Mutig: Medienkarlspreis geht an die russische Zeitung Novaya Gazeta

von links: Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipps (CDU), Chefredakteur Dmitri Muratov und Dr. Frauke Gerlach

Aachen. Von Mut und Wahrhaftigkeit war die Rede, als im Krönungssaal des Aachener Rathauses die 12. „Médaille Charlemagne pour les Médias Européens“ im Vorfeld des Aachener Karlspreises verliehen wurde. Sie wendet sich erstmals gen Europas Osten. Die russische Zeitung Novaya Gazeta aus Moskau ist Preisträger, Chefredakteur Dmitry Muratov nahm den Preis für die Redakteure und die Mitarbeiter entgegen, die eine kritische Berichterstattung aus dem riesigen Land wagen. Anna Politkowskaja, prominente Menschenrechtlerin und Journalistin – ermordet – war Mitarbeiterin für die unabhängige Zeitung, die 1999 gegründet, seit 2007 in russischer Sprache auch in Deutschland, England, Frankreich und Spanien erscheint. Kritische Geister, die ihr Heimatland verlassen haben, leben dort.

Novaya Gazeta regt zum Nachdenken an, ist das Organ der investigativen Berichterstattung in Russland. Mutig und wahrhaftig. Eine häufig genutze englische Version gibt es im Internet; der Vertrieb der Printausgabe in Russland über zigtausende Kilometer hinweg ist kostspielig für die Redaktion. Die wirtschaftliche Situation ist somit stets bedroht.

Aachener Karlspreis (© Stadt Aachen, Andreas Hermann)

Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp betonte, dass „die Preisverleihung eine Stärkung demokratischer Strukturen bedeutet, ein mutiges Medium auszeichnet und sich für europäische Werte einsetzt“. Europa brauche ein Russland, dass sich zu einer offenen Gesellschaft entwickelt.

Dr. Frauke Gerlach, Vorsitzende des Kuratoriums Médaille Charlemagne pour les Médias Européens, unterstrich die Bedeutung der Preisverleihung für den Grundgedanken der europäischen Integration. Die Zeitung stehe in ihren Ausgaben für Menschenrechte, Meinungs- und Pressefreiheit. „Russland und West-Europa treten so in einen wichtigen Dialog“, sagte Frau Gerlach. Ja, Russland ist groß und mächtig. Mit diplomatischem Geschick trug als Laudator der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Karl-Heinz Lambertz, die Leiden eines Presseorgangs unter Repressalien vor. „Umso mehr zählt die freie Meinungsbildung, die von den Mitarbeitern dieser Zeitung unter schwersten Bedingungen geleistet wird“.

Stehenden Beifall gab es für Chefredakteur Dmitry Muratov, der deutliche Worte über die Korruption in seinem Land fand. Der neue und alte Präsident Putin sei davon nicht ausgenommen, sagte Muratov. Der Kampf um die Pressefreiheit gehe täglich weiter.

(ff)

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