Frankfurt/Main. In der Ausstellung „Amna Elhassan. Deconstructed Bodies – In Search of Home“ präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt bis zum 12. Februar 2023 die erste großformatige Wandmalerei „December“ (2022) der Künstlerin Amna Elhassan. Zudem werden über 20 Gemälde und Drucke präsentiert, die seit 2019 entstanden sind.
Sudanesische Revolution
Die Arbeit der Künstlerin Amna Elhassan (*1988) hat mit der sudanesischen Revolution 2018/2019 eine nachhaltige Wendung erfahren. Das zentrale Thema ihrer Werkauswahl ist der Status der Frauen im Sudan sowie die Wahrnehmung ihrer Körper durch die Gesellschaft. In dem großformatigen Panoramagemälde „December“ (2022) verarbeitet Elhassan die Zerschlagung der Demokratiebewegung im Sudan und nimmt Bezug auf das Massaker von Khartum am 3. Juni 2019.
Schriftzüge neben Werken
Im ersten Obergeschoss der Schirn zeigt die Künstlerin darüber hinaus eine Auswahl von Alltagsszenen sowie Porträts sudanesischer Frauen, deren Stärke und Widerstandsfähigkeit im politischen und gesellschaftlichen Umbruch die Künstlerin mit ihrer Arbeit zelebriert. Auch hier bringt Amna Elhassan neben den Werken Schriftzüge an, in diesem Fall Straßennamen, die die Zivilbevölkerung während der Revolution inoffiziell umbenannte und getöteten Demonstrantinnen und Demonstranten widmete.

Graffitis im öffentlichen Raum
Während des Massakers wurden Frauen geschändet, viele Leichen der Opfer von den Angreifenden in das Wasser des Nils geworfen. Elhassans Gemälde thematisiert den Nil als Fluss des Lebens und des Todes und widersetzt sich der Annahme, dass der Tod das Ende von Träumen und Ambitionen eines Menschen bedeutet. Die drei dargestellten Frauen repräsentieren die Opfer der sudanesischen Revolution. Zudem bindet Elhassan arabische Schriftzüge ein. Diese nehmen Bezug auf Graffitis im öffentlichen Raum, die in der Widerstandsbewegung nicht nur verwendet werden, um politische Forderungen zu kommunizieren oder über Termine und Orte von Demonstrationen zu informieren, sondern auch, um der Opfer ehrend zu gedenken.
Zeichen für Courage
„Amna Elhassan ist eine wichtige Stimme der künstlerischen Selbstermächtigung im Sudan. Mit ihrem ortsspezifischen Panoramagemälde setzt Elhassan in der Schirn ein Zeichen für Courage und den Einsatz für eine lebendige Demokratie“, so Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Die Künstlerin widme den Opfern des Massakers von Khartum ein zukunftsgewandtes malerisches Denkmal. Ihr Werk sei zugleich eine Hommage an die mutigen Frauen, die die treibende Kraft der gesellschaftlichen Transformation im Sudan verkörpern. Die Kuratorin der Ausstellung, Larissa-Diana Fuhrmann, erläutert die Arbeitsweise der Künstlerin: Charakteristisch für Elhassans Malweise sind das Experimentieren mit unterschiedlichen Techniken, darunter analoge und digitale Zeichentechniken, Öl-, Acryl- und Sprühfarben, sowie das Arbeiten in Schichten auf Leinwand und Papier.“ Mit dieser Vielschichtigkeit legt die Künstlerin die komplexe Realität im Sudan und den Kampf um Emanzipation und Befreiung offen. Durch die Einbeziehung von Graffiti und die Erweiterung der Gemälde in den Ausstellungsraum verschränkt Elhassan die Proteste auf der Straße direkt mit dem musealen Raum der Schirn.“
Amna Elhassan, (Khartum, Sudan) studierte Architektur an der Universität Khartum und an der Sapienza-Universität Rom, bevor sie sich für ein Atelierprogramm am Khartoum Arts Training Center (2017–2019) einschrieb. In den letzten Jahren hat Elhassan international ausgestellt, u. a. in der HFBK Hamburg (2022); auf der Egypt Int’l Art Fair in Kairo, Ägypten (2021), auf der FNB Joburg Art Fair, (2020), sowie in der Afriart Gallery in Kampala, Uganda (2020), im Journées d’Art Contemporain de Carthage JACC, Tunis, Tunesien (2019), im Khartoum Art Center, Khartum, Sudan (2018), im Rashid Diab Arts Center, Khartum, Sudan (2017), im National Museum of Sudan, Khartum, Sudan (2016) pk
