Rembrandt im Städel, Paula Modersohn-Becker in der Schirn und der Rimini-Altar im Liebieghaus

Rimini- Altar. Kreuzigungsaltar aus Rimini, Südniederlande um 1430 (Mariengruppe, nach der Restaurierung) Alabaster, geringe Reste alter Fassung H 47 x B 34 x T 16,5 cm Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main Foto: Liebieghaus

Frankfurt am Main. Der Herbst gehört in Frankfurt der Kunst: Städel Museum, Schirn Kunsthalle Frankfurt und Liebieghaus Skulpturensammlung präsentieren ein abwechslungsreiches und hochkarätiges Ausstellungsprogramm. Den Anfang macht ab 6. Oktober im Städel „Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“. Es folgen in der Schirn ab 8. Oktober eine umfassende Retrospektive zu Paula Modersohn-Becker. Das Liebieghaus präsentiert ab 3. November eine konzentrierte Sonderausstellung zur aufwendigen Restaurierung eines seiner Hauptwerke, des Rimini-Altars. Es stehen „großartige Kunsterlebnisse“ bevor, so Dr. Philipp Demandt, Direktor der drei Häuser in der Main-Metropole.

Nennt mich Rembrandt! Durchbruch In Amsterdam“, 6. Oktober bis 30. Januar 2022. In einer großen Ausstellung thematisiert das Städel Museum gemeinsam mit der National Gallery of Canada erstmals Rembrandts Aufstieg zu internationalem Ruhm während seiner Jahre in Amsterdam. Die Schau vereint den Städel-Bestand an Werken Rembrandt Harmensz. van Rijns (1606–1669), darunter „Die Blendung Simsons“ (1636), mit herausragenden Leihgaben internationaler Sammlungen u. a. aus dem Amsterdamer Rijksmuseum, der Gemäldegalerie Berlin, der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden, der National Gallery in London, dem Museo del Prado in Madrid und der National Gallery of Art in Washington. Darüber hinaus tritt Rembrandts Kunst in einen unmittelbaren Dialog mit Meisterwerken der älteren und jüngeren Künstler seiner Zeit, darunter Nicolaes Eliasz. Pickenoy und Bartholomeus van der Helst oder die Rembrandt-Schüler Govaert Flinck und Ferdinand Bol.

Rembrandt Harmensz van Rijn (1606–1669) Selbstbildnis mit Samtbarett und einem Mantel mit Pelzkragen,1634 Eichenholz, 58,4 × 47,7 cm.
Foto: Staatliche Museen zu Berlin.

Im Zentrum der Ausstellung, die von Dr. Jochen Sander (Stellvertretender Direktor und Sammlungsleiter Deutsche, Holländische und Flämische Malerei vor 1800, Städel Museum) und Dr. Stephanie Dickey (Gastkuratorin an der National Gallery of Canada, Ottawa) kuratiert wird, werden Gruppierungen eng verwandter Gemälde stehen, die Rembrandts Rolle und die seiner Zeitgenossen in diesem kreativen Netzwerk verdeutlichen. Rembrandts Bildproduktion war erstaunlich breit und umfasste neben Landschaften, Genreszenen und Stillleben vor allem Historienbilder und Porträts. Die Auseinandersetzung mit seinen Konkurrenten prägte seine künstlerische Entwicklung wie auch seine unternehmerischen Ambitionen. In Amsterdam wetteiferte eine Vielzahl talentierter Künstler um die Aufmerksamkeit und Patronage des wohlhabenden und kunstliebenden Bürgertums. Es war genau diese ebenso aufregende wie anregende Atmosphäre, die den jungen Künstler aus Leiden zu dem weltberühmten Meister machte, der er bis heute ist: Rembrandt.

Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669) Judith am Bankett des Holofernes, 1634 Öl auf Leinwand 143 × 154,7 cm Museo Nacional del Prado, Madrid, Foto: Museo Nacional del Prado, Madrid

Die Schirn Kunsthalle widmet sich ab 8. Oktober dem Gesamtwerk von Paula Modersohn-Becker (1876–1907) und zeigt, wie entschieden sie sich über gesellschaftliche und künstlerische Konventionen ihrer Zeit hinwegsetzte und so zentrale Tendenzen der Moderne vorwegnahm. Keine andere deutsche Künstlerin der Klassischen Moderne hat in der öffentlichen Wahrnehmung einen solch legendären Status erreicht wie Paula Modersohn-Becker.

Paula Modersohn-Becker, Selbstbildnis mit rotem Blütenkranz und Kette, 1906/07, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, © Landesmuseum Hannover.

In ihrem kurzen Leben schuf sie ein umfassendes, auch widersprüchliches Œuvre, das über 100 Jahre zur Projektionsfläche wurde und bis heute polarisiert. Ihre Werke sind unverwechselbar „feminin“, gleichzeitig rigoros, bisweilen geradezu radikal anders als die ihrer Zeitgenossen. Ab 1898 lebte sie in der Künstlerkolonie Worpswede, unterbrochen durch vier längere Aufenthalte in Paris. Ihre Werke entstanden in oft einsamer Auseinandersetzung mit der älteren Kunstgeschichte und aktuellen künstlerischen Tendenzen, die sie in der französischen Metropole studierte. Dabei fand Modersohn-Becker zu überzeitlichen, allgemeingültigen Bildern. Die Schirn versammelt in Frankfurt rund 120 ihrer Gemälde und Zeichnungen aus allen Schaffensphasen, darunter Hauptwerke, die heute als „Ikonen“ der Kunstgeschichte gelten, etwa das „Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag“ (25. Mai 1906). Präsentiert wird ein aktueller Blick auf das Œuvre dieser frühen Vertreterin der Avantgarde. Neben prägnanten Serien und Bildmotiven stehen insbesondere auch Modersohn-Beckers außergewöhnlicher Malduktus, ihre künstlerischen Methoden sowie die widersprüchliche Rezeption ihres Werks im Fokus der Präsentation. Kuratiert wir die Schau von Dr. Ingrid Pfeiffer (Schirn Kunsthalle Frankfurt).

Paula Modersohn-Becker, Blick aus dem Atelierfenster der Künstlerin in Paris, 1900, Öltempera auf Pappe, 48,7 x 37,3 cm, Kunsthalle Bremen, © Kunsthalle Bremen.

Er ist weltweit eines der bedeutendsten spätmittelalterlichen Kunstwerke aus Alabaster und ein Hauptwerk der Liebieghaus Skulpturensammlung: der Rimini-Altar (um 1430). Ab dem 3. November ist er nach umfangreicher Restaurierung wieder in der herausragenden Schausammlung des Museums zu sehen. In den vergangenen vier Jahren wurden am Rimini-Altar vielfältige konservatorische und restauratorische Maßnahmen durchgeführt, vornehmlich eine besonders schonende Oberflächenreinigung durch Lasertechnologie sowie gipsgesättigte Agar-Gel-Kompressen. In der konzentrierten Sonderausstellung „Mission Rimini. Material, Geschichte, Restaurierung. Der Rimini-Altar“ werden die Ergebnisse dieses internationalen Restaurierungsprojekts dem Publikum eindrücklich vor Augen geführt. In vier Bereichen erläutern die Wissenschaftler des Liebieghauses, Harald Theiss (Leiter Restaurierung) und Stefan Roller (Sammlungsleiter Mittelalter), die charakteristischen Eigenschaften des Materials Alabaster sowie Schritte der kunsttechnologischen Analyse. pk

Modersohn-Becker, „Sitzender Mädchenakt mit Blumen, 1907, Öltempera auf Leinwand, 89 x 109 cm, © Von der Heydt, Museum, Wuppertal