Art Düsseldorf hat Bewährungsprobe bestanden

Die Galerie aus Frankfurt präsentierte Roberto Matta in einer Solo Show. „The Contrarian“ für 2,5 Millionen Euro. Foto: Peter Köster

Die „Ganz Großen Geister“ von Thomas Schütte als Hingucker – 43000 Besucher kamen zur Premiere – Viele Galerien wollen im kommenden Jahr wiederkommen.

Düsseldorf. Die Art Düsseldorf ist Geschichte: Zumindest für dieses Jahr. 2018 wird es eine Fortsetzung geben. Das steht fest. Wie schon die Premiere, so wird auch die Zweitauflage der Art Düsseldorf wiederum im November stattfinden. Apropos: Das Konzept der beiden Messeleiter Walter Gehlen und Andreas Kunsthaus, die Kunstmesse im November zu veranstalten, ist trefflich aufgegangen. Mit annähernd 43 000 Besucher hat die Art Düsseldorf einen erfolgreichen Start hingelegt und viele Skeptiker widerlegt. Teilnehmende Galerien kommentierten ihre positive Erfahrung auf der Messe, da durch den Wettbewerb ein besseres und durchdachteres Handeln möglich sei. Das Rheinland sei voll von Sammlern und Kunstliebhabern. Zwei wichtige Kunstmessen im Herbst und Frühling in Düsseldorf und Köln würden die Vitalität dieser starken Region vergrößern. Unter den Künstlern, die die Messe besuchten, waren u.a. Andreas Gursky, Harald Klingelhöller und Thomas Ruff, dessen Arbeiten am Stand von David Zwirner(London, New York) ausgestellt wurden, und Pia Stadtbäumer, deren Skulpturen Haas (Zürich) zeigte.

Nach 16 Jahren Art Fair abgelöst

Die Art Düsseldorf, die nach 16 Jahren die Art Fair in Köln abgelöst hat, positioniert sich als neue, innovative Plattform für Sammler, Galeristen und Kuratoren. Dabei profitiert von der wirtschaftlichen Strahlkraft der Landeshauptstadt Düsseldorf, einer aktiven Kunstlandschaft und dem einzigartigen Veranstaltungsort Areal Böhler, draußen an der Stadtgrenze zu Meerbusch gelegen. Das 1914 in Betrieb genommene, 1993 stillgelegte Stahlwerk mit Tageslicht und Terrazzoboden bietet ein angenehmes Ambiente für „moderne und zeitgenössische Kunst (1945–2017)“. Die Messe ist eingebettet in eine dichte urbane Kulturlandschaft mit wichtigen Kunstinstitutionen an Rhein und Ruhr, in Köln und Bonn mit Essen und Bochum in unmittelbarer Nachbarschaft. 80 Galerien aus dem In- und Ausland machten nun ihren „Antrittsbesuch“. In ihrem Angebotsportfolio befanden sich Kunstwerke von 1000 bis 2,5 Millionen Euro.

Große Geister
Die „Ganz Großen Geister“ von Thomas Schütte.
Foto: Peter Köster

„Kabinett“ sammelte Eindrücke von der Premierenmesse, die mit der Böhler Halle, in der spannende Industrie-Architektur mit Tageslicht den modernen und atmosphärischen Rahmen liefert, ein perfektes Ambiente schuf. Das freute besonders Galerist und Messeurgestein Hans Meyer: „Wird Zeit, dass die Stadt Düsseldorf endlich eine Kunstmesse bekommt.“ Gleich am Anfang des Messe-Parcours grüßte die Kanzlerin von der Wand und machte sogleich deutlich, was sich so alles unter dem Böhler-Dach präsentiert. Sehr stimmig war der Mix aus rund 60 Prozent regionalen und 40 Prozent internationalen Galerien, gleichwohl es manche Platzhirsche unter den alteingesessenen rheinischen Galerien vorzogen, dem Newcomer bei seiner ersten Ausgabe fernzubleiben.

Könnte sich aber bereits im kommenden Jahr bereits ändern, wenn die Böhler-Hallen erneut ihre Pforten öffnen. Bereits jetzt ihre Zusage für das kommende Jahr haben u.a. die New Yorker Galerie David Zwirner und die Berliner Galerie Dittrich & Schlechtriem gegeben, die unisono von guten Geschäften sprachen. Selbiges gilt für den Paris Händler Kamel Mennour. Auch er will wiederkommen. Zu den regionalen Galerien, die erschienen waren, gehörten u.a. Hans Mayer und Beck & Eggeling (beide Düsseldorf), Heinz Holtmann, Christian Lethert, Thomas Rehbein, Michael Werner und Thomas Zander (Köln). Das internationale Feld dagegen nahm sich recht überschaubar aus. In dem luftigen Industrieambiente des Böhler-Areals ragten David Zwirner und Marlborough Contemporary aus New York heraus.

