Ada Badey und Stefan Cordes sind die Dieter-Wellershoff-StipendiatInnen des Jahres 2025. Die Dieter-Wellershoff-Stipendien wurden vom Literaturhaus Köln als Arbeitsstipendien ausgeschrieben und im Zuge der Autorenförderung mit Mitteln der Stadt Köln ausgestattet. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury, bestehend aus Nada Assaad (freie Journalistin, Moderatorin, Autorin), Uwe Kalkowski (Produktmanager Eichborn Verlag und Blogger, kaffeehaussitzer) und Christa Morgenrath (Initiatorin und Leiterin von stimmen afrikas), waren die Exposés und Textproben aus 35 Einsendungen. Wie schon im letzten Jahr wurde ein anonymisiertes Auswahlverfahren angewendet.
Ada Badey ist Autorin, Schauspielerin und Trauerrednerin. Sie schreibt Kabarettprogramme und Songs für deutsche Klein- und Großkunstbühnen. Für den Roman „Strom auf der Tapete“ erhielt sie 2017 den Peter-Härtling-Preis. Im Februar 2025 erschien ihr aktueller Roman „Gossenwalzer“. Die Entscheidung für ihr Romanprojekt „Mit nichts auf der Zunge“ begründet die Jury folgendermaßen:
„Ada Badey gelingt eine in hohem Maße glaubwürdige und nachvollziehbare Darstellung kindlichen Erlebens. Eine unvoreingenommene Wahrnehmung und kindliche Fantasie mischen sich mit poetischen Passagen, lakonischen Detailbeschreibungen und gekonnt eingesetzter Milieu-Sprache. Dies wird kunstvoll mit der Erzählung der erwachsenen Protagonistin verwoben, die erst im Rückblick erkennt, dass sie in einem dysfunktionalen Elternhaus aufgewachsen ist. In den Kinderaugen erscheinen die teils abenteuerlichen Eskapaden ihres Vaters keineswegs als Gefährdung des Kindeswohls, sondern sogar zugewandt oder auch faszinierend. Eine besondere Spannung entsteht durch die Darstellung des Vaters, der sich vollkommen egozentrisch verhält, doch gleichzeitig ein durch und durch entwurzelter Mensch ist. Es ist eben diese fein gezeichnete Ambivalenz, die die raffiniert komponierte Geschichte mit ihren wechselnden Erzählperspektiven und Zeitebenen auszeichnet.“
Stefan Cordes hat viele Jahre als Formatentwickler, Creative Director und Produzent für das Fernsehen gearbeitet. Seit 2022 ist er freier Texter und Schriftsteller. Im August 2024 erschien sein erster Roman „BILLIE. Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden“.
Sein im Entstehen begriffener Roman „Wir waren Wunder“ überzeugte die Jury, die ihre Wahl so begründet:
„Das Manuskript beschreibt die Lebensgeschichte von Mariann Mozart, der älteren Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart. Sie hatte das gleiche virtuose Talent wie ihr Bruder, verschwand aber vollständig in dessen Schatten. Das Romanprojekt holt sie daraus hervor und arbeitet mit zwei Zeitebenen: Die alte Mariann blickt zurück auf ihre Kindheitstage, in denen der krankhaft ehrgeizige und stets verschuldete Vater das Glück der Familie der Karriere des Sohnes opfert. Die atmosphärisch äußerst dicht erzählte Familiengeschichte entwirft dabei ein lebendiges Gesellschaftsporträt jener Zeit mit den traditionellen Zwängen und patriarchalen Strukturen, in denen Frauen ausschließlich eine Rolle als Ehefrau und Mutter zugewiesen wird. Die musikalische Begabung der Tochter Mariann wird gnadenlos unterdrückt, weil es schlicht nicht vorstellbar ist, dass sie als Frau über eine solche verfügt. Der Roman lässt die erblindete Mariann aus dem Dunkel der Vergangenheit treten und ihre Erinnerungen an die dramatischen familiären Beziehungen lebendig werden. Eine präzise Figurenzeichnung lässt mit wenigen Worten die zentralen Charaktere vor dem inneren Auge entstehen. Die Textprobe macht definitiv Lust auf mehr!“
Der Autor Dieter Wellershoff hat in seiner Wahlheimat Köln noch immer große Bedeutung und hat die Literatur der Bundesrepublik maßgeblich beeinflusst, als Schriftsteller und auch als Lektor im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Er schrieb Romane, Novellen, Erzählungen, Lyrik, Essays, Drehbücher und autobiographische Bücher und ist im Jahr 2018 gestorben. Zu seinem ehrenden Gedenken haben das Literaturhaus Köln und die Stadt Köln die Literaturstipendien nach ihm benannt. Seit dem Jahr 2018 werden jährlich zwei altersunabhängige Arbeitsstipendien an professionelle Schreibende vergeben, die in Köln leben. Sie dienen dazu, dass diese sich für die Zeit der Förderung ohne wirtschaftlich-materiellen Zwang auf die Fertigstellung eines bereits begonnenen literarischen Publikationsvorhabens konzentrieren können. Die Stipendien sind mit jeweils 12.000 Euro dotiert.
Die bisherigen Dieter-Wellershoff-StipendiatInnen sind Joachim Geil und Tina Ilse Maria Gintrowski (2018), Ulrike Anna Bleier und Bastian Schneider (2019), Adrian Kasnitz und Tilman Strasser (2020), Gundula Schiffer und Angela Steidele (2021), Gunther Geltinger und Leonard Prandini (2022), Traudl Bünger und Thomas Empl (2023) sowie Laura Cwiertnia und Tina Ilse Maria Gintrowski (2024).
Weitere Informationen zu den StipendiatInnen und zum Bewerbungsverfahren können unter literaturhaus köln | Stipendien & Ausschreibungen abgerufen werden.