Mittelrhein Museum zeigt Ausstellung: „Gegenentwürfe. Ostdeutsche Graphik“

Yvette Kießling: „Elbwiese, Labská louka, on fire“,2021. Foto: Mitterhein Museum

Koblenz. Die Sonderausstellung „Gegenentwürfe. Ostdeutsche Graphik. 1945-1990“, die bis zum 3. Oktober im Mittelrhein Museum Koblenz gezeigt wird, erlaubt weite Blicke auf eine Kunstlandschaft, die es in vielerlei Hinsicht noch zu entdecken gilt.

Sozialistischer Realismus“

Für die Künstlerinnen und Künstler der DDR ergab sich hieraus nur bedingt eine formale Übereinstimmung mit dem kulturpolitisch festgelegten Leitbild des „Sozialistischen Realismus“. Nachhaltigen Einfluss übte dabei der lose Künstlerbund der Leipziger Schule aus, der ab Ende der 1960er Jahre einen neuen Stil gesellschaftsanalytischer Malerei begründete. Die „Abbildung der Realität“ verstand man zunehmend als „Gegenentwurf zur Utopie“, womit die Vervielfältigung künstlerischer Ausdrucksformen und Werkthemen einherging. Hiervon zeugen die präsentierten Arbeiten im Mittelrhein Museum Koblenz und zeichnen darin ganz andere, unerwartete Bilder von Leben und Kunst in der späten DDR. In die Ausstellung sind folgende Künstlerinnen und Künstler involviert: Rudolf Bergander, Petra Flemming, Hermann Glöckner, Wieland Förster, Bernhard Heisig, Edmund Kesting, Konrad Knebel, Max Lingner, Wolfgang Mattheuer, Alexandra Müller-Jontschewa, Rolf Münzner, Christine Perthen, Curt Querner, Hans Theo Richter, Arno Rink, Horst Sakulowski, Max Schwimmer, Willi Sitte, Volker Stelzmann, Werner Tübke, Max Uhlig.

Sven Johne: „Carnival“, 2008. Foto: Mittelrhein Museum

„Neueste Leipziger Intervention“

In Ergänzung zur Sonderausstellung „Gegenentwürfe. Ostdeutsche Graphik. 1945-1990“ zeigt das Koblenzer Museum bis zum 3. Oktober die „Neueste Leipziger Intervention“. Innerhalb der kunsthistorisch orientierten Überblicksschau sind sieben zeitgenössische Positionen eingelassen, um Vergangenheit und Gegenwart in künstlerische Zusammenhänge zu bringen. Die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler eint neben der Ausbildung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig die Erfahrung, als junge Heranwachsende die Vor- und Nachwendezeit in Ostdeutschland erlebt zu haben. Intuitiv knüpfen sie an die Bildwelt der untergegangenen DDR an, die umfangreich in der Grafik-Ausstellung gezeigt wird. Ihre jeweiligen künstlerischen Arbeiten sind als aktuelle Interpretationen oder kritische Kommentare zu verstehen. Sie geben den Beleg für eine lebendige Auseinandersetzung mit der Kunst der DDR. Liste der ausgestellten Künstlerinnen und Künstler: Henriette Grahnert, Margret Hoppe, Sven Johne, Yvette Kießling, Sebastian Nebe, Johannes Rochhausen, Sebastian Speckmann.

Wolfgang Mattheuer: „Im Räderwerk“, 1982. Foto: Mittelrhein Museum

Kunstsammlung Gera

Die Ausstellung „Gegenentwürfe. Ostdeutsche Graphik. 1945-1990“ ist in Kooperation mit der thüringischen Kunstsammlung Gera entstanden, die über umfangreiche Bestände von Handzeichnungen der DDR verfügt. Aus diesen sind annähernd 110 Arbeiten ausgewählt, um Haupt- und Nebenentwicklungslinien ostdeutscher Kunstgeschichte zu veranschaulichen. Darin zeigt sich deren starke Prägung durch die figurativen Strömungen der Klassischen Moderne. pk

Arno Rink. „Die Unabhängigen“, 1971. Foto: Mittelrhein Museum