Wir alle sind gefordert, genau hinzuschauen.“ Auftakt der Veranstaltungsreihe „Aufklärung statt Ausgrenzung | Antisemitismus im Fokus“ an der RWTH

Diskussion als Auftakt einer Veranstaltungsreihe: Ludger Hiepel, Antisemitismusbeauftragter der Universität Münster (von links), Julia Goldberg-Katz, Leiterin des Büros zur Bekämpfung von Judenhass und Ausgrenzung, Professor Dominik Groß, Antisemitismusbeauftragter der RWTH, Andreas Stahl von der Beratungsstelle gegen Antisemitismus an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen (RIAS NRW) und RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger diskutierten zum Thema „Antisemitismus im Jahr 2025: Was tun?“. | Foto: Andreas Schmitter

Rwth Aachen University Logo

Es war mehr als ein Appell, es war eine leidenschaftliche Aufforderung, die Sylvia Löhrmann dem Auditorium mit auf den Weg gab: „Wir müssen uns mehr, wir müssen uns alle um dieses Thema kümmern! Egal ob im Sportverein, am Tresen oder in der Straßenbahn“, sagte die amtierende Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW (Staatsministerin a.D.) und meinte den Antisemitismus, der längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei.

Angesichts des massiven Anstiegs antisemitischer Vorfälle in Nordrhein-Westfalen – die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) dokumentierten einen Anstieg von 152 Prozent im Vergleich der Jahre 2023 und 2024 – hat die RWTH eine neue Veranstaltungsreihe konzipiert, bