Premiere und Vorhang auf für die Kunst. Erstmals fanden die beiden Kunstmessen „Art Cologne“ und „Cologne Fine Art & Design“ parallel vom 17. November bis 21. November 2021 in Köln statt.

Arbeiten aus der Sammlung LBBW

Das Spektrum reichte von der Klassischen Moderne und Nachkriegskunst bis hin zu zeitgenössischer Kunst und atelierfrischen Werken. Auf der „Art Cologne“ trafen rund 150 Galerien und Händler aus etwa 20 Ländern auf Kunstsammler, Experten und Kunstbegeisterte aus Deutschland, Europa und Übersee. Für die „Cologne Fine Art & Design“ (COFAD) hatten rund 60 Galerien und Händler ihre Visitenkarte abgegeben. Sie präsentierten Kunst, Kunsthandwerk und Design von der Frühzeit bis in die Moderne. Rund 34.000 Messegäste ließen sich den Messebesuch nicht entgehen und hielten sich in Corona-Zeiten diszipliniert an 3G und Maskenpflicht, so der Eindruck, den wir gewinnen konnten.

Gute Verkäufe getätigt

Ausstellerinnen und Aussteller beider Messen lobten nicht nur das überaus fachkundige und wissbegierige Publikum, sondern wussten auch in der Regel von guten Verkäufen zu berichten. „Auf die rheinischen Sammlerinnen und Sammler ist ebenso Verlass, wie auf den Ballungsraum zwischen Rhein, Ruhr und den angrenzenden belgischen und niederländischen Einzugsgebieten. „Zufrieden unter den gegebenen Umständen“ zeigte man sich bei der Galerie „Hans Mayer“, Düsseldorf. „Wir haben gute Verkäufe getätigt, die rheinischen Sammler waren in großer Zahl vertreten“, freute sich Marie Mayer, die außerdem die Dopplung von „Art Cologne“ und „Cologne Fine Art & Design“ für „eine gute Idee“ hält. Die Galerie „Thaddaeus Ropac“ (Salzburg/Paris/London) vermittelte Skulpturen von Tony Cragg in eine französische und eine rheinische Sammlung; Arnulf Rainers „Fußmalve“ aus dem Jahr 1977 sicherte sich ein Münchner Sammler. Vintage-Fotografien von Valie Export aus der Serie der Körperkonfigurationen gehen in die Sammlung des Museums Ludwigs ein.

Bestens liefen die Geschäfte bei der Galerie Johann König (Berlin/London/Seoul). „Wir hängen ständig um“, verriet Sonja Schacht. Komplett ausverkauft war die Koje mit Gemälden der „New Position“ Conny Maier, überdies wurden ein „Data Painting“ von Refik Anadol, eine Sprüharbeit von Katharina Grosse und eine Leinwandarbeit von Norbert Bisky verkauft.
„Wir sind froh, dass die „Art Cologne“ überhaupt auf diesem Niveau stattfinden kann“, so Eike Dürrfeld, Direktorin der Galerie „Thomas Schulte“. Verkauft wurde unter anderem eine monumentale dreiteilige Leinwand von Paco Knöller in eine große deutsche Sammlung. Besonders freute man sich über den Verkauf einer Skulptur der jungen Künstlerin Leunora Salihu, die Schülerin von Tony Cragg an der Kunstakademie Düsseldorf war.

Sophie Schmidt performte am Stand der Galerie „Tobias Naehring“.

