Jahresprogramm im Wallraf-Richartz-Museum in Köln von Signac über Matisse bis van Gogh und Pissaro zu Monet und Ribera

Paul Signac, Konstantinopel: Yeni Djami, 1909, Öl auf Leinwand, Wallraf-RichartzMuseum & Fondation Corboud, Dauerleihgabe Stiftung Kunst im Landesbesitz (NRW), Foto © RBA Köln

Die Ausstellungsplanung vieler Museen ist durch die Corona-Pandemie durcheinandergewirbelt – so auch im Wallraf-Richartz-Museum. Zum Wiedereinstieg hat das Kölner Haus nun den Beginn seiner Ausstellung „Bon Voyage, Signac!“ Neu festgelegt: Die impressionistische Reise mit Künstlern wie Monet, Caillebotte, Gauguin, van Gogh, Matisse und Paul Signac startet am 16. April und endet am 22. August.

Sommer im Hafen von Istanbul

Unter vollen Segeln schieben sich Schiffe links und rechts aus dem Blickfeld des Betrachters. Wie ein aufgehender Vorhang geben sie den Blick frei auf die Skyline aus Kuppeln, Türmen und Minaretten. Mit einem einmaligen Farbgefühl und tausenden Pinseltupfern zaubert Paul Signac (1863-1935) im Jahr 1909 diese Szenerie auf die Leinwand. Damals heißt die Stadt noch Konstantinopel und ist die bedeutendste Metropole des Osmanischen Reiches. Im Frühjahr 2021 steht Signacs pointillistisches Meisterwerk mit dem Titel „Konstantinopel: Yeni Djami“ im Mittelpunkt der Sonderschau „Bon Voyage, Signac!“. Mit dieser impressionistischen Reise begrüßt das Wallraf sein „neues“ Signac-Gemälde, das es unlängst als Dauerleihgabe der Stiftung Kunst im Landesbesitz (NRW) erhalten hat und welches nun zum ersten Mal seit 1963 wieder öffentlich präsentiert wird.
Die Ausstellung beginnt im Großraum Paris, führt dann über Normandie, Bretagne bis zur Côte d’Azur, um nach Stippvisiten auf Korsika und in Venedig am Bosporus zu enden. Neun hochkarätige Signac-Leihgaben aus Europa und den USA sowie 60 sammlungseigene Gemälde von Künstlern wie Monet, Renoir, Caillebotte, Gauguin, Cézanne, van Gogh und Matisse nehmen die Besucher mit auf diese malerische Reise.

Frühe Hochburg der Freiluftmalerei

Die impressionistische Tour startet auf dem Vorplatz von Notre-Dame, einem der ältesten gotischen Kirchengebäude Frankreichs und Wahrzeichen der Seine-Metropole. Paris ist Teil der Region Île-de-France, die mit zwölf Millionen Einwohnern das wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum des Landes bildet. Hier lassen sich Künstlerinnen und Künstler im 19. Jahrhundert nicht nur von den traumhaften Schlössern in Versailles oder Vaux-Ie-Vicomte inspirieren. Die Wiege des Impressionismus steht allerdings in der Normandie. In diese Küstenregion im Norden Frankreichs führt die zweite Ausstellungsetappe. Künstler wie Boudin, Caillebotte, Pissarro und Monet reisen eigens hierher, um Strände, Häfen, Dörfer und Menschen in schillernden Farben festzuhalten. So wird aus dem kleinen Küstenort Trouville-sur-Mer in kurzer Zeit eine frühe Hochburg der Freiluftmalerei. In die Bretagne, der dritten Station der Ausstellungsreise, zieht es viele Maler aus Paris spätestens nach Eröffnung der direkten Bahnverbindung im Jahre 1863. Die außergewöhnlichen Lichtverhältnisse auf der Halbinsel gepaart mit der Exotik der Region, ihren keltischen Wurzeln und fantasievollen Legenden begeistern Meister wie Bernard, Gauguin und Signac. Sie malen die bretonische Landschaft zu allen Jahreszeiten und setzen dabei auch die Bevölkerung mit großer Hingabe in Szene.

Georg Friedrich Kersting, Caspar David Friedrich in seinem Atelier, um 1812, Öl auf Leinwand, Alte Nationalgalerie, Berlin, © Museum

Kunstgenuss und reichlich Fernweh

Viele Maler nehmen für neue Inspirationen, aber auch weite Fahrten auf sich. So zeigt die vierte Ausstellungsetappe wie die Sonne Südfrankreichs und ihr faszinierendes Licht nicht nur die Impressionisten anzieht, sondern auch Postimpressionisten wie Cézanne und van Gogh oder Fauvisten wie Matisse. Nach kurzen Stopps in Monaco, auf Korsika und in Italien endet die Bilderreise schließlich am Bosporus, wo Paul Signac im Jahre 1907 mehre Wochen verbringt. Die Gemälde, die er und seine Mitstreiter damals im Gepäck mit nach
Hause bringen, wecken auch heute noch bei den Betrachtenden – neben Bewunderung und Kunstgenuss – immer auch das Fernweh!

Hinter den Kulissen der Kunsttechnologie

Eine spannende Reise hinter die Kulissen der Kunsttechnologie verspricht die große Winterausstellung „Entdeckt! – Maltechniken von Martini bis Monet“ (8. Oktober bis 13. Februar 1922) zu werden. Hier verrät das Wallraf die geheimen Tricks von Malern wie Martini, Cranach, Rubens, Rembrandt, Friedrich, Manet und Monet. Dafür untersuchten die Kunsttechnologinnen und Kunsttechnologen des Museums in den letzten 20 Jahren eine Vielzahl von Gemälden aus Spätmittelalter, Barock, Romantik, Realismus, Impressionismus und Symbolismus. Mit Röntgenstrahlen, Infrarot und Stereomikroskopen schauten die Expertinnen und Experten nicht nur auf die Malschicht, sondern auch in sie hinein und durch sie hindurch – egal ob auf Papier, Leinwand, Holz, Metall oder sogar Stein.

Röntgenaufnahme von Rembrandts Selbstbildnis als Zeuxis, Wallraf-RichartzMuseum & Fondation Corboud, Foto © Museum

Mit „Abenteuer Appiani“ (21. Mai bis 29. August) wiederum lädt das Haus ein zu einer Entdeckungsreise auf Spuren des Rokokokünstlers Joseph Ignaz Appiani (1706 – 1785). Mehr als 200 Zeichnungen wurden in der grafischen Sammlung des Museums entdeckt. Die Schau macht im Sommer 2021 die intensive Forschungsarbeit dahinter erlebbar. Zwei weitere Grafikschauen sind „Eros, Macht & Ohnmacht“ (bis 2. Mai 21) und „Linie lernen – Die Kunst zu zeichnen“ (29. Oktober bis 13. Februar 1922).
Last but not least soll in der Jahrespräsentation den Besucherinnen und Besuchern vom 7. Mai bis 24. April 1922 die Kunst des spanischen Barock „Unter die Haut“ gehen, wie der Ausstellungstitel schon ankündigt: Ribera, Zurbarán und Murillo: Drei Namen, drei Künstler, ein Königreich, eine Epoche bringt das Wallraf-Richartz-Museum dafür zusammen. pk