Trump 2.0 | Was Händler jetzt zu den angekündigten EU-Zöllen wissen müssen

Was Händler jetzt zu den angekündigten EU-Zöllen wissen müssen. (Grafik AI) | © KABINETT

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Köln, 22.01.2025 – Am 20. Januar 2025 hat Donald Trump seine neue Amtszeit als US-Präsident angetreten. Bereits im Vorfeld hatte er angekündigt, für EU-Importe neue Standardzölle von mindestens 10 Prozent zu erheben. Das sorgt für Unsicherheit im hiesigen Markt, denn die USA sind seit kurzem Exportland Nummer 1 für deutsche Unternehmen*. Trusted Shops Rechtsexperte Dr. Carsten Föhlisch beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

In aller Kürze:

  • Risiken für Händler: Lieferverzögerungen, finanzielle und rechtliche Sanktionen
  • Handlungsoptionen: Preissenkung oder Preissteigerung? – Das ist hier die Frage
  • Absatzplanung: Prognosen prüfen und anpassen

Wie funktioniert die Erhebung/Berechnung von US-Zöllen in der Praxis?
Die Erhebung und Berechnung von Zöllen in den USA erfolgt auf Grundlage des Zolltarifs (HTS –Harmonized Tariff Schedule of the United States). Ob und in welcher Höhe Zölle bestehen, hängt vom Warenwert und der Art der Sendung ab. Bemessungsgrundlage ist der Transaktionswert (Bruttorechnungspreis) der eingeführten Ware. Neben Zöllen fallen außerdem weitere Gebühren wie die Zollabfertigungsgebühr und ggf. Hafeninstandhaltungsgebühren an.

Wie hoch ist das Risiko bei unkorrekter Zollentrichtung?
Eine fehlerhafte Zollentrichtung birgt erhebliche Risiken. Neben Lieferverzögerungen können auch finanzielle und rechtliche Konsequenzen folgen. So können Verstöße gegen Zollvorschriften Bußgelder nach sich ziehen und vorsätzliche Täuschungen auch strafrechtlich relevant werden.

Wie könnten sich die Zölle auf deutsche Exporteure und ihre Margen auswirken? Welche Handlungsoptionen haben sie?
Die durch Zölle erhöhten amerikanischen Importkosten können sich nachteilig auf die Wettbewerbsposition der exportierenden deutschen Unternehmen auswirken. Als Reaktion darauf gibt es mehrere Handlungsoptionen:

Das exportierende Unternehmen senkt den Preis und kompensiert damit den erhöhten Zoll für die amerikanischen Importeure, um für diese preislich attraktiv bzw. wettbewerbsfähig zu bleiben. Das führt jedoch zu einer verringerten Gewinnmarge der Exporteure. Alternativ könnte das exportierende Unternehmen den Preis beibehalten und den Zoll von den amerikanischen Importeuren tragen lassen. Der Kaufpreis für die US-Kunden würde dann jedoch in Höhe des Zolls steigen und so möglicherweise zu einem Wettbewerbsnachteil des Exporteurs gegenüber anderen Anbietern führen. Dritte Option: Der deutsche Exporteur umgeht die Zölle durch den Aufbau eines eigenen (Produktions-/ Distributions-) Standorts in den USA. Dies wäre jedoch ein relativ drastischer Schritt und dürfte jedenfalls für die meisten Online-Händler kein praktikabler Ansatz sein.

Die EU kann ihrerseits mit Importzöllen auf US-Waren reagieren. Welche Auswirkungen hätte das auf deutsche Unternehmen und Verbraucher?
Sollte die EU auf die angesprochenen Zölle mit Gegenzöllen reagieren, hätte dies womöglich zur Folge, dass nicht nur Waren in den USA teurer werden, sondern auch Verbraucher in Deutschland tiefer in die Tasche greifen müssen. Davon wären nicht nur jene EU-Endkunden direkt betroffen, die für ihren eigenen Bedarf US-Waren einkaufen, sondern mittelbar auch alle EU-Verbraucher, weil die importierenden deutschen Unternehmen ihre höheren Kosten im Rahmen der Mischkalkulation über entsprechende Preiserhöhungen weitergeben würden. Preiserhöhungen bergen für Unternehmen aber oftmals das Risiko eines verringerten Absatzes. Anderseits könnten lokale Unternehmen von den Importzolleffekten profitieren, weil sie ggf. Preisvorteile gegenüber ausländischen Angeboten erzielen. Trump hat bereits darauf hingewiesen, dass er potenziellen Gegenzöllen wiederum mit weiteren Zollerhöhungen begegnen würde, was die Situation zunehmend verschärfen könnte.

Rechnen Sie damit, dass deutsche Unternehmen wegen der Zölle ihr US-Exportgeschäft komplett einstellen oder zumindest reduzieren?
Ein vollständiges Einstellen des US-Exportgeschäfts deutscher Unternehmen halte ich für unwahrscheinlich. Der US-Markt ist mittlerweile der größte Exportmarkt für den deutschen Handel. Ein vollständiger Ausstieg hätte für den Großteil der Export betreibenden Unternehmen weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen, die über die Zahlung der potenziellen Zölle hinausgehen würden. Sofern Präsident Trump die Schutzzölle wie angekündigt umsetzt, wird aber wohl von einer merklichen Reduzierung deutscher Exporte auszugehen sein.

Fazit
Exportierende Unternehmen – und damit auch der deutsche E-Commerce – sollten sich bereits jetzt auf die mögliche Einführung neuer US-Exportzölle einstellen. Bei der Entscheidung, welche Strategie die richtige ist, helfen unternehmensindividuelle What-if-Szenarien, auch für die Umsatz- und Absatzplanung.

*Frankfurter Rundschau: USA überholen China als wichtigsten deutschen Handelspartner (19.01.2025); Online unter: https://www.fr.de/wirtschaft/usa-ueberholen-china-als-wichtigsten-deutschen-handelspartner-zr-93522830.html