Jahresprogramm Kunsthalle Darmstadt mit zwei besonderen Blöcken

Erich Kissing (1943 Leipzig -) Gezähmte Vögel, 1970, Eitempera und Öl auf Hartfaser, 30 x 42 cm, Im Besitz des Künstlers | © Kunsthalle Darmstadt, VG Bild-Kunst, Bonn, 2025

Kunsthalle darmstadt

Darmstadt. Die Kunsthalle Darmstadt zeigt in ihrem Jahresprogramm zwei besondere Ausstellungsblöcke. Den Startschuss liefert die Schau  „Eingebrannt“. Gezeigt werden Malerei, Lyrik, Neue Musik und Proben zweier Bildhauer aus der DDR, Die Ausstellung wird vom 30. März bis zum 29. Juni in Kooperation mit dem Zentrum für neue Literatur und dem Internationalen Musikinstitut Darmstadt gezeigt.  

Kunst aus der DDR

Nach 1989 hat man nicht den Versuch einer gattungsübergreifenden Betrachtung der Kunst aus der DDR in einer Ausstellung unternommen. Einen solchen Blick auf jene Kunstlandschaft und ihre Veränderungen durch die Zeit ermöglicht „Eingebrannt“ anhand einer Auswahl von rund 80 beispielhaften Werken der bildenden Kunst, Lyrik und Neuen Musik. Mit der Schau wendet sich die Kunsthalle Darmstadt erneut dem vormals „anderen“ Teil Deutschlands zu: 1968 hatten sich die innerdeutschen Beziehungen soweit verbessert, dass zu den 10. Darmstädter Gesprächen die Ausstellung „Menschenbilder“ unter Beteiligung des Verbandes bildender Künstler der DDR stattfinden konnte. Ein Rezensent der FAZ beschrieb diese damals als eine „kleine documenta“. 1985 zeigte die Ausstellung „Durchblick“ beispielhafte Kunstzeugnisse der DDR aus der Sammlung Ludwig.

Petergraf
Peter Graf (1937 Crimmitschau -)
Eineinhalb Bücklinge auf Packpapier, 1964, Öl auf Hartfaser, 25 x 31 cm
| © Kunsthalle Darmstadt, VG Bild-Kunst, Bonn, 2025

Skupturengarten

1989 ging der Leonce- und-Lena-Preis der Stadt Darmstadt erstmals an einen Dichter, der in der DDR sozialisiert worden war und in Darmstadt Wurzeln schlagen sollte: Kurt Drawert. 1998 gründete er die Darmstädter Textwerkstatt und 2004 das Zentrum für neue Literatur. In der Stadt lebt auch der 1987 aus der ehemaligen DDR geflohene Bildhauer Joachim Kuhlmann, der hier 2003 gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth Kuhlmann einen Besucherinnen und Besuchern offenstehenden Skulpturengarten gründete. In der kommenden Ausstellung „Eingebrannt“ wechseln Gemälde und typografisch in Lyrikbänden nachgestaltete Texte in gleichberechtigter Ordnung. Dieser durchgehende, die lateinische Phrase Ut pictura poesis (Wie die Malerei so die Poesie) in Erinnerung rufende Fries wird an zehn Aussichtspunkten von vor die Wand gestellten Stühlen unterbrochen, an denen Kopfhörer in moderne Klangwelten hineinzuhören erlauben.

Malerei und Bildhauerei

Die Auswahl zeigt zehn Malerinnen und zehn Maler, die zwischen 1919 und 1956 geboren, den Strömungen der Avantgarde des 20. Jahrhunderts angehören, mit jeweils ein bis vier Werken. Hans Winkler, der als Maler 1957 die Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt besuchte und zeitweise dem Informel nahestand, vertritt die wenig bekannte Abstraktion in der DDR. Innerhalb der figurativen Malerei in Dresden, Berlin, Leipzig und einer durchaus produktiven Provinz wurde ein Schwerpunkt auf die stillen Gattungen Bildnis, Landschaft und Porträt gelegt. Politischer Protest drückt sich dagegen in zwei Bildern von Frank Rub aus.

Petraflemming
Petra Flemming (1944 Großsteinberg – 1988 Arnstadt bei Erfurt)
Selbstbildnis in der Stadt, 1969, Mischtechnik auf Hartfaser,
23,5 x 17 cm, Privatbesitz | © Kunsthalle Darmstadt, 2025

Die produktive Zeit vor dem Mauerbau stellen Frühwerke von: Harald Metzkes, Gerd Richter (Gerhard Richter), Jürgen Böttcher (Strawalde), Hans Winkler und Ralf Winkler (A. R. Penck) vor Augen. (León Krempel) Gezeigt werden ferner: Christa Böhme, Jürgen Böttcher (Strawalde), Petra Flemming, Sonja Gerstner, Hubertus Giebe, Peter Graf, Angela Hampel, Ralf Kerbach, Erich Kissing, Eve Rub, Frank Rub, Ursula Rzodeczko, Christine Schlegel, Cornelia Schleime, Doris Ziegler. Bildhauerische Werke werden präsentiert von Joachim Kuhlmann und Peter Makolies

Vier Institutionen

No Place Like Home. Italienische Fotografie seit den 1980er Jahren“ lautet der Titel, der vom 28. September bis zum 11. Januar gezeigten Ausstellung. Bei dieser von der „IKS Photo“ Düsseldorf, der Kunsthalle Darmstadt, dem „SCHAUWERK“ Sindelfingen und der „Draiflessen Collection“ Mettingen gezeigten Schau erkunden erstmals vier Institutionen gemeinsam mit der Ausstellung „No Place like Home“ die Einflüsse italienischer Fotografie seit den 1980er Jahren auf die Entwicklung der europäischen Fotoschichte.

Gudrunpetersdorff
Gudrun Petersdorff (1955 Ludwigslust -)
Flamencotänzerin, 1987-89, Öl auf Leinwand, 200 x 150 cm, Privatbesitz
Foto: Matthias Hildebrand
| © Kunsthalle Darmstadt, VG Bild-Kunst, Bonn, 2025

Gezeigt werden bis zu 320 Arbeiten von rund 40 Fotografinnen und Fotografen, die sich einerseits aus der Arte Povera und dem Neorealismus und andererseits im Kontext der amerikanischen New Color Bewegung verorten. Unter den präsentierten Serien befinden sich Vintage-Abzüge und selten gezeigte Originalabzüge aus den frühen 1980er Jahren, Werke von Guido Guidi (1941), Gabriele Basilico (1944-2013), Luigi Ghirri (1943- 1992) und Marina Ballo Charmet.