Francis Alÿs erhält den Wolfgang-Hahn-Preis 2023

Portrait of Francis Alÿs, 2022, Photo: Roberto Ruiz, © Francis Alÿs

Museum Ludwig

Francis Alÿs (*1959 in Antwerpen) wird mit dem Wolfgang-Hahn-Preis 2023 ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet voraussichtlich am 14. November 2023 um 18:30 Uhr statt, am Vorabend der Art Cologne 2023.

Die Entscheidung traf die Jury aus Matthias Mühling, Direktor der städtischen Galerie im Lenbachhaus in München und den Vorstandsmitgliedern der Gesellschaft für Moderne Kunst – Mayen Beckmann (Vorstandsvorsitzende), Gabriele Bierbaum, Sabine DuMont Schütte, Yilmaz Dziewior (Direktor des Museum Ludwig), Jörg Engels (Schatzmeister) und Robert Müller-Grünow.

„Natürlich fühle ich mich sehr geehrt,
und in diesen polarisierenden Zeiten ist die Verleihung eines solchen Preises bedeutsam und belebend, denn sie vermittelt mir das Gefühl, dass meine eigenen Anliegen und die des Publikums übereinstimmen, und dass ein Dialog möglich ist.“
Francis Alÿs

Matthias Mühling, Gastjuror über die Wahl des Wolfgang-Hahn-Preisträgers 2023: „Francis Alÿs’ Arbeit ist im Politischen verankert und zugleich poetisch. Seine Werke nehmen oft die Form von Inszenierungen der Absurdität des Alltags an. Mit einfachsten künstlerischen Gesten erzählt er von den komplexen sozialen und so häufig ungleichen Lebenswirklichkeiten unserer Gesellschaften. Widersprüche politischer und kultureller Regime werden dadurch genauso erfahrbar wie die Widersprüche seiner eigenen ästhetischen Produktionen, die Alÿs formuliert und zugespitzt darstellt. Zuletzt hat Francis Alÿs auf der 59. Venedig-Biennale mit einer Arbeit zur politischen Verfasstheit globalen Kinderspiels Publikum und Kritik gleichermaßen begeistert. Seine beispielhaften Dokumentationen zum Kinderspiel sind Beobachtungen, welche die großen Themen unserer Gegenwart auf empathische Weise verständlich machen. Etwa die Hypotheken der Kolonialgeschichte, die daraus resultierende Ungleichheit der Lebensbedingungen, aber auch die Utopien, die in der Schönheit des gemeinsamen Spiels liegen.“

„Wir schätzen uns sehr glücklich, mit Francis Alÿs einen Preisträger aus den zahlreichen und hochklassigen Vorschlägen unserer Mitglieder nominiert zu haben, dessen sozialkritische Kunst uns in einer Zeit der Umbrüche und Unsicherheiten wertevermittelnde Impulse für unser Zusammenleben geben kann. Auf geradezu leichte Art spürt er in seinem Werk den Möglichkeiten nach, in herausfordernden Gegebenheiten scheinbar alltägliche Szenen und Aktionen aufzuzeichnen. Für seine Foto- und Videoarbeiten, Zeichnungen und Malerei begibt sich Alÿs in Regionen schwelender Konflikte wie Afghanistan, den Irak, die Straße von Gibraltar, Jerusalem oder seine Heimatstadt Mexico. Ob wir seine bilderreichen Erzählungen als Einladung zur Überprüfung unserer Wertekodizes begreifen, überlässt der Künstler auf anregende Weise uns“, sagt Mayen Beckmann, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft für Moderne Kunst.

Yilmaz Dziewior, Direktor Museum Ludwig: „Francis Alÿs arbeitet über mediale Grenzen hinweg. In seinen Werken manifestiert sich seine einzigartige künstlerische Position darin, wie er unsere Gesellschaft beobachtet. Alÿs’ Untersuchungen und Handlungen, wenn er selbst als Akteur in seinen Werken auftritt, beziehen Themen wie Migration, Grenzziehungen und Folgen der Globalisierung ein und sind Quelle für sein gesamtes Kunstschaffen. Trotz vieler Ausstellungen sind Francis Alÿs’ Werke in Deutschland bislang vor allem in privaten Sammlungen vertreten. Dass die Sammlung des Museum Ludwig durch den Ankauf zum Wolfgang-Hahn-Preis 2023 eine bedeutende Arbeit des Künstlers erhält, ist eine große Bereicherung für unser Haus.“

Francis Alÿs (*1959 in Antwerpen) lebt und arbeitet in Mexiko. Ausgebildet als Architekt und Urbanist, zog er 1986 nach Mexiko, um mit lokalen NGOs zu arbeiten. Seit 1990 ist er im Bereich der bildenden Kunst tätig und arbeitet medienübergreifend mit Malerei, Zeichnung, Aktionen, Installation, Video und Fotografie. In den letzten 20 Jahren hat er zahlreiche Projekte in Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften auf der ganzen Welt durchgeführt, von Südamerika bis Nordafrika und dem Nahen Osten. Francis Alÿs bespielt bis November 2022 den belgischen Pavillon der 59. Biennale von Venedig. Weitere Ausstellungen gab es in folgenden Institutionen: Musée cantonal des Beaux-Arts, Switzerland, 2021-2022; Tai Kwun – Centre for Heritage & Arts, Hong Kong, Rockbund Art Museum (RAM), Shanghai, 2018; Ikon Gallery, Birmingham, 2018; Art Gallery of Ontario, Toronto, 2017; DOCUMENTA (13), Kassel, Kabul, Afghanistan; Museum of Contemporary Art, Tokio, 2013; Museum of Modern Art (MoMA), New York, 2011; Tate Modern, London, 2010; The Israel Museum, Jerusalem, 2005; Museo Nacional de Arte Reina Sofía, Madrid, 2003; Museo de Arte Moderno, Mexico City, 1997, u.a.. Er erhielt 2004 den Blue Orange Preis, 2008 den Vincent Award, 2010 den BACA-laureate Preis, 2018 den EYE Art & Film Prize und 2020 den Whitechapel Gallery Art Icon Award und den Rolf Schock Prize in Visual Arts.

Über den Wolfgang-Hahn-Preis
Der Wolfgang-Hahn-Preis wird jährlich von der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig vergeben, 2023 zum 29. Mal. Mit der Auszeichnung sollen vorrangig zeitgenössische Künstler*innen geehrt werden, die sich in der Kunstwelt durch ein international anerkanntes Œuvre bereits einen Namen gemacht haben, in Deutschland aber noch nicht so bekannt sind, wie sie es verdienen. Das Preisgeld in Höhe von maximal 100.000 Euro setzt sich aus den Beiträgen der Mitglieder zusammen und fließt in den Erwerb eines Werks oder einer Werkgruppe der Künstler*innen für die Sammlung des Museum Ludwig. Mit dem Preis verbunden sind vom Museum Ludwig organisierte Ausstellungen der erworbenen Arbeiten der Preisträger*innen sowie die Herausgabe einer begleitenden Publikation.

Der Name des Preises ehrt das Andenken an den passionierten Kölner Sammler und Gemälderestaurator Wolfgang Hahn (1924–1987), der sich in vielfältiger Hinsicht für die Kunst der europäischen und amerikanischen Avantgarde in Köln engagierte. Seinem vorbildlichen Wirken als Sammler, als Gründungsmitglied der Gesellschaft und als Leiter der Restaurierungswerkstätten des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig fühlt sich die Gesellschaft für Moderne Kunst verpflichtet.

Die bisherigen Preisträger*innen sind:

2022 Frank Bowling
2021 Marcel Odenbach
2020 Betye Saar
2019 Jac Leirner
2018 Haegue Yang
2017 Trisha Donnelly
2016 Huang Yong Ping
2015 Michael Krebber / R.H. Quaytman
2014 Kerry James Marshall
2013 Andrea Fraser
2012 Henrik Olesen
2011 John Miller
2010 Peter Fischli, David Weiss
2009 Christopher Wool
2008 Peter Doig
2006 Mike Kelley
2005 Richard Artschwager
2004 Rosemarie Trockel
2003 Niele Toroni
2002 Isa Genzken
2001 Raymond Pettibon
2000 Hubert Kiecol
1999 Pipilotti Rist
1998 Franz West
1997 Cindy Sherman
1996 Günther Förg
1995 Lawrence Weiner
1994 James Lee Byars

Über BAUWENS und EBNER STOLZ – Sponsoren des Abends der Preisverleihung, der Präsentation und der Publikation
Die traditionsreiche Unternehmensgruppe BAUWENS entwickelt, plant, baut und betreibt bundesweit Immobilien zum Wohnen, Arbeiten und Einkaufen. EBNER STOLZ ist eine der größten unabhängigen mittelständischen Prüfungs- und Beratungsgesellschaften in Deutschland und zeichnet sich bei der Beratung ihrer Mandanten durch einen multidisziplinären Ansatz aus, der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Unternehmensberatung und Rechtsberatung miteinander verbindet. Die Unternehmen sind im Rheinauhafen in Köln im selben Gebäude ansässig.
BAUWENS und EBNER STOLZ unterstützen den Abend der Preisverleihung, die Präsentation und die Publikation des Wolfgang-Hahn-Preis seit 2016.
Weitere Informationen: www.bauwens.de und www.ebnerstolz.de.