Einmaliges Konzept für Blinde macht erstmals interaktive Ausstellung „hörbar“

Besucherinnen und Besucher nutzen auch den QR-Code mit Audiodateien zu den Fotografien der Ausstellung in Düren. Foto: Meike Hahnraths

Köln/Düren. „Schubladen“ nennt sich ein vertontes Ausstellungskonzept von Meike Hahnraths, das sich in erster Linie an Blinde und Sehbehinderte richtet. Zu sehen vom 27. Juli bis 4. August im Berufsförderungswerk Düren, Zentrum für berufliche Bildung blinder und sehbehinderter Menschen, Karl-Arnold-Straße 132 – 134, 52349 Düren.

Mehr als 200 Porträts
Das Kunstprojekt „Schubladen“ ist seit der ersten Ausstellung in 2016 auf mehr als 200 Porträts angewachsen. Zudem ist das Konzept weiterentwickelt worden. 33 Porträts werden aktuell in einer besonderen Präsentation für Sehbeeinträchtigte und Blinde an dem Ort ausgestellt, an dem diese Menschen ausgebildet und umgeschult werden, dem Berufsförderungsförderwerk Düren (BfW). Die Porträts setzen ein Zeichen für ein vorurteilsfreieres Miteinander, denn die Hälfte zeigt Frauen aus Frauenhäusern und Menschen mit Einschränkung. Die andere Hälfte der Porträtierten gilt umgangssprachlich als „normal“. Doch wer ist wer? Die Künstlerin Meike Hahnraths geht in ihrem neuen Ausstellungskonzept speziell auf blinde und sehbehinderte Menschen ein und ermöglicht ihnen via QR-Codes, durch die hinterlegten Audiodateien mit ganz besonderen, ausführlichen Bildbeschreibungen die 33 Porträts auf ihre Weise zu „sehen“. Schirmherrin ist Ulrike Lubek, LVR-Direktorin, die sich über das innovative Konzept sehr erfreut zeigt: „Die neue Konzeption der Ausstellung bietet nun auch denjenigen einen Zugang zu Kunst, die bisher nicht die Möglichkeit dazu hatten und eröffnet ihnen – wie allen Sehenden – eine neue Perspektive, den Umgang mit Menschen zu reflektieren.“

Barrierefreiheit und Interaktivität
Eine weitere Besonderheit neben der Barrierefreiheit ist die Interaktivität: Zunächst wurde für alle Porträts eine ausführliche Bildbeschreibung angefertigt. Diese und vier Rätsel-Aufgaben wurden jeweils in QR-Codes umgewandelt. Beide sind unter den Porträts platziert. Die Codes werden mit dem Handy eingelesen und können via Sprachfunktion vorgelesen werden. Das zur Ausstellung gehörende, interaktive Rätsel funktioniert so: Alle Gäste erhalten am Eingang ein Blatt und füllen zu jedem Porträt aus, in welche der vier vorgeschlagenen „Schubladen“ sie die porträtierte Person stecken würden. Die Rätsel werden nicht eins zu eins aufgelöst, um die Menschen hinter den Porträts zu schützen. Stattdessen wird das Gesamtergebnis für den Ausstellungsort sowie die Trefferquote ausgewiesen. „Wir fällen oft vorschnell Urteile über andere, weil wir zunächst nur wenige Facetten wahrnehmen und unser Gehirn Eindrücke sofort in einer bestehenden Schublade ablegt. Wir möchten aber dazu beitragen, dass Menschen ihrem ersten Urteil misstrauen lernen“, so die Künstlerin Maike Hahnraths. pk