Einzelausstellung von Wilhelm Mundt im Skulpturenpark Waldfrieden

„Trashstone“ im Außenbereich. Foto: Peter Köster

Wuppertal. Einst studierte Wilhelm Mundt (*1959) an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Tony Cragg. In der aktuellen Ausstellung „Unklumpen“ (läuft bis zum 31. Juli) im Skulpturenpark Waldfrieden, findet nun ein Zusammentreffen beider Künstler statt.

„Trashstones“

Vor der Ausstellunghalle und im Innenbereich liegen sogenannte „Trashstones“ (Abfallsteine) von Wilhelm Mundt. Die abstrakt amorphen Skulpturen in verschiedenen Farben erinnern an überdimensionale Kieselsteine, die wie Findlinge aus einer anderen Welt wirken. Im Kern enthalten diese Arbeiten Ateliermüll, der, zusammengeballt zu Klumpen, von einem Kunststoffmantel umschlossen wird. Dessen Oberfläche erhält durch schleifende und polierende Bearbeitung seine rundliche Form und zeichnet sich durch spiegelnde Glätte und mehrschichtige Farbgebung aus. Diese „Trashstones“ , Wilhem Mundt nennt sie liebevoll „Unklumpen“, sind geheimnisvoll, magisch, rätselhaft. „Unklumpen“ verbergen ihr Inneres  und entziehen sich der Sprache.

Steine sind das zentrale Ding von Mundt. Davon sind bis heute über 700 entstanden. Und obwohl er nur noch im Besitz weniger „Trashstones“ ist und die anderen sich irgendwo auf der ganzen Welt befinden, hat Mundt Zweifel. „Man will immer erfolgreicher sein als jetzt“, beschreibt er seine Gedanken, „Zweifel sind unvermeidbar. Die Angst sich mit seiner Kunst nur noch zu wiederholen ist immer da.“

Werkgruppe aufgereiht im Regal. Foto: Peter Köster

Werkgruppe im Regal

In einer Einzelausstellung zeigt der „Einzelgänger“, wie Kurator Tony Cragg Wilhelm Mundt bei der Vorstellung vor der Presse bezeichnete, aktuelle Werke und neue Ansätze seiner künstlerischen Entwicklung. Für die Ausstellung, die seit Jahren geplant und bedingt durch Corona verschoben werden musste, hat Wilhelm Mundt eine neue besondere Bearbeitung der Oberfläche der „Trashstones“ nach ersten Versuchen vor ein paar Jahren aufgegriffen und perfektioniert. Er versieht die glatte cremefarbene Oberfläche der „Trashstones“ mit Zeichnungen, die entweder auf die Form der Skulpturen reagieren oder als freie Komposition gestaltet sind und den Arbeiten so eine zusätzliche Ebene verleihen. Die neue Werkgruppe präsentiert Wilhelm Mundt fein säuberlich aufgereiht in einem großen Regal. Hier wird der Aspekt der Inventarisierung weitergeführt, indem die chronologisch nummerierten „Trashstones“ wie in einem Archiv aufgereiht sind.

Numerisch festgelegt

Die Werkgruppe dieser „Trashstones“ begann 1989 mit „Trashstone 001“. Von Anfang an wurde sie mit einer mehrschichtigen Hülle aus farbigem Kunstharz ummantelt und mit einer durchlaufenden dreistelligen Nummer versehen. Mittlerweile umfasst die Werkgruppe über 700 Arbeiten. 16 davon stehen seit einigen Jahren im Skulpturenpark von Tony Cragg. Jeder „Trashstone“ ist ein Unikat und ist in eine fortlaufende Serie eingebettet. Wilhelm Mundt reflektiert festgelegte Produktionsanordnungen bzw. -abläufe sowie industrielle Herstellungsprozesse und stellt funktionsabhängige Formfindungen in den künstlerischen Kontext. Entsprechend folgt die Herstellung einer Skulptur einem vom Künstler zuvor festgelegten Prinzip, in dem sich zudem eine Skulptur metaphorisch auch in die nächste überführt, was durch die Verwendung der chronologisch zugeordneten Nummern verdeutlicht wird. Numerisch ist somit immer eine vorhergehende und eine nachfolgende Skulptur festgelegt. Neben seinem plastischen Schaffen entstehen, quasi als Vorstufe, auch Zeichnungen, Fotos und Filme, die die „Trashstones“ in einen anderen Kontext stellen.

„Trashstone“ im Innenbereich. Foto. Peter Köster

„Werkperformance“

Wilhelm Mundt gehört, wie Tony Cragg befand, „zu den herausragenden Bildhauern der mittleren Generation.“ Seit den 1980er Jahren zählt Mundt zu den wegweisenden Künstlern der so genannten Postmoderne. Er hat mit grossformatigen, meist ortsbezogenen Rauminstallationen begonnen, die industrielle Herstellungsprozesse und funktionsabhängige Formfindungen in autonome künstlerische Kontexte stellten. Der umfassende künstlerische Ansatz, Ästhetik und Ethik, Ironie und Ernst verbindend, prägt Mundts Arbeit bis heute. Sie sind im besten Sinne Ver- oder Umwandlungen des (banal) Erlebten oder (trivial) Gelebten in sinnlich erfassbare Schönheit. Die künstlerische Gestaltung wurde und wird von Mundt oft als „Werkperformance“ in Szene gesetzt. Seine „Trashstones“ bewahren in ihrem Innern Überbleibsel unserer Gegenwart und möglicherweise auch für eine ferne Zukunft. Wie auch immer, nur der Künstler selbst weiß genau, was sich wirklich dort drin befindet. Das aber bleibt sein Geheimnis. Peter Köster