Modernes und Zeitgenössisches seit 1945 bis heute

Grundsolide kam das Angebot der Galeriestände daher. Offeriert wurde moderne und zeitgenössische Kunst seit 1945 bis heute. Darunter Arbeiten von Sigmar Polke, Jonathan Meese oder Candida Höfer wie auch Installationen und Videokunst etwa von dem Documenta- und Venedig-Biennale-Teilnehmer Hiwa K, Petrit Halilaj und Tobias Zielony. Ausreißer nach unten gab es kaum. Spektakuläres wurde eher selten geboten. Dennoch gab es natürlich einige Hingucker, wie die „Großen Geister“ von Thomas Schütte. Oder die 30 Figuren von Magdalena Abakanowicz, die die Düsseldorfer Galerie Beck und Eggeling für 1.200.000 Euro anbot. Fürs Düsseldorfer Publikum gab es Werke sämtlicher Professoren der örtlichen Kunstakademie zu bestaunen. Junge, aufregende Positionen erlebte man in Sektion des „Bloom Award“ wo sich unter anderem 13 junge Galerien der Sektion „Post-Lehman“ tummelten.
Solo-Präsentationen fanden sich u.a. bei Hans Mayer (Düsseldorf),
der seinen Stand dem deutschen Fotografen Jürgen Klauke gewidmet hatte .
Galerie Brigitte Schenk (Köln) zeigte eine großformatige Installation von
Klaus Fritze und Galeria Francisco Fino (Lissabon) brachte zur Messe eine umfassende Darstellung von Objekten Adrien Missikas mit. Weitere regionale Galerien waren u.a. Hans Mayer und Beck & Eggeling (beide Düsseldorf), Heinz Holtmann, Christian Lethert, Thomas Rehbein, Michael Werner und Thomas Zander (Köln).

 

Merkel
Ließ Niemanden unbeobachtet: Die Kanzlerin. Foto: Peter Köster

2,5 Millionen Euro für Roberto Matta

Mit unter 1000 Euro wurde der Grafikfreund fündig, 380 000 Dollar kostete ein stattlicher Jörg Immendorff aus der „Café Deutschland“-Serie bei Century Pictures aus Brooklyn, bei Michael Werner hing ein E.W. Nay („Nachtlied“, 1961, für 425 000 Euro). Beck & Eggeling International Fine Art (Düsseldorf) verkauften die Video-Installation „Energy“ für 480.000 Euro, welche Fabrizio Plessi speziell für die Messe angefertigt hat. Galerie Bastian (Berlin) verkaufte eine Collage (1980) von Robert Rauschenberg für 150.000 Euro und ein Foto des Künstlers, welches ihn und seinen Freund Cy Twombly 1951 in Venedig zeigt. Weitere Fotoarbeiten von Gregory Crewdson verkaufte die Galerie Daniel Templon (Paris) für 68.000 Dollar. Krinzinger (Wien) verkaufte die Arbeit Facebook 04.02.2004 (2017) von Brigitte Kowanz für 42.000 Euro. Bei König Galerie (Berlin) fand José Dávilas Arbeit „Hommage to the Square“ für 25. 000 Euro einen Käufer. Ein Aussteller vom Niederrhein freute sich über den Verkauf von über 30 Arbeiten. Marlborough Contemporary berichtet von sehr erfolgreichen Verkäufen der Werke von Tony Matelli. Das teuerste Werk aber kam aus Frankfurt. Die „Galerie“ aus Frankfurt hatte ein Werk des chilenischen Surrealisten Roberto Matta für 2,5 Millionen Euro im Angebot. Darüber hinaus bot sie eine Matta-One-Man-Show und im Separee Werke von verwandten Künstlern (etwa „La Horde“ von Max Ernst von 1927 für 580 000 Euro.

 

Blooom Award als Nebenbühne

Sozusagen als Nebenbühne verbunden mit dem „BLOOOM Award by Warsteiner“ stellte die ART Düsseldorf jungen aufstrebenden Künstlern eine Plattform zur Verfügung, um ihre Werke im Rahmen einer Sonderausstellung vor einem großen Publikum auszustellen. Der BLOOOM Award ist Deutschlands größter offener internationaler Wettbewerb für Nachwuchskünstler. Der Preis fördert junge Künstler aus aller Welt und unterstützt sie dabei, im Kunstmarkt Fuß zu fassen. Vor allem die nachhaltige Förderung steht im Vordergrund: Neben Reisen zu bekannten internationalen Kunstmessen und –Veranstaltungen werden die Gewinner durch Mentorenprogramme weiter gefördert. Dieses Jahr bewarben sich mehr als 2.300 Künstler aus 90 Ländern. Da der Wettbewerb für alle Ausdrucksformen offen ist, zeugt die Sonderausstellung der Finalisten von einer spannenden, künstlerischen Vielfältigkeit. Zum Sieger des Blooom Award wurde Julian Harper (USA) gekürt. Arshia Sohail (Pakistan) erhielt Platz zwei und Yun-Ling Chen (Taiwan) wurde mit dem dritten Platz ausgezeichnet.

Fazit: Die ART DÜSSELDORF ist ein belebendes Element für das Rheinland. Die Metropolregion bietet zudem durchaus Platz für zwei bedeutende Kunstmessen: So also für die Art Cologne im April in Köln und die neue Kunstmesse in Düsseldorf im November. Festzuhalten bleibt aber auch, dass gerade Letztgenannte von der größeren Art Cologne als Konkurrentin gesehen wird. Warum? Die Schweizer Messegesellschaft MCH ist mit über 25 Prozent an der Art Düsseldorf beteiligt. Und es ist genau diese MCH, die mit der Art Basel die weltweit wichtigste Kunstmesse veranstaltet. Gemeinsam mit der MCH ist es inhaltlicher Schwerpunkt und treibende Kraft der Messe, Deutschland, den angrenzenden Beneluxländern und dem Rheinland eine starke Plattform zu bieten. Eine Plattform, die sich durch gute Kunstverkäufe und eine enge Vernetzung mit den rheinischen Galerien und Institutionen, der freien Kunstszene und der Kreativwirtschaft auszeichnet. Die Art Düsseldorf findet im nächsten Jahr vom 1. bis 4. November 2018 statt. Peter Köster