„Offensichtlich verborgen“

Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp, Herausgeberin Monika Krücken und Verleger Björn Schötten im Weißen Saal des Rathauses (v.li.). © Stadt Aachen

Während der Dom als UNESCO-Weltkulturerbe in weitreichenden Untersuchungen gut dokumentiert ist, gab es diese Erkenntnisdichte für das Rathaus – die frühere Aula Regia – und die Gesamtpfalz nicht. Das vom Bund geförderte Projekt der Pfalzenforschung hat seit 2010 viele unbekannte Fakten zutage gefördert und alle wichtigen Untersuchungen neu ausgewertet. Dadurch konnten viele der bisher gemachte Annahmen relativert und neue Erkenntnisse gewonnen werden. Daraus ist ein Buch mit dem Titel „Offensichtlich verborgen“ entstanden, das Oberbürgermeister Marcel Philipp jetzt vorgestellt hat.

„Das Bild der Pfalz hat sich deutlich verändert“

„In den letzten Jahren hat sich das Bild, das wir von der Kaiserpfalz hatten, deutlich verändert. Daher freue ich mich sehr, dass wir mit dem Buch einen gut aufbereiteten Zwischenstand der Forschung bekommen haben, der auch für Bürgerinnen und Bürger verständlich ist“, sagte OB Marcel Philipp auf einem Empfang im Rathaus.

„Das große öffentliche Interesse, das mit der Veröffentlichung der Ergebnisse der Pfalzenforschung verbunden ist, gibt uns Recht. Daher haben wir auch schon gleich zu  Beginn des Forschungsprojektes eine Publikation vorgesehen“, ergänzte Monika Krücken, Herausgeberin des 200 Seiten starken, mit zahlreichen Abbildungen ausgestatteten Buches. „Es war ein wunderbares Zusammenspiel von Archäologen, Historikern und Bauforschern“, so Krücken weiter.

Für eine breite Öffentlichkeit

Der Geymüller- Verlag für Architektur, der seinen Sitz in Aachen hat, verstand sich dabei als „Geburtshelfer“, wie Verlagsleiter Björn Schötten bei der Buchvorstellung ausführte. „Unser Ziel war es, eine möglichst breite Öffentlichkeit anzusprechen. Die Arbeit daran hat uns viel Freude bereitet“, sagte er.

Karolinger bauten auf römisches Erbe auf

Zu den neuen Erkenntnissen  in der Pfalzenforschung gehört, dass die Karolinger offenbar in größerem Umfang auf das römische Erbe zurückgreifen konnten, als  bisher angenommen wurde. „Wir haben durch die Ausgrabungen am Rathaus und am Markt Hinweise gefunden, dass die römische Wehrmauer erst im 12. Jahrhundert in größerem Umfang abgebrochen wurde“, erläuterte Stadtarchäologe Andreas Schaub. Der Katschhof sei in karolingischer Zeit kein freier Platz gewesen, sondern wurde durch eine diagonal verlaufene Straße durchtrennt, die bis ins 14. Jahrhundert existiert habe. „Die Pfalz ist nicht plötzlich erbaut worden, sondern sukzessiv entstanden“, so Schaub weiter. „Aachen trug lange Zeit  einen römischen Grundriss.“

Des Weiteren kommt in dem Buch der Historiker Harald Müller zu Wort, der die Entstehung und Bedeutung der Aachener Pfalz aus historischer Sicht erläutert. Eine Einführung zu den Zielen und Methoden der Bauforschung wird von Christian Raabe beigesteuert, die Forschungsgeschichte des Aachener Rathauses stellt die Bauhistorikerin Judith Ley vor. Sie erklärt zusammen mit dem Bauforscher Marc Wietheger auch die Vorgehensweise zur Untersuchung des Bauwerkes. Schließlich hat Sebastian Ristow die archäologischen Forschungen der Vergangenheit analysiert und für die heutige Nutzung aufbereitet.

Info: Das Buch „Offensichtlich verborgen – die Aachener Pfalz im Fokus der Forschung“ ist für 29,50 Euro im Buchhandel erhältlich. Es ist im Geymüller-Verlag für Architektur erschienen, herausgegeben von Monika Krücken, und enthält 200 Seiten und viele Abbildungen.

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