Hierarchie der Gottheiten auf den Kopf gestellt

Selma Köran, „Hermes“, 2020. Filmstill aus „Exit Athena“ © Selma Köran/ Tanita Olbrich

Essen. Bis zum 25. April 2021, präsentiert das Museum Folkwang in der Reihe „6 ½ Wochen“ die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin Selma Köran (*1989). Ihre surreal anmutende, multimediale Arbeit „Exit Athena“ knüpft an die griechische Schrift Theogonie von Hesiod an und stellt überkommene Machtstrukturen und Geschlechterverhältnisse in Frage.

Mit „Exit Athena“ bringt Selma Köran die griechische Mythologie in die Gegenwart und betrachtet sie aus einer modernen, feministischen Position neu. Hesiods Theogonie (rund 700 v.Chr.) erzählt die Geschichte der griechischen Gottheiten. Aus ihren Kämpfen, Familienbeziehungen und Liebschaften geht Zeus als Herrscher des Olymps hervor und schafft die Grundlage für eine patriarchale Weltordnung. Seine Tochter Athene ist die Heldin in Körans feministischer Neufassung der antiken Erzählung. Köran fügt Hesiods Text ein neues Schlusskapitel hinzu, in dem sie die Hierarchie der Gottheiten auf den Kopf stellt: In „Exit Athena“, einer Filminstallation, an der Köran fortlaufend seit 2019 arbeitet, besiegt die rebellische Athene ihren Vater im Tischtennis – angefeuert von Gestalten des olympischen Universums in fantasievollen, antikisierenden Kostümen. Köran entwirft ihre alternative Mythologie in einer Bildsprache der Übersteigerung. Sie bringt die Sinnlichkeit und Aggressivität in Hesiods Kosmos hervor und setzt sie bunt und anarchisch in Szene. Die lineare Erzählstruktur Hesiods weicht einem fragmentarischen Nebeneinander von grotesken Filmszenen und animierten Sequenzen mit Knetfiguren. „Mit der Chronologie der Erzählung werden auch ihre Ernsthaftigkeit und ihr Geltungsanspruch dekonstruiert“, heißt es dazu in einer Mitteilung.

Selma Köran (*1989 in Koblenz) studierte Design und Kunst in Berlin und in Amsterdam. Ihre multimedialen Installationen wurden u. a. auf Filmfestivals in Paris, Athen und Mailand gezeigt. Exit Athena ist ihre erste Ausstellung in einem Museum. Das Ausstellungsformat „6 ½ Wochen“ basiert auf kurzfristiger Planung und bietet jungen Kunstschaffenden die Möglichkeit, ihre Werke im Museum Folkwang zu präsentieren. Das Format bietet Platz für künstlerische und kuratorische Experimente und ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern noch unbekannte Künstlerinnen und Künstler aus unterschiedlichen Ländern zu entdecken. pk