KABINETT besuchte mit Corona-Zertifikat die Art Basel 2021

Verschlungene Holz-Skulptur. Foto: Peter Köster

Basel. Nach der Art Basel ist bekanntlich vor der Art Basel. Wir blicken aber bewusst noch einmal zurück auf das Gewesene. Seit 1970 findet die von der Galeristin Trudl Bruckner und den Galeristen Ernst Beyeler und Balz Hilt gegründete Kunstmesse traditionell in der Schweiz statt. Sie zählt neben der Biennale in Venedig und der „Documenta“ in Kassel zu den international prägenden Großveranstaltungen der Kunstwelt und gilt nicht umsonst als die Mutter aller Kunstmessen.

Einer der vielen Gänge der Messe. Foto: Peter Köster

Gespannt machen wir uns auf den Weg zur international bedeutsamsten Kunstmesse, die nach Corona bedingter Abstinenz nun endlich wieder ihre Pforten öffnet. Und, um dies gleich vorauszuschicken:

Die 1970 in Basel gegründete Kunstmesse ist – und viel besser hätte es das Drehbuch nicht schreiben können – in ihrem Jubiläumsjahr (50. Veranstaltung) nach mehr als einjähriger Corona-Pause in physischer Präsenz und deutlich gestärkt zurückgekommen.

Blick in eine der Kojen. Foto: Peter Köster

Mit dem „Bändeli“ auf die Messe

Bevor es aber zu der weltweit bedeutendsten Verkaufsschau für zeitgenössische Kunst in die Messehallen geht, legen wir einen Zwischenstopp im „COVID-19 Certification Center“ ein. Hier bekommen wir gegen Vorlage eines Impfzertifikats ein silbergraues Kontrollarmbändchen, das sogenannte „Bändeli“, um das Handgelenk gelegt. Zusammen mit diesem „Bändeli“ und einem vom Pressecenter ausgestellten Lichtbild-Ausweis dürfen wir nun aber unser Kunstabenteuer starten, selbstverständlich nicht ohne die obligate Mund-Nasenbedeckung. Denn auch in der Schweiz herrscht absolute Maskenpflicht.

Riesiger Pilz als Messe-Entree. Foto: Peter Köster

Großmeister der modernen Kunst

Mit 272 teilnehmenden Galerien aus 33 Ländern sind zur aktuellen Ausgabe nur 17 weniger gekommen als zuletzt 2019. 24 Ausstellerinnen und Aussteller sind zum ersten Mal dabei. Zwar sind Corona bedingt diesmal nur wenige US-Galerien und asiatische Besucherinnen und Besucher gekommen, dafür ist aber die Klientel des finanzkräftigen Europas umso stärker vertreten. Man darf festhalten, der Kunstmarkt ist eindeutig auf Erholungskurs. So vermeldeten bereits in den ersten Stunden der viertägigen Messe viele Galerien zahlreiche Abschlüsse. Das hängt offenkundig damit zusammen, dass jetzt womöglich noch mehr Geld als vor dem Ausbruch von Covid-19 vorhanden ist. „Es muss untergebracht werden“, bringt ein Aussteller das Verhalten auf den Punkt. Für die Kauflust sorgen in erster Linie die Stars der internationalen Szene, aber auch  Werke junger Talente und Klassiker der Moderne, von denen in Basel so viele zu finden sind wie sonst wohl auf keiner anderen Messe. Große Meister der modernen Kunst bis zu den talentiertesten Nachwuchskünstler werden in verschiedenen Bereichen, den Ausstellungskojen auf der Schau präsentiert.

Vielbestaunte Keramikwand. Foto: Peter Köster

Naturgemäß wecken die Superstars das größte Interesse. So ist Picasso gleich mehrfach auf der Messe vertreten. Auch Richter, Baselitz, Trockel, Max Ernst, Kirkeby, erfreuen sich wie Alex Katz und Robert Rauschenberg größter Aufmerksamkeit. Natürlich könnte man noch weitere nennen. In der Riege der Big Players präsentiert Galerist Michael Werner seine Hauskünstler, ebenso wie David Zwirner. Auch White Cube aus London setzt auf seine Stars, darunter Damien Hirst. Bernard Jacobson aus London zeigt attraktive nachkubistische Bilder von Georges Braque und die Vedovi Gallery aus Brüssel widmet ihre „Feature“-Koje einer One-Man-Show mit Papierarbeiten René Magrittes. „Art Unlimited“-Sektion verblüfft mit übergroßen Formaten wie Gemälden oder anderen wandtauglichen Objekten. Dazu gehört der achtteilige Gemäldezyklus „Traffic Jam“ von An­dreas Schulze mit seiner eigensinnig witzigen Vehikel-Parade (Galerie Sprüth Magers) oder die 2020 entstandene, 3,2 mal 6,8 Meter messende Keramikkachel-Wand der 1925 in Beirut geborenen Etel Adnan mit ihrem strahlenden „Le Soleil Toujours“-Motiv (Galerie Sfeir-Semler). Natürlich darf auch Altmeister David Hockney nicht fehlen, der mit einer Breitwand „Photographic Drawing“ glänzt. Übrigens eine Arbeit, die er vor einigen Jahren, so ähnlich, im Museum Ludwig in Köln zeigte.

Grünes Ensembles. Foto: Peter Köster

Sammelbecken der globalen Kunstwelt

Auf dem Kunst-Parcours wird man durch tausende von Werken navigiert, bis einem die Sinne schwinden. Das ständige Masketragen tut ein Übriges, so dass es unabdingbar ist, eine „Kunstpause“ im Freien einzulegen. Hier auf dem Messevorplatz werden wir dann, während wir den Getränkehaushalt auffüllen, so ganz nebenbei Zeuge zweier Performances. Das weckt unsere Neugierde. Wir erfahren, dass es sich hierbei um die „Perfomance Tears“ der britischen Künstlerin Monster Chetwynd handelt. Tänzerinnen in bedruckten und mit Pailletten verzierten Catsuits und verschmiertem Make-up kugeln in transparenten Riesenbällen auf das Publikum zu und geben so eine Steilvorlage für herrlich lustige Memes. Also auch hier Kunst. Wir schnaufen durch, verarbeiten so gut es geht, die ersten Eindrücke und dann geht es wieder zurück in die Hallen. Zurück auf die internationale Kunstbühne. Zurück ins Sammelbecken der globalen Kunstwelt, in der sich Kunstsammler, Kunsthändler, Künstler, Kuratoren und andere Kunstinteressierte zusammenfinden.

Wenn nicht wieder etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommt – was wir nicht hoffen wollen – findet die nächste Art Basel vom 16. bis 19. Juni 2022 statt. Bis dahin, gruezi.  Peter Köster

Unübersehbar, die riesige Informationswand. Foto: Peter Köster