Performance von Sophie Schmidt

Beim Kölner Pop-Art-Spezialisten Klaus Benden wurde Andy Warhols Portfolio mit drei Siebdrucken von Beuys-Porträts (140.000 Euro)) ebenso an einen Sammler vermittelt wie Roy Lichtensteins Offset-Lithografie „Crying Girl“ 95.000 Euro. „Die Messe hat auf die aktuelle Situation mit einem guten Konzept reagiert“, fand Thomas Zander. „Die breiten Gänge und die Großzügigkeit sind fantastisch und für alle angenehm“. Die Galerie „Samuelis Baumgarte“ trennte sich von zwei großen Bildern von Heinz Mack (sechsstelliger Bereich), Fotografien von Astrid Lowack und Gemälden von Christian Awe. Bei der Galerie „Thomas“ gab es viel Aufmerksamkeit für das Mosaik „Les Constructeurs“ nach Fernand Léger. Verkauft wurden Werke von Carl Buchheister und Zeichnungen der Kölners Simon Schubert. Die Galerie „Tobias Naehring“, (Leipzig, Berlin) beließ es derweil nicht nur bei Verkaufsgesprächen, sie „lockte“ das Messepublikum mit einer Performance der Münchner Gestaltungs-Künstlerin Sophie Schmidt, die von der Galerie vertreten wird.

Umsätze wurden auch auf der „Cologne Fine Art & Design“ gemeldet. Laurent-Alexis Guelfucci fand Käufer für ein Schmuckensemble und ein Art Déco-Sofa aus dem Jahr 1934 von Christian Krass (30.000 Euro). „Sehr erfolgreich“, so Ilona Stüttgen von der Galerie „Francaise“ aus München, war ihr Messestart. Verkauft wurden zahlreiche Grafiken, außerdem gab es viel Interesse an zwei bedeutenden Papierarbeiten von Marc Chagall, die aus seinem Nachlass stammen. „Wir fühlen uns hier sehr wohl, die „Cologne Fine Art & Design“ hat eine ganz eigene Stimmung“, betonte Stüttgen.

Stand mit Rauminstallation

Sonderschau der LBBW

Es gab in Köln Diverses zu entdecken. Auch neues, wie die Sonderschau der LBBW Landesbank Baden-Württemberg. Die Sammlung präsentierte anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens ein Spektrum ihrer herausragenden Werke. Darunter Arbeiten von Isa Genzken, Georg Herold, Rosemarie Trockel, Tobias Rehberger, Andreas Slominski, Wolfgang Tillmans. Die Kunstsammlung der LBBW, kuratiert von Nadia Ismail, vermittelte einen Einblick in ihre lebendige Sammlungsgeschichte. Diese begann im Jahr 1971. „Ziel war und ist es, zeitgenössische Kunst zu fördern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bank Aspekte des aktuellen Kunstgeschehens im unmittelbaren Arbeitsumfeld erlebbar zu machen“, so Ismail. Erstmalig vertreten war auch das Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung (ZADIK). Das Archiv zeigte eine Ausstellung zum Kölner Galeristen Helmut Rywelski, der zwischen 1967 und 1972 mit seiner Galerie Art Iintermedia“ und der Kritik am kommerziellen Kunstbetrieb für Furore sorgte. „Nur knappe fünf Jahre betrieb Rywelski seine Galerie in der Domstadt, aber diese fünf Jahre hatten es in sich. Er vertrat Kunst „in und zwischen allen Medien“ in einer Zeit der dynamischen Medialisierung des öffentlichen Lebens. Insbesondere sozial engagierte, kritische und politische Kunst war sein Thema“, so ZADIK. Eine weitere Sonderschau hieß „Queer Budapest“. Sie präsentierte eine Ausstellung mit Werken aufstrebender und etablierter Künstler aus der ungarischen Queer-Szene. Mit Werken, die von Performance über Malerei bis hin zu Fotografie reichen, zeigte „Resisting Erasure: Queer Art in Hungary“ einen facettenreichen Blick auf das zeitgenössische queere Leben in Ungarn.

Zum Schluss bliebe noch die Frage: Wie funktionieren Kunstmessen unter Pandemiebedingungen. Dazu Messe-Direktor Daniel Hug: „Wenn alle Maßnahmen greifen, ist es möglich, einen realen Kunstmarkt zu präsentieren, den reale Kunstbegeisterte besuchen, die sogar reale Kunst kaufen und mit nach Hause nehmen“. Die nächste „Art Cologne“ und „COFAD“ finden statt vom 16. bis 20. November 2022. Dann hoffentlich ohne Maske.

Peter Köster, © alle Fotos

Mosaik „Les Constructeurs“ nach Fernand Léger