Ralph Gleis | „Die ALBERTINA neu denken und entdecken“ | Ein Museum der Gegenwart im Dialog mit der Gesellschaft

Matthew Wong: „End of the Day“, 2019, 200 × 180 cm, Öl auf Leinwand © 2025 Matthew Wong Foundation / Bildrecht Wien, 2025, Cheim & Read, New York. Foto: Alex Yudzon

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Wien | Seit dem 01. Januar steht Ralph Gleis als Generaldirektor an der Spitze der ALBERTINA in Wien. Bei der Vorstellung seines Programms im Musensaal des Museums umriss er seine Vision: „Die ALBERTINA hat sich von einem Grafikkabinett zu einem der meistbesuchten Ausstellungshäuser gewandelt. Nun ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen und die ALBERTINA zu einem international anerkannten, zeitgemäßen Museum zu machen.“

Enormes Zukunftspotential

Das Haus habe durch seine Sammlungen und das exzellente Team ein enormes Zukunftspotential, das noch auszuschöpfen sei. „Durch innovative Ansätze wollen wir die ALBERTINA gemeinsam neu denken, soll Kunst neu erlebbar gemacht sowie die Institution internationaler vernetzt werden.“ Kunst sei immer ein Spiegel der Gesellschaft. Ralph Gleis möchte mit den Ausstellungen aktuelle Fragen diskutieren, Menschen neugierig machen. Vor allem aber sollen unsere Ausstellungen Freude machen: gemeinsam wollen wir Kunst neu entdecken!“, so der Generaldirektor. Künftig werden Sammlung und Ausstellung näher zusammen gedacht. Als weitere Ziele nannte Gleis die Etablierung einer Sammlungsstrategie für das 21. Jahrhundert: „In allen Aufgaben sind die digitale Transformation sowie die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgaben für die gesamte strategische Ausrichtung zu begreifen.“

Nowness im Programm 2025:

Die Sammlung im Zentrum Die Stoßrichtung für das kommende Jahr charakterisiert Gleis als ein „experimentelles Jahr der Entdeckung, Erprobung und Evaluierung.“ Das diesjährige Programm spiegelt dies wider. „Wir haben für 2025 ein weitgefächertes Ausstellungsprogramm zusammengestellt, das ihrer grafischen Sammlung von Weltrang, den umfangreichen Sammlungen zur Malerei, Skulptur, Fotografie und Architektur gerecht wird“.

Albrecht Dürer
Albrecht Dürer: „Kopf des Laute spielenden Engels“ (Detail aus dem „Rosenkranzfest“), 1506. Pinsel in Grau und Schwarz, grau laviert, mit Deckweiß gehöht, auf blauem Papier. | © ALBERTINA, Wien

Bestandskatalog

2025 startet ein internationales Forschungsnetzwerk mit der materialtechnischen Untersuchung des einzigartigen Konvoluts an Zeichnungen Dürers in der ALBERTINA. Zum Gedenkjahr 2028 entsteht so ein Bestandskatalog, der die Ergebnisse umfassend vorstellt und neue Maßstäbe setzen soll. Auch die Ausstellungen ‚True Colors‘ zu den Anfängen der Farbfotografie (Jänner) und ‚Faszination Papier‘ (Dezember) liefern wichtige Beiträge zur Aktualität im wissenschaftlich-methodischen Zugang. Im neuen Jahr lädt die ALBERTINA zu sechs Personalen von Künstlerinnen: Leiko Ikemura (1951), Francesca Woodman (1958-1981), Jenny Saville (1970), Brigitte Kowanz (1947-2022), Lisette Model (1901-1983), Jitka Hanzlova (1958). Die Ausstellungen sind gattungsübergreifend konzipiert von der Malerei und Skulptur bei Jenny Saville und Leiko Ikemura über die Lichtkunst einer Kowanz bis zur Fotografie der Wiener Emigrantin Lisette Model. Häufig international bereits anerkannt, sind viele der Künstlerinnen bislang hierzulande unentdeckt.

