Upcycle My Museum! Rautenstrauch-Joest-Museum hinterfragt eigene Nachhaltigkeit

Rethink Fashion © Studio Quack

Nachhaltigkeit ist eines der großen Themen der Zeit und eine wichtige Voraussetzung zur Sicherung einer lebenswerten Zukunft. Auch das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) beschäftigt sich zunehmend mit der eigenen Nachhaltigkeit. „Wir fragen uns: Wie können wir uns als Museum, das Ende der neunziger Jahre konzipiert wurde, zu diesem großen und wichtigen Thema positionieren? Dabei geht es zum einen um die inhaltliche Ausrichtung unserer Ausstellungen und Veranstaltungen sowie den Umgang mit unserer Sammlung. Zum anderen geht es aber auch ganz konkret um unsere Arbeitsweise im Museum: Wie gehen wir mit dem Transport von Kulturgütern und unserer eigenen Mobilität um? Das heißt: Was ist unser eigener ökologischer Fußabdruck und wie können wir ihn verbessern?“, erklärt RJM-Direktorin Nanette Snoep.

Im Januar 2020 hat das RJM daher die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit eingerichtet, die sich an den sogenannten „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen orientieren möchte. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung gehen von einer engen Verflechtung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimension von Nachhaltigkeit aus. „Für ein ethnologisches Museum wie das Rautenstrauch-Joest-Museum, das sich sammlungsbedingt insbesondere mit Regionen des sogenannten Globalen Südens, mit lokalen Lebensbedingungen sowie weltweiten Verflechtungen und Machtstrukturen beschäftigt, bietet diese Sichtweise vielseitige Anknüpfungspunkte“, erklärt Sonja Mohr, Leiterin der AG Nachhaltigkeit im RJM. Dazu gehören Mohr zufolge etwa die weitreichenden Effekte weltweiter Ressourcennutzung und Produktion, die Verantwortung von Politik und Konsument*innen, zivilgesellschaftliches Engagement und nicht zuletzt das Fortbestehen kolonialer Machtstrukturen, die zur Ausbeutung von Menschen und natürlichen Ressourcen beitragen. Diese Aspekte sollen künftig verstärkt bei der inhaltlichen Konzeption des Programms mit einfließen.

Wie Nachhaltigkeit zunehmend Teil des Arbeitsalltags im RJM werden kann wurde mittlerweile in einem Konzept festgehalten. Punkte darin reichen von einer Überprüfung des Papierverbrauchs bis hin zu Möglichkeiten saisonaler Klimaanpassungsmaßnahmen oder der Begrünung des Außenbereichs.

Für die Vermittlung wurde die Idee von Themenreihen mit Veranstaltungen und kleinen Interventionen in der Dauerausstellung entwickelt. Die erste Themenreihe „Rethink Fashion!“ in Anlehnung an die Inhalte der 2018 im RJM gezeigten Sonderausstellung „Fast Fashion“ des MKG in Hamburg startet Ende Juni 2021 zusammen mit der Frauenrechtsorganisation FEMNET und der ecosign/Akademie für Gestaltung. Das RJM spricht mit Akteur*innen aus Politik und Wirtschaft, mit Aktivist*innen und Künstler*innen über wirtschaftliche und soziale Aspekte einer globalisierten Textilwirtschaft, zeigt Probleme, aber auch Alternativen auf. Zusammen mit Studierenden der ecosign/Akademie für Gestaltung sollen kritische Aspekte der Bekleidungsproduktion und Lösungsansätze auch in einer kleinen Intervention in unserer Dauerausstellung sichtbar gemacht werden. Gefördert wird die Themenreihe durch den Landschaftsverband Rheinland.

Die Themenreihe spricht viele verschiedene Aspekte an. Am Mittwoch, 30.6., eröffnet das RJM die Reihe mit dem Podium „Der Weg zur Nachhaltigkeit: Gesetzliche Regelungen für Faire Lieferketten“. Am Freitag, 9. Juli 2021, gibt die Autorin Tansy Hoskins Einblick in die Folgen der weltweit agierenden Schuhindustrie. Weitere spannende Programmpunkte sind Workshops für Kinder und Jugendliche oder auch ein offener Austausch zu „Überproduktion und Hyperkonsum: Wie kann Mode nachhaltiger werden?“