…und mit Volksbank-Chef Jürgen Pütz

Volksbank-Chef Jürgen Pütz im Interview mit KABINETT

Kabinett: In der Bundesrepublik erwarten wir in der Realwirtschaft ein Wachstum von
über drei Prozent. Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Entwicklung in der Region Bonn Rhein-Sieg ein?

Pütz: Erst vor wenigen Tagen hat die IHK Bonn /Rhein-Sieg die Ergebnisse der Herbstumfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen veröffentlicht. Die Stimmung ist so gut wie lange nicht mehr. Das deckt sich auch mit unseren Erfahrungen aus vielen Gesprächen mit unseren mittelständischen Kunden. Die Unternehmen haben wieder Vertrauen gefasst. Sehr viele hatten bereits vor der Krise unter den Anforderungen von Basel II ihre Hausaufgaben gemacht und sind deshalb auch ohne größere Blessuren durch die Rezession gekommen.

K: Wie ist die Entwicklung bei den Volksbanken und speziell in Ihrem Haus, der Volksbank Bonn Rhein-Sieg?

Pütz: Das mitgliederorientierte Geschäftsmodell der Volksbanken ist immer noch ein Erfolgsmodell. Die Genossenschaftsbanken haben eine gute Eigenkapitalausstattung und sind zukunftssicher aufgestellt. Das gilt im speziellen auch für die Volksbank Bonn Rhein-Sieg. Weil wir an unserer grundsoliden Geschäftspolitik unbeirrt festgehalten haben, konnten uns die Auswirkungen der weltweiten Finanzmarktkrise nichts anhaben. Wir machen unsere Geschäfte mit unseren Kunden vor Ort. Wir erwarten wiederum einen zufriedenstellenden Jahresüberschuss von rund 8 Mio. Euro zum Jahresende.

K: Sie haben die gerade vom Bundeskabinett beschlossene Bankenabgabe kritisiert. Müssen in Zukunft nicht alle Banken für Krisen gerade stehen?

Pütz: Eine pauschale Belastung aller Kreditinstitute ist ungerecht. Wir sehen keinen überzeugenden Grund, Genossenschaftsbanken zu einer Sonderabgabe für Risiken von sogenannten systemrelevanten Banken heranzuziehen, da wir als einzige Bankengruppe keine Staatshilfe in Anspruch genommen haben. Unser genossenschaftlicher Finanzverbund ist stark genug, um sich auch künftig über unsere eigene Sicherungseinrichtung zu schützen.

K: Mit weiter wachsenden Schuldenbergen leben die Staaten über ihre Verhältnisse. Allein die staatlichen Landesbanken in Deutschland und die Hypo Real Estate haben auch bei uns Gewährleistungen angehäuft, für die der Steuerzahler gerade stehen muss. Liegt hier nicht die Wurzel allen Übels?

Pütz: Ehe es ans Zurückzahlen geht, werden wir schauen müssen, wie weitere Schulden vermieden werden können. Und erst dann muss es gelingen, die vorhandenen Schulden abzubauen. Das ist aber nur möglich, wenn unsere Wirtschaft wächst. Führende Ökonomen haben ermittelt, dass dafür ein über längere Frist andauerndes Wachstum von rund drei Prozent erforderlich ist.

K: Sie werben mit der Formulierung „Nur wir sind Bonn Rhein-Sieg“. Was wollen Sie damit aussagen?

Pütz: Das ist zunächst mal eine sachliche Feststellung, denn wir sind die einzige Bank mit Sitz sowohl in Bonn als auch im links- wie rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Wir sind also fest in der Region verwurzelt. Daraus leiten wir auch eine besondere Verantwortung für diese liebenswerte Region ab. Weil wir hier leben und arbeiten, profitieren wir von der Region. Im Gegenzug wollen wir der Region auch was zurückgeben. Nicht nur, dass man sich auf uns als solides Kreditinstitut verlassen kann, sondern auch durch  Unterstützungs- und Sponsoring-Maßnahmen für Vereine oder soziale Institutionen.

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