Rokytnik
Jitka Hanzlová: „Rokytnik“, 1990-1994, Untitled # 15, 1993, Original C-Print | Courtesy of the artist © Jitka Hanzlová | Bildrecht, Wien 2025

Innovative Ansätze im Programm

Wie sich die ALBERTINA 2025 neu entdecken läßt, zeigt sich am besten anhand des aktuellen Ausstellungsprogramms: Das Museum soll sich auch neue Zielgruppen erschließen, Menschen die selten Museen besuchen, soll durch innovative Ansätze ein Angebot gemacht werden. Themenausstellungen Kunst steht zwar für sich und ist immer ein visuelles Erlebnis doch meist steckt mehr dahinter. Die ALBERTINA setzt auf kreative und zeitgemäße Interpretationen von Kunstthemen, die eine Brücke zwischen den Fragen der Vergangenheit und jenen der Gegenwart schlagen. Mit Ausstellungen wie: ‚“True Colors“ zu den Anfängen der Farbfotografie (Jänner), „Remix“: Von Gerhard Richter bis Katharina Grosse‘ (April), „De Sculptura“ (April) ‚Leonardo –Dürer‘ (Juni), „Unterwegs – Künstler auf Reisen“ (Juni), „Die Wiener Boheme“ zur Hagengesellschaft (Juli), „Gothic Modern“ (September), „KAWS Art and Comic“ (Oktober) und „Faszination Papier“ (Dezember).

Hands on

In der weltweit ersten Ausstellung zum zeichnerischen Werk von Damien Hirst im Mai wird Kunst partizipativ gedacht: Teil der Schau ist eine durch den Künstler entwickelte Zeichenmaschine, die auch durch das Publikum bedient werden kann. Das Entdecken der eigenen Kreativität ist ein wesentlicher Teil des Museumsbesuchs und soll hier gezielt gefördert werden. In „Unterwegs – Künstler auf Reisen“ (Juni) erwarten das Publikum zahlreiche Neuentdeckungen, wie Zeichnungen von Johann Wolfgang von Goethe. Neue Präsentationsformen, neue Perspektiven ergeben sich auch durch neue Ausstellungsdisplays und das Betrachten von Kunst aus ungewöhnlichen Blickwinkeln – wie historische Stadtpläne aus der Vogelperspektive in der Ausstellung „Faszination Papier“ (Dezember).

Woodman
Francesca Woodman: „Polka Dots“, Providence, Rhode Island, 1976/2000, 13,1 x 13,2 cm, Schwarz-Weiß-Silbergelatineabzug auf Barytpapier Sammlung Verbund, Wien © 2024, Woodman Family Foundation | Bildrecht, Wien

Weltpremiere mit Damien Hirst

Nicht nur das grafische Werk Hirsts feiert in der ALBERTINA Weltpremiere. Fünf Künstlerinnen und Künstler sind 2025 erstmals in Österreich in umfassenden Museumsshows zu sehen: Matthew Wong (‚Wong – Van Gogh‘, Februar), Jenny Saville (März), Jitka Hanzlova (Juli), KAWS (Oktober) und Leiko Ikemura (November). Überraschende Gegenüberstellungen: „Wong – Van Gogh“ (Februar): Der über ein Jahrhundert später geborene, chinesisch-kanadische Künstler Matthew Wong wird in dieser Ausstellung in Bezug zu Van Gogh gesetzt. „Vasarely – Adrian“ (Oktober): Victor Vasarely, ein international anerkannter Künstler wird hier dem Wiener Lokalmatador Marc Adrian gegenübergestellt. Internationale Kooperationen Internationale, auch längerfristige Kooperationen mit Sammlungen und Museen: Die Zusammenarbeit mit Kuratorinnen und Kuratoren anderer Institutionen, die einen neuen Blick auf die Sammlung der ALBERTINA werfen, bringen internationale Fragestellungen nach Österreich und sorgen für wissenschaftlichen Austausch.

Schwerpunkt Skulptur in Klosterneuburg

In einer neuen Schwerpunktsetzung werden unter dem Titel „De Sculptura“ künstlerische Erkundungen und Erweiterungen des klassischen Skulpturenbegriffs in Klosterneuburg präsentiert. Die preisgekrönte Architektur ist prädestiniert, um auch platzgreifenden, monumentalen Skulpturen und Installationen den idealen Rahmen zu bieten. Ortsspezifische Vorteile werden genutzt und ein ansprechendes Vermittlungsprogramm soll vor die Tore Wiens locken.