Uralte „Schriftsteine“, alte Gräber und ältere „Gezähe“

Gehobene Ausstattung: Ein römischer Kerzenhalter aus dem 2./3. Jahrhundert. Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

Archäologie und Paläontologie präsentieren herausragende Funde

Köln. Das Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) präsentiert laut einer Mitteilung eine Auswahl von sehenswerten Neufunden des vergangenen Jahres. Zugleich widmet sich die Ausstellung, die voraussichtlich bis zum 30. April im LVR-Landesmuseum Bonn gezeigt wird, übergreifenden Themen der archäologischen und paläontologischen Bodendenkmalpflege.

Erdgeschichte

Rund ums Meer drehen sich zum größten Teil die Ausstellungsstücke der Paläontologie: Bemerkenswert alte „Schriftsteine“ – millimetergroße wurmförmige Graptolithen (Flügelkiemer) – lebten vor 480 Millionen Jahren in Kolonien am Meeresboden. Warum genau sie „Schriftsteine“ heißen ist nicht bekannt, die Bezeichnung stammt aus dem 18. Jahrhundert. Wahrscheinlich erinnerten die Fossilien den Entdecker an Schriftformen.

Vorgeschichte

Neben der im Rheinland bislang einzigartigen steinzeitlichen Kreisgrabenanlage in Swisttal-Ollheim, Rhein-Sieg-Kreis, trat 2020 auch ein bisher unbekanntes Erdwerk aus der frühen Jungsteinzeit (5300–4900 v. Chr.) bei Jakobwüllesheim, Kreis Düren, mit Methoden der Prospektion (archäologische Erkundung, Begehung, magnetische Messungen) zutage. Die Maßnahme zur Klärung der Funderwartung in Kiesabbauflächen erbrachte auch zahlreiche Fragmente von Keramikgefäßen und Steinartefakten. Bei Inden, Kreis Düren, gelang es im gleichnamigen Tagebau, das bislang größte Gräberfeld der frühen Eisenzeit (8.–5. Jahrhundert v. Chr.) im Rheinland freizulegen. Bei den 1500 aufgedeckten, zum Teil überhügelten Brandbestattungen zeigt sich die gesamte Bandbreite an Keramikformen dieser Zeit. Neben grob gearbeiteten Töpfen existieren sorgfältig geglättete sowie verzierte Exemplare zur Aufbewahrung des Leichenbrandes.
Auch aus der spätantiken Colonia Claudia Ara Agrippinensium gibt es laut LVR Neues zu berichten. So wurde vom Römisch-Germanischen Museum der Stadt Köln in der Altstadt-Süd eine Sarkophagbestattung aus dem 4. Jahrhundert untersucht. „Zu dem leider bereits beraubten Steinsarg gehören mehrere Beigaben, darunter die Metallbeschläge eines hölzernen Kästchens und ein Set aus Keramik- und Glasgefäßen. Älter sind hingegen die Überreste einer römischen Villa in Köln-Ehrenfeld aus dem 2./3. Jahrhundert. „Die hochwertige Ausstattung bezeugen Mosaikreste und Teile von Wand- bzw. Deckenmalereien, deren besonderes Dekor sich auch im italienischen Pompeji findet.“ pk

Relief einer Jupitersäule aus dem 3. Jahrhundert mit der seltenen Darstellung von Nemesis-Diana, die Göttin des gerechten Zorns. Foto: Marcel Zanjani, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland