Gerhard Richter 48 Porträts | Neupräsentation nach Restaurierung

Foto: Museum Ludwig

Nach einer umfangreichen Restaurierung sind die 48 Porträts, ein Hauptwerk von Gerhard Richter, erstmals seit 2013 wieder im Museum Ludwig präsentiert.

Die 48 Gemälde hatte Richter 1972 für den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig geschaffen. Sie zeigen Porträts von Persönlichkeiten aus Philosophie, Literatur, Musik und Naturwissenschaften. Weißliche Fettsäureablagerungen, die auf ausgetretene Bindemittelbestandteile zurückzuführen sind, hatten das Erscheinungsbild der Gemälde so stark beeinträchtigt, dass diese nicht mehr ausstellungsfähig waren.
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Auch dank der Förderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft, im Restaurierungsprogramm Bildende Kunst des Landes Nordrheinwestfalen konnten alle 48 Porträts nun umfangreich behandelt werden. Der renommierte Kölner Gemälderestaurator Andreas Hoppmann, der mit der Restaurierung von Gerhard Richter-Werken sehr erfahren ist, wurde vom Museum Ludwig beauftragt, die aufwändige Reinigung der 48 Gemälde vorzunehmen. Die Organisation dieses zeitintensiven Restaurierungsprojekts mit intensiver Recherche und Konzepterstellung wurde durch die museumseigenen RestauratorInnen geleitet.

Gerhard Richter (2017)
Jindřich Nosek (NoJin), Gerhard Richter (2017), CC BY-SA 4.0

Die Kunststoffhauben mit denen jedes einzelne Bild geschützt wird, waren ebenfalls in schlechtem Zustand; sie wiesen vergilbte Klebefugen auf und hatten leichte Kratzer und Sprünge. Durch die großzügige Unterstützung der Gerhard Richter Kunststiftung konnten neue, entspiegelte Kombinationshauben angeschafft werden. Diese schützen die Porträts effektiv vor Beschädigungen und erhalten langfristig die Ausstellungsfähigkeit des Werks.

„Ich bin sehr froh, dass mein Werk konservatorisch und wissenschaftlich so umfangreich untersucht und bearbeitet wurde. Es ist schön zu wissen, dass die Menschen, die das Museum Ludwig besuchen, es nun wieder in frisch gereinigtem Zustand und in neuer Präsentation betrachten können.“, so Gerhard Richter

Vii Yilmaz Dziewior Credit Falko Alexander
Yilmaz Dziewior, Direktor Museum Ludwig © Falko Alexander

Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig Wir danken dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und der Gerhard Richter Kunststiftung, dass sie dieses umfangreiche Restaurierungsprojekt möglich gemacht haben. Wir freuen uns sehr, dieses Hauptwerk von Gerhard Richter nun wieder präsentieren zu können gemeinsam mit weiteren wichtigen Werken des Künstlers aus unserer Sammlung. Wir danken außerdem Gerhard Richter selbst, dass er sich in die Konzeption der neuen Hängung so konstruktiv eingebracht hat.“

Zu den 48 Porträts
Gerhard Richter schuf dieses aus 48 Gemälden auf textilem Bildträger gleichen Formats bestehende Werk für den mittleren Saal des deutschen Pavillons anlässlich der Biennale in Venedig 1972. Als Motiv wählte er aus verschiedenen Lexika Bildnisse bedeutender Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts aus den unterschiedlichen Bereichen Philosophie, Literatur, Musik und Naturwissenschaften. Es handelt sich hierbei ausschließlich um weiße, mitteleuropäische und amerikanische Männer, was zu einer Vielzahl vordergründiger Spekulationen Anlass gab, welche die Werkintention jedoch großenteils verfehlen. So nahm Richter in der Auswahl und der nachfolgenden malerischen Umsetzung eine ganz bewusste, mehrfache Homogenisierung dieser tendenziell bereits gleichartigen Gruppe vor.
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Das einheitliche Bildformat steigert die Uniformität der formal bereits ähnlichen Einzelvorlagen dabei ebenso wie die Umsetzung in Graustufen unter Verwendung einer vereinheitlichenden Weichzeichnung. Die einzelnen Dargestellten verlieren ihre jeweilige inhaltliche Bedeutung zugunsten einer formal anonymisierten Reihung.
Ausschlaggebend für die Zusammenstellung war maßgeblich das Zusammenspiel der Einzelmotive zu einem konzertierten Gesamtbild, wobei sich die ursprüngliche Hängung der Bilder nach deren jeweiliger fotografischer Perspektive richtete. Dabei bilden die frontalen Ansichten das Zentrum der Reihe, dem sich nach beiden Seiten die immer stärker ins Profil nach links bzw. rechts gewandten Köpfe anschließen. Mittlerweile wurden in Zusammenarbeit mit Gerhard Richter auch noch weitere mögliche, teils mehrreihige Anordnungen vorgenommen.
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Es entsteht ein irritierender Zwiespalt zwischen der vermuteten inhaltlich begründeten Auswahl der dargestellten Persönlichkeiten und der Umsetzung nach rein formalen Gesichtspunkten. Der 1938 unter nationalsozialistischem Einfluss umgebaute deutsche Pavillon in Venedig bot mit seiner Monumentalarchitektur einen Ort, an dem die 48 Männerporträts nahezu zwangsläufig Assoziationen mit Herrscherbildnissen totalitärer Regime evozierten. Bereits der Verzicht auf Politiker unter den Dargestellten steht dem jedoch entgegen. Die formale Verarbeitung der Einzelpersönlichkeiten hin zur homogenisierten und damit tendenziell anonymisierten Reihe bricht ebenfalls eine solche Sicht.
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Den Umstand, dass keine Frauen in der Serie vertreten sind, kommentierte Richter selbst wie folgt: „Viel eher würde ich das Vaterproblem sehen können. Und dass ist ja auch ein typisch deutsches Nachkriegsproblem, dass die Väter
fehlten, in vielerlei Hinsicht, also ganz weg waren, oder beschädigt waren, auf jeden Fall ihren Status, ihren Wert verloren hatten. Das erzeugte eine Unruhe und eine Unsicherheit, die sicherlich dazu beitrug, dass ich die 48 Porträts malte.“  Mit den 48 Porträts schuf Richter ein hintergründiges Werk, das in seinem irritierenden Umgang mit Bildkonventionen nach wie vor auf Auseinandersetzung und Reflexion zielt.
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