„RESIST“! – Die Kunst des Widerstands im Rautenstrauch-Joest Museum

„Resist“: Selma Selman, You have No Idea, 2020 Performance, Washington, Black Lives Matter Plaza © Sasa Tatic

Köln. Der Widerstand gegen die Auswirkungen des kolonialen Erbes im Hier und Jetzt wird immer lauter: Er zeigt sich nicht nur in den aktuell scharf geführten Debatten zur Frage der Restitution der „Benin Bronzen“ – „Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt“ (RJM) bewahrt die viertgrößte Sammlung in Deutschland – sondern auch in der Umbenennung von kolonialen Straßennamen, der Zerstörung von Kolonialdenkmälern und nicht zuletzt durch die #BlackLivesMatter Bewegung. Dies ist der Hintergrund für die internationale Großausstellung „Resist! Die Kunst des Widerstands“ des RJM, die 500 Jahre Praktiken antikolonialen Widerstands im „Globalen Süden“ beleuchtet.
Die Ausstellung „RESIST“ geht vom 01. April voraussichtlich bis Juni 2021.

Koloniale Machtverhältnisse

Die Ausstellung ist eine Hommage an die Menschen, die auf unterschiedlichste Art und Weise konstant Widerstand geleistet haben und deren Geschichten bis heute kaum erzählt oder gehört wurden. Zugleich thematisiert sie die dramatischen Auswirkungen und das Fortbestehen von kolonialen Machtverhältnissen. Diese Ausstellung ist ein Versuch, die verborgenen Schichten und Geschichten des Widerstands freizulegen. „Mit der Ausstellung wollen wir einen Verhandlungsraum schaffen, in dem kolonialen Widerstandsgeschichten mehrstimmig aus den Perspektiven von Künstlerinnen und Künstlern und Aktivistinnen und Aktivisten aus dem Globalen Süden und der Diaspora erzählt werden können“, so Nanette Snoep, Direktorin Rautenstrauch-Joest-Museum.

Ethnologische Sammlung des RJM

Sechs Frauen – Künstlerinnen, Kuratorinnen und Aktivistinnen – wurden eingeladen, eigene Räume für die Ausstellung zu kuratieren. Anhand von zahlreichen historischen Objekten aus der ethnologischen Sammlung des RJM, sogenannten Zeugnissen von Widerstandsaktionen, die die Spuren von kolonialer Unterdrückung, Gegenwehr und Kampf, von Überleben und Heilung tragen, wird auch die eigene Sammlung des RJM neu beleuchtet. Die offenen und subversiv geführten Kämpfe in 500 Jahren Widerstand werden zudem durch die künstlerischen Arbeiten von rund 40 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus dem globalen Süden oder aus der Diaspora wie zum Beispiel Kader Attia, Kara Walker, Patricia Kaersenhout und Ayrson Heráclito sichtbar, hörbar und erfahrbar gemacht. Auch Tanz und Musik haben einen wichtigen Platz in der Ausstellung: Rokia Bamba, Soundkünstlerin und DJ wird im Ausstellungszeitraum ein Sound- und Stimmenarchiv des Widerstands entwickeln und die zwei Urban-Dance-Choreografinnen Bahar Gökten und Daniela Rodriguez Romero setzen sich in der Ausstellungsfläche mit jugendlichen urbanen Tänzerinnen und Tänzern performativ mit dem Thema Widerstand auseinander. Die Ausstellung ist prozesshaft und partizipativ angelegt und soll sich im Laufe der Ausstellungsdauer mit Hilfe neuer Beteiligungs- und inklusiver Vermittlungsformate weiterentwickeln (unter den Bedingungen der Pandemie).

Das Projekt wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, der Peter und Irene Ludwig Stiftung, der F. Victor Rolff-Stiftung, der Bundeszentrale für politische Bildung, der Museumsgesellschaft sowie im Programm „360° Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ der Kulturstiftung des Bundes. pk

„Resist“: Selma Selman, You have No Idea, 2020 Performance, Washington, Black Lives Matter Plaza © Sasa Tatic