Ein außergewöhnliches stadtgeschichtliches Archiv kommt jetzt ans Kölnische Stadtmuseum: Nach mehr als 40 Jahren ehrenamtlicher Heimatforschung überlässt Joachim Brokmeier dem Museum seine umfangreiche Ansichtskartensammlung zur Geschichte von Köln-Riehl.
Brokmeiers Archiv umfasst mehr als 2.300 historische Ansichtskarten mit Riehler Motiven aus der Zeit des späten 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart sowie ergänzende Dokumente und Literatur. Das Konvolut gibt einen einzigartigen Einblick in die Geschichte des Stadtteils. So lassen die Ansichtskarten das als das „Goldene Ecke von Köln“ bekannte und heute nahezu vergessene Riehler Freizeit- und Vergnügungsviertel wieder auferstehen.
Dazu zählte beispielsweise der „Amerikanische Vergnügungspark“, der ab 1909 an der Riehler Straße mit Achterbahn, Wasserrutsche, Buden, Tanzsälen und vielen weiteren, teils skurrilen Attraktionen die Menschen begeisterte – und in den 1920er-Jahren wieder verschwand. Auch für die vielen heute nicht mehr existierenden Gaststätten und Kneipen im „Goldenen Eck“, für das Riehler „Schwimm-, Licht-, Luft- und Sonnenbad“ (ab 1909) oder für die Geschichte des 1860 eröffneten Zoologischen Gartens und der Kölner Flora (ab 1864) ist das Archiv eine unschätzbare Quelle.
Andere Motive zeigen die preußische Kasernenstadt an der Boltensternstraße (ab 1927 die Riehler Heimstätten), den Wohnungsbau in Riehl oder die Veränderung der Schullandschaft.
Joachim Brokmeier hat diese Ansichtskarten nicht nur gesammelt, sondern bereits sorgfältig digitalisiert und akribisch Informationen zu den dargestellten Motiven zusammengetragen – die Materialien füllen über 20 Aktenordner.

„Die Ansichtskartenmotive zeigen viele heute fast vollständige vergessene Seiten von Riehl“, erklärt Dr. Matthias Hamann, Direktor des Stadtmuseums, die Bedeutung der Sammlung.
„Joachim Brokmeiers Archiv ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie sehr ehrenamtliches Engagement das kulturelle Gedächtnis der Stadt bereichern kann.“
Auch Dr. Volker Hille, Leiter der Graphischen Sammlung, ist begeistert: „Dieses Konvolut ist wirklich eine großartige Ergänzung unserer Bestände. Wichtig auch: Durch die sorgfältige Vorarbeit von Joachim Brokmeier können wir die Sammlung unmittelbar für Forschung und Ausstellungen nutzen.“
In der Graphischen Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums ergänzt das Konvolut nun den ohnehin bedeutenden Bestand an historischen Postkarten. Dazu Dr. Hamann: „Unsere Postkarten zeigen sowohl historische Ansichten also auch wichtige Ereignisse – und halten persönliche Nachrichten aus vergangenen Zeiten fest. Für die stadtgeschichtliche und überregionale Forschung liefern sie viele wichtige Informationen.“
Für Joachim Brokmeier ist die Übergabe ein wichtiger, auch sehr emotionaler Moment: „Mein Ziel war es in all den Jahrzehnten, die facettenreiche Geschichte von Riehl zu bewahren und für alle Menschen zugänglich zu machen. Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass meine Sammlung im Kölnischen Stadtmuseum jetzt einen guten Platz gefunden hat und erhalten bleibt.“