Hollywood-Star Sylvester Stallone stellt im Osthaus Museum Hagen aus

Hagen. Sylvester Stallone in „Action“, diesmal aber nicht als Filmstar „Rocky“ oder „Rambo“ sondern als „Action-Painter“, als Maler. Das Osthaus Museum in Hagen präsentiert ihn bis zum 20. Februar mit einer Retrospektive. Anlass ist der 75. Geburtstag von Sylvester Stallone. Gezeigt werden annähernd 50 Werke des Filmstars darunter Selbstporträts und noch nie zuvor gezeigte frühe Arbeiten.

Von „Rocky“ bis Herkuless und Superman

Der Schauspieler und Filmemacher malt seit jungen Jahren und hat sich auch als Sammler intensiv mit zeitgenössischer Kunst befasst. In seinen oft farbenfrohen, kraftvollen Arbeiten setzt sich der kunstaffine Hollywoodstar mit den Strömungen des Surrealismus, Expressionismus sowie abstrakter Malerei auseinander. Immer wieder thematisiert er dabei auch heldenhafte Ikonen und ihre Brüche – von der selbstgeschaffenen Box-Legende „Rocky“ über mythologische Figuren wie „Herkules“ bis hin zu Superman, den er umrissartig, überlebensgroß und nackt auf die Leinwand bringt. Die Retrospektive im Osthaus Museum in Hagen ist die erste Schau des US-Amerikaners in Deutschland. Davor hatte er bereits größere Ausstellungen in Museen in Nizza und St. Petersburg.

Lieber Maler als Schauspieler

Bereits 2013 bei der Eröffnung seiner monografischen Ausstellung im Russischen Museum in St. Petersburg hatte Sylvester Stallone erklärt, er wäre eigentlich lieber Maler als Schauspieler geworden. Ganz ähnlich äußerte sich der New Yorker Kinostar im Jahr 2015 anlässlich seiner Überblicksausstellung im Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain in Nizza: „Ich glaube, ich bin ein viel besserer Maler als Schauspieler.“ Bei näherem Hinsehen erkennt man Sylvester Stallone als komplexen Künstler. Ein meisterhafter Schöpfer visueller Formen, dessen öffentliches Image vielleicht irgendwann zu ikonenhaft wurde. Die Figur eines Giganten, der stärker ist als das Leben, und der Bestimmung des Künstlers schließlich völlig entrückt. Rocky ist zweifellos eine Schöpfung von Sylvester Stallone.

Komfortzone verlassen

Stallones Bilder sind einerseits „action-geladen“ und ausdrucksstark wie seine Filme und andererseits feinnervig und vielschichtig in ihren Aussagen. Der kunstaffine Hollywoodstar nutzt kenntnisreich verschiedene Kunstformen wie Surrealismus, Expressionismus und Abstraktion als Ausdrucksformen. Die Malerei ist seit 55 Jahren ein enger und konstanter Bestandteil der kreativen Ausdrucksformen von Sylvester Stallone, wobei sein künstlerisches Schaffen sein filmisches Schaffen befruchtet und umgekehrt. Er liebt die Malerei. Sie sei die einzig wahre Kommunikation, die man haben kann. Malen bedeute etwas anderes zu tun. Schreiben könne man manipulieren, malen sei der schnellste und reinste Übersetzer des Unterbewusstseins. Malen bedeute, die Komfortzone zu verlassen. „Wenn etwas in einem vorgeht und man auf die Leinwand trifft, ist es schwer, es zu fälschen. Der Künstler auf der Leinwand ist für mich die Nummer eins, wenn es darum geht, seine Gefühle zu vermitteln. Man muss ein Jenseits des Sujets erfahren. Es muss wie ein Sprung aus dem Flugzeug sein – man hofft, dass der Fallschirm funktioniert.“ Sylvester Stallone rühmt die Unsicherheit des Kunstschaffens. Zu den magischen Elementen der Malerei gehöre ihre Unvorhersehbarkeit. Auf der Leinwand könne immer zufällig etwas entstehen, eine Farbe, die man nicht erwartet hat, ein Strich, der eine weitere Tür öffnet. „Die Malerei kann dich an der Gurgel packen und in eine andere Richtung ziehen, in unerforschtes Gebiet. Das passiert nicht immer, aber wenn es passiert, hat man in der Regel ein fantastisches Bild, auf das man wirklich stolz sein kann.“

Durch Musik inspiriert

Die bereits in jungen Jahren entdeckte Liebe zur Malerei ist bis heute neben der Hollywood-Karriere ein fester Bestandteil von Stallones kreativem Schaffen. Seine frühen Werke, die er mit Mike Stallone signierte, waren sehr experimentell. Er begann damit surrealistische Bilder zu malen, oft durch Musik inspiriert. Unter anderem versuchte er, „Lucy in the Sky with Diamonds“ von den Beatles in einer visuellen, surrealistischen Form neu zu interpretieren. Stallones Gemälde sind eine Reflexion über die Ikonen-Fabrik Kino. Vor dem flammenden Porträt von „Michael Jackson“ in Gelb und Rot (2010) malte Stallone einen expliziten „Toxic Superman“ (1991). Als Mythos hat man kein Leben? Die Antwort liefert ein anderes Gemälde mit dem Titel „Hamlet Is a Hard Life“ (Hamlet ist ein hartes Leben | 2010).

Höhlenmalereien von Lascaux und Chauvet

Ende der 1980er Jahre interessierte ihn vor allem die Kunst von Picasso, Gerhard Richter oder Anselm Kiefer. Er setzte sich ebenfalls mit den abstrakten Arbeiten von Mark Rothko auseinander und entwickelte seinen eigenen Stil. So entstanden zahlreiche expressionistisch-anmutende Werke, teils als verfremdete Selbst-Porträts, teils auch mit Sprache spielend. Seine ultimative Referenz in der Kunstgeschichte sind die Höhlenmalereien von Lascaux und Chauvet. Seine Malerei setzt diesen Prozess fort. „Höhlenmalerei auf Felsen ist so klar, so rein, wirklich rein.“ Er sei schon immer von Höhlenmalerei fasziniert gewesen. Manchmal verwende ich ein Messer statt eines Pinsels, um ein Bild wie eine Höhlenmalerei zu schaffen.“

Ständig stellt sich Sylvester Stallone der Ungewissheit und dem Unbehagen des Experiments. Ein Überblick über sein Œuvre offenbart eine eher seltene optische Vielfalt. Von der Gegenständlichkeit bis hin zur extremen Abstraktion führt der Weg durch seine Geschichte der Malerei. „Sylvester Stallones ausdrucksstarke Gemälde führen uns energisch vor Augen, was unsere Existenz ausmacht“, sagt Tayfun Belgin, Direktor des Osthaus Museums Hagen. Stallones Themen kreisten um Träume und harte Realitäten, um den Glauben und um den Tod. pk