Wo auch immer Lothar Giltz auftaucht, fragt er die Menschen mit seiner Leica-Kamera, ob ein Portrait entstehen darf.

Fotos und Glücksmomente, die ein Unternehmer aus Würselen in fernen Ländern mit stolzen Menschen ins Visier nimmt. „Die Menschen möchten ihre Schönheit, die außer Armut auch Anmut ist, zeigen. Und einen Augenblick der Foto-Shootings genießen“, sagt der Fotograf, der die Welt bereist.
„Am nächsten Tag entstehen Fotos, wo die Oma in Kuba noch mal eine Zigarre und den Lippenstift rausholt.“ Ein Profi, der über 30.000 Fotos in seinem Fundus hat, zeigt in der Aachener Aula Carolina noch bis zum 16. August bei freiem Eintritt seine Werke. Vor und hinter jedem Foto stecken Geschichten, die über alle Kontinente dieser Erde reichen.
„Der Mensch steht im Mittelpunkt des Geschehens. Und wo die Not am größten ist Giltz am nächsten.“ Selbstbewusst und sicher, was auch seine Aufenthalte angeht. Immer vorbereitet sein, Übersetzer, Fahrer, Unterkünfte … das alles ist organisiert, damit freie Street-Portrait-Fotografie eben die Ergebnisse liefert, die die Würde der Menschen festhält. Alle Länder, alle Völker. Indigene Stämme in Nevada zu besuchen sei sein nächstes Ziel. In der Ausstellung fallen monochrome Werke genauso ins Auge wie Farbbilder: innehalten und eintauchen in die weite Welt, die nicht nur schön ist. Aber immer einen Besuch in Aachen wert, die Aula kühlt…

Schwerpunkt soziale Brennpunkte
Geboren 1945 waren es zunächst die Natur und die Reisen mit seinen Eltern, die der junge Giltz in Bildern festhielt. Seine Beobachtungsgabe ließ das Interesse an der Fotografie von Menschen in ihren alltäglichen Situationen immer mehr entwickeln. So konnte er sein Taschengeld als Studenten durch freiberufliche Fotografie bei einer Boulevardzeitung gelegentlich aufbessern. Schwerpunkt waren dabei die sozialen Brennpunkte. Giltz stattete sich mit Leica Kameras aus und absolvierte Workshops und Master Class Events bei Leica in Wetzlar. Ab 2000 begann er intensiv die Street Fotografie mit dem Schwerpunkt Street-Portrait sowie Fotoarbeiten mit Models im Studio bei Leica in Wetzlar und an verschiedenen Locations. „Die Neugier auf sehr vielen Reisen rund um den Erdball in den letzten 20 Jahren gaben und geben mir immer die Möglichkeit, mich ausgiebig mit dem Genre Street-Portrait zu beschäftigen“, betont der passionierte Fotograf.

Street Fotografie kann unterschiedlich konzipiert sein. Sie kann dokumentarisch aufgebaut und damit als Zeit- oder Begebenheitsdokument dienen. Sie kann durch kompositorische Stilistik auffallen und damit spielen. Sie kann aber auch als Spiegel der Gesellschaft, des einzelnen Menschen, des Portraits sein. Was ist aber das Besondere am Street Portrait? Menschen betrachten gerne Menschen. In den Gesichtszügen spiegelt sich das Leben des einzelnen Menschen, seine Vita, seine Gesellschaft, seine Kultur wider. Je älter das Gesicht, je länger und klarer ist seine Geschichte des Lebens – unretouchiert – klare Wahrheit. Wie die Fotos – mit großer Klarheit.
Frank Fäller
