Binationales Literaturfestival an Rhein und Maas

Autor Clemens Meyer liest aus zwei seiner gefragten Werke. © Literarischer Sommer/Literaire Zomer

Seit dem 28. Juni bis zum 9. September bietet es Deutschen und Niederländern die Möglichkeit, die eigene sowie die benachbarte Literatur kennen zu lernen und mit den Autoren ins Gespräch zu kommen. Aachen ist in diesem Jahr zum achten Mal Partnerstadt beim 16. „Literarischen Sommer/Literaire Zomer“. Das binationale Literaturfestival bringt auch diesmal wieder hochkarätige Autoren und vielversprechende Newcomer in die Region.

Insgesamt finden in der Region sieben Lesungen statt – fünf in Aachen und je eine Lesung in Kerkrade und Vaals (weitere im Rheinland gibt es auf der Homepage). Olaf Müller, Leiter des Kulturbetriebs der Stadt Aachen, gibt Tipps: Den Auftakt in Aachen macht am 8. Juli Ernest van der Kwast, der im Säulengelände des Lousbergs aus seinem Roman „Fünf Viertelstunden bis zum Meer“ liest. Der in Südtirol lebende niederländische Autor mit indischen Wurzeln entführt seine LeserInnen an einem heißen Sommertag des Jahres 1945 ins italienische Lecce: Am Strand von San Cataldo beobachten die Brüder Ezio und Alberto die Mädchen in ihren hochgeschlossenen Badeanzügen. Da taucht die 20jährige Giovanna Berlucchi aus der Brandung auf – in einem Zweiteiler! Nicht nur deswegen verliebt sich Ezio leidenschaftlich in das hübsche Mädchen.

EM Special 2015: „Von Hunden und Pferden“

Am 9. August findet im Rahmen von „across the borders“/EM Special 2015 eine Lesung mit Clemens Meyer und seinem Roman „Von Hunden und Pferden“ im Capitol-Kino am Seilgraben statt. Die Zuneigung, die ein einsamer alter Mann zu seinem kranken, leidenden Hund entwickelt, und der verzweifelte Versuch, einen Ausweg und eine Rettung für das Tier zu finden, spiegeln in diesem Roman eine ganze Lebenswirklichkeit wider. Mit genauen Beschreibungen, knappen Worten und ohne jegliche Rührseligkeit schildert Clemens Meyer eine menschliche Tragödie und macht aus einer scheinbar alltäglichen Geschichte einen spannenden Thriller.

Der Leipziger Filmemacher Thomas Stuber verfilmte diese Geschichte 2008 aus dem Erzählungsband „Die Nacht, die Lichter“. Der Kurzfilm „Von Hunden und Pferden“ erhielt einen Silbernen Studentenoscar als bester ausländischer Kurzfilm. Er wird im Anschluss an die Lesung gezeigt. Am 10. August  steht der Film „Als wir träumten – Deutschland 2015“ nach dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer auf dem Programm im Eden-Palast in der Franzstraße. Der Autor beschreibt darin mit großer Wucht den Alltag einer Jungenclique im Leipzig der Nachwendezeit und trifft damit den Nerv einer Generation.


„Konzert ohne Dichter“ lautet der Titel des Buches, aus dem Klaus Modick vortragen wird. © Peter Kreier

Klaus Modick liest am 11. August in der Bibliothek in Kerkrade aus seinem Buch „Konzert ohne Dichter“. Warum zeichnet da einer in ein Gruppenporträt eigentlich einen leeren Stuhl? fragte sich Klaus Modick bei der Betrachtung des Gemäldes „Sommerabend (Das Konzert)“ – und beantwortete diese Frage mit nichts weniger als einem ganzen Buch. Die Lesung wird am 12. August in der Aachener Buchhandlung Schmetz am Dom wiederholt.

Auf 845 Seiten dokumentierte der Niederländische Schriftsteller J. J. Voskuil in dem Buch „Das Büro. Direktor Beerta“ Alltag – und schlimmer noch: Büroalltag. Und das ist nur der erste von sieben Bänden, die nun nach und nach auch in Deutschland erscheinen. Ist dies schon erstaunlich genug, so reibt man sich die Augen angesichts der Tatsache, dass das Mammutwerk in der niederländischen Heimat eine wahre Büromanie auslöste mit Fan-Klubs, langen Schlangen im Morgengrauen vor den Buchhandlungen und Reiseführern zum Buch.

Was fasziniert unsere Nachbarn so an dem Arbeitsalltag in einem volkskundlichen Büro mit ergebnislosen Sitzungen, nutzlosen Dienstreisen, feuchtfröhlichen Kongressen und mit Direktor Beerta, der es versteht, immer neue Projekte und Stellen an Land zu ziehen – deren Sinn allerdings nicht ganz einleuchtend ist. Mit einer Ringlesung versucht der Literarische Sommer, diesem Phänomen auf den Grund zu kommen – Achtung: Suchtgefahr nicht ausgeschlossen! Am 14. August liest entsprechend Christian Cadenbach im Theater K aus diesem Werk.

Dorian Steinhoff beschließt den Literarischen Sommer in der Region am 18. August in Vaals mit einer Lesung aus „Das Licht der Flammen aus unseren Gesichtern“. Studenten, Schauspieler, Backpacker, Kleinkriminelle, Sehnsüchtige und Einsame – eigentlich ganz normale und doch ganz einzigartige Menschen werden zu Protagonisten in Dorian Steinhoffs Erzählungen, in denen der junge Autor um die Frage kreist, inwieweit wir selbst unser Leben bestimmen und für unser Glück und Unglück verantwortlich sind. Er erzählt, wie der Zufall über das Leben von Menschen entscheidet, wie sie unverschuldet in Zwangslagen und Nöte schliddern – und immer gibt es auch diesen einen Moment, in denen sie hätten Einfluss nehmen, in dem alles hätte ganz anders werden können.
Alle weiteren Informationen gibt es hier: www.literarischer-sommer.eu

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