Das Bonner Münster schaut auf eine fast tausendjährige Geschichte zurück

Die Bonner Münsterbasilika kann mit einer fast 1000-jährigen Historie aufwarten – neuer Münster-Bauverein soll Erhaltung des bedeutenden Gotteshauses und Wahrzeichens dauerhaft sichern

Die Silhouette des Bonner Stadtzentrums wird von dem Wahrzeichen der Stadt Bonn geprägt, von dem Münster, auch Münsterbasilika genannt, die Hauptkirche in Bonn, seit 1956 päpstliche Basilika minor. Eine fast 1000-jährige  wechselvolle und spannende Geschichte bleibt mit ihr in Erinnerung, und die geht zurück in die römische Zeit, als aus dem Fähr- und Fischerdorf Bonn um 50. n. Chr. an der Stelle eines ehemaligen Kastells des römischen Feldherrn Drusus ein Legionslager nahe der Römerstraße erbaut wurde, das „castra Bonnensia“. Die Römer übernahmen den Namen Bonn, der keltischen Ursprungs ist. Im Bereich des heutigen Münsters wurden Altäre für römische Götter gefunden, Beweis für eine römische Kultstätte. Diese Totengedenkstätte machte später Platz für einen Saalbau im 5. Jahrhundert. Als man ein Kreuz aus Marmorplättchen der hier bestatteten Merowinger fand, wurde das als Beweis frühen Christentums gewertet.

Es wird angenommen, dass sich gegen Ende des 7. Jahrhunderts Kleriker hier in der Nähe ansiedelten, so auch wahrscheinlich Abt Giso und ein Diakon, die in den ältesten Schriftquellen zu den Bauten am Ort des Münsters aus der Zeit um 691/92 genannt werden. Hier entstand auch die Märtyrerkapelle für die Bonner Heiligen Cassius und Florentius, später kam der hl. Mallusius dazu. Schon im Mittelalter wurde deren Grabstätte verehrt, so, wie auch heute alljährlich ein Stadtpatronatsfest gefeiert wird, um an diese Märtyrer zu erinnern. Im Außenbereich des Münsters überraschen übergroße Kopfnachbildungen.

In der Nähe der Märtyrerkirche jedoch wuchs das reiche Cassiusstift, und von hier aus auch das mittelalterliche Bonn, die Villa Basilica um das Münster herum, die in der Folge ihre Eigentümer wechselte von Ezzo, dem Pfalzgrafen von Lothringen, dann an die Grafen von Sayn, bevor sie im 12. Jahrhundert bis 1794 an die Kölner Erzbischöfe ging.

Die ersten Steine für das Münster wurden im 11. Jahrhundert gelegt, eine dreischiffige, flach gedeckte Basilika mit Querschiff, einem langgestreckten und von Kapellen begleiteten Chor, halbrunder Apsis und einer von Türmen flankierten Westapsis. Noch heute sind Reste dieses damals schon monumentalen Bauwerkes im heutigen Münster zu finden und darum auch erwähnenswert. Am Münster, so wie es sich heute zeigt, wurde in der Folgezeit viel an- und umgebaut, so auch durch den als bauwütig geltenden Stiftsprobst Gerhard von Are (1124-69) und Erzbischof Rainald von Dassel, der auch die Köpfe der hl. Drei Könige einst vom besiegten Mailand in den Kölner Dom holte.

Übrigens ist es jenem Gerhard von Are zu verdanken, dass das Münster einen wunderschönen romanischen Kreuzgang hat, der zu den am besten erhaltenen aus jener Zeit zählt und heute gerne  – obwohl mitten in der Stadt – als Oase der Stille von Menschen aus der ganzen Welt aufgesucht wird.

Weitere Bau- und Umbauten durch Kriege und Feuersbrünste gaben dem Münster seine endgültige Gestalt. Für Kunsthistoriker ist diese Basilika eine wahre Schatzgrube, eine Kunstlandschaft.

Auf den Punkt gebracht: Das Bonner Münster stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist ein bedeutendes Beispiel der mittelalterlichen Kirchenbaukunst, in der romanischer und gotischer Stil verschmelzen. Und hier wurde große Politik gemacht: Heinrich II. von Virneburg krönte am 25. November 1314 Friedrich III. von Österreich (genannt der Schöne) zum deutschen König. Die zweite Königskrönung verrät im Querschiff des Münsters ein aufschlussreiches Fresko: Diese zweite Königskrönung fand am 26. November 1346 statt: Erzbischof Walram von Jülich krönte auf Drängen des Papstes den Markgrafen Karl von Mähren. Dieser Karl IV., der 1355 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, gilt als der bedeutendste Herrscher des Spätmittelalters.

Im Innern dominieren barocke Stilelemente neben einer Bronzestatur der Heiligen Helena, der Mutter Kaiser Konstantins des Großen. Und zwei barocke Altäre aus Marmor sowie eine wertvolle Rokoko-Kanzel (um 1750/60).

Leider wurden viele religiöse Kunstwerke in den Jahrhunderten gestohlen oder zerstört. Nach den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges musste auch das Münster aufwändig restauriert werden. Zum Glück wurde es nicht abgerissen, wie es einige vorschlugen.

Und heute sind wieder viele Reparaturarbeiten und Renovierungsmaßnahmen notwendig. Darum wurde im Mai dieses Jahres ein Münster-Bauverein von der Münster-Stiftung gegründet, um die Kirchengemeinde bei den vielfältigen Aufgaben zum Erhalt der Basilika zu unterstützen. Bis heute zählt dieser Verein 250 engagierte Mitglieder.

Die Basilika zeigt stark renovierungsbedürftige Setzrisse, die dringend ausgebessert und beobachtet werden müssen. Die gesamte Elektroinstallation und die Beleuchtung sind dringend sanierungsbedürftig. Das Südseitenschiff hat keine Stromversorgung mehr. Außerdem sind die Türen zu schwer für gehbehinderte und ältere Menschen und diejenigen mit Kinderwagen. Hinzu kommen noch Probleme bei der Heizung und Verwitterungen im Kreuzgang. Münsterpfarrer und Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher wirbt um weitere Mitglieder, damit es eine Bürgerbewegung zur Fortschreibung der fast 1000-jährigen Geschichte des Bonner Münsters geben kann.

Dorothea F. Voigtländer

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