ver­hält­nisse zum Ausdruck kommen. Selmans Kunst behan­delt in unter­schied­li­chen Medien eindrucks­voll Erfah­run­gen mit Diskri­mi­nie­rung, Gewalt, Sexis­mus und dem Patri­ar­chat.

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Selma Selman, Crossing the Blue Bridge, 2024, 27:15 Min, Filmstill, Courtesy of the artist

Energischste Künstlerin der jungen Generation

Sebastian Baden Direktor
Sebastian Baden, Direktor Schirn Kunsthalle Frankfurt | Foto: Gaby Gerster

Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, betont: „Selma Selman ist eine der energischsten Künstlerinnen der jungen Generation. In ihrem emanzipatorischen Werk arbeitet sie eng mit ihrer Familie zusammen. Sie überträgt mit ihren Performances die Lebensrealität nicht privilegierter Minderheiten in den Ausstellungsraum. Selmans Arbeit fordert eine kulturelle und ökonomische Umdeutung scheinbar festgelegter Normen, Werte und Zuschreibungen.“

Schirn Kuratoren , Matthias Ulrich
Matthias Ulrich, Kurator, Schirn Kunsthalle Frankfurt | Foto: Gaby Gerster

Matthias Ulrich, Kurator der Ausstellung, über die Künstlerin: „Selma Selman verbindet in ihrem Werk partizipative Kunst, Institutionskritik, Aktivismus und Performance. Im Mittelpunkt steht die Künstlerin selbst. Mit protestierender Stimme und visionärer Präsenz ergreift sie in ihrer Kunst das

Wort. Sie führt sich selbst vor und setzt ihren Körper, ihre Stimme und ihre Identität als ein Medium ihrer künstlerischen Praxis sowie der Selbstermächtigung ein.“

Die Werke der Ausstellung

Im Zentrum der Ausstellung steht die eigens neu konzipierte und titelgebende Arbeit Flowers of Life (2024). Die raumeinnehmende Installation besteht aus vier gebrauchten Mehrschalengreifern, wie sie auf Baustellen oder Schrottplätzen zum Einsatz kommen. Selma Selmans Aneignung verwandelt die massiven Maschinen in blumenartige kinetische Skulpturen, deren Blüten sich mithilfe eines Motors langsam öffnen und schließen. Im Inneren enthüllen sie Malereien der Künstlerin, die Augen von Frauen mit eindringlichem Blick zeigen.

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Selma Selman, Gropius Bau (2023), © Gropius Bau, Foto: Eike Walkenhorst

Mit Flowers of Life knüpft Selman an ihre bekannten Paintings on Metal (seit 2014) an, Arbeiten mit Altmetall, die zwischen Malerei und Skulptur changieren und auf den Schrotthandel ihrer Familie verweisen. Die sinnlich- florale Interpretation von „Flowers of Life“ spielt mit der Umkehrung von männlichen und weiblichen Zuschreibungen und offenbart zugleich die Frauen als zentrale Trägerinnen der Gemeinschaft. Die Installation wird begleitet von dem Duft „The most dangerous Woman in the World“ (2024), den die Künstlerin in Kollaboration mit Expertinnen und Experten kreierte und der einen Geruch von Motoröl im Raum um die Skulpturen verbreitet.

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Selma Selman, Superpositional Intersectionalism – Sleeping Guards, 2023, Buntstiftzeichnung auf Papier, Ø 30cm, Courtesy of the artist

Body-Art- Performances

Die beiden großen Neuproduktionen werden in der Schirn durch weitere ausgewählte Arbeiten aus Selmans Werk ergänzt. Zwei scheinbar minimalistische Objekte sind aus intensiven Body-Art- Performances hervorgegangen. Platinum (Axe) (2021), eine Miniaturaxt aus Platin, entstand aus der 2021 erstmals aufgeführten mehrwöchigen Performance Platinum. Selma Selmans viel­sei­ti­ges Werk umfasst Perfor­man­ces, Skulp­tu­ren, Male­reien auf Auto­tei­len und Altme­tall, Zeich­nun­gen und Video.

Bild 1 Selma Selman Superpositional
Selma Selman, Superpositional Intersectionalism – Sleeping Guards, 2023, Buntstiftzeichnung auf Papier, Ø 30cm, Courtesy of the artis

Bosnien und Herzegowina

Selma Selman stammt aus Bosnien und Herzegowina und lebt und arbeitet in New York, Amsterdam und Bihać. Nach ihrem Bachelor of Fine Arts an der Fakultät für Malerei der Universität Banja Luka 2014 schloss sie ihr Studium an der Syracuse University 2018 mit einem Master of Fine Arts in Transmedia, Visual and Performing Arts ab. Von 2021 bis 2023 war sie Stipendiatin an der Rijksakademie in Amsterdam. Ihre Werke wurden international gezeigt, u. a. im Gropius Bau, Hamburger Bahnhof, documenta fifteen. pk