Wall of Resistance“ erreicht das Rautenstrauch-Joest-Museum

„Wall of Resistance“ der Künstlerin Dhuwarrwarr Marika (Natürliche Erdpigmente auf Rinde und Larrakitj, 268 x 135 cm, 2019|2020).

Köln. Eines der zentralen Kunstwerke für die nächste große Sonderausstellung „RESIST! Die Kunst des Widerstands“ ist im Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) angekommen: die „Wall of Resistance“ der australischen Yolŋu Künstlerin Dhuwarrwarr Marika.

Die Museumgesellschaft RJM e.V. hat das Kunstwerk mit Mitteln des Nachlasses Ludwig Theodor von Rautenstrauch als Dauerleihgabe für das RJM erworben und kann besichtigt werden, sobald die Ausstellung geöffnet werden kann. Das Werk besteht aus vier Rindenarbeiten und fünf mit Mustern bemalten Gedenkpfählen. Die Pfähle sind durch Termiten und Buschbrand ausgehöhlte Baumstämme, die früher als Särge dienten. Das Malen spezieller Muster ist für die Aborigines dabei mehr als ein künstlerischer Akt. Ihre Kunst ist traditionell verknüpft mit ihrem Vorwissen über Schöpfungsgeschichte, Land und Identität. Jeder Clan hat seine eigenen heiligen Muster, die nur Eingeweihte verstehen. In der „Wall of Resistance“ wird die Verbindung von Identität und Ort offenbar: Die dargestellten Muster stehen für den Küstenort Yalaŋbara und die Stätte Rulyapa. Für eine Yolŋu-Gruppe, zu der auch die Künstlerin gehört, ist Yalaŋbara als der Ort der Ankunft des Djaŋ’kawu – des großen Schöpfers – von immenser Bedeutung. Die „Wall of Resistance“ stellt die Frage nach Siedlungs- und Landrechten, aber auch nach Identität und Verwurzelung.

Kurzdoku der Künstlerin

Die Förderung schließt neben dem Erwerb der „Wall of Resistance“ eine Kurzdokumentation der Künstlerin sowie den Kauf einer Reproduktion der sogenannten „Bark Petition“ ein. Bei der Reproduktion handelt es sich um einen Schreibmaschinentext auf Papier und bemalter Baumrinde, mit der Yolŋu-Vertreterinnen und -vertreter im Jahr 1963 beim australischen Parlament ihr Landrecht einforderten. „Wir sind der Museumsgesellschaft sehr dankbar für die großzügige Förderung. Die eindrucksvolle Arbeit von Dhuwarrwarr Marika erzählt von langjährigem Widerstand gegen die Unterdrückung indigener Bevölkerungsgruppen in Australien. Sie hat daher ihren Platz in unserer großen Sonderausstellung ‚Resist! Die Kunst des Widerstands‘ über antikolonialen Widerstand im Globalen Süden“, so RJM-Direktorin Nanette Snoep. Die sogenannte Landrechtsbewegung der australischen Aborigines wird exemplarisch als eine der Widerstandsgeschichten Kolonialisierter in der Sonderschau erzählt.

Dhuwarrwarr Marika (geboren 1945) ist eine der ersten Frauen, der es erlaubt ist, die sakralen Muster ihres Clans zu malen, und nimmt damit eine besondere Rolle ein. Die Künstlerin ist eine hochrangige Yolŋu-Frau aus einer Familiendynastie des Rirratjiŋu Clans in Arnhem Land im Norden Australiens. Der Clan spielt eine zentrale Rolle im Kampf um die Rechte der indigenen Bevölkerung Australiens. Der Kampf gegen die Kolonisation und deren Auswirkungen bis heute sind zentrales Thema der Arbeiten Dhuwarrwarrs. Ihre Kunstwerke verkörpern Widerstand gegen Enteignung und Assimilation. Sie verleiht ihrer und der Identität ihres Clans kraftvollen Ausdruck und rückt zugleich die Verbindung von Umwelt und Menschen in den Fokus. Nach der Ausstellung „RESIST! Die Kunst des Widerstands“ soll das Werk laut einer Mitteilung des RJM in die Dauerausstellung integriert werden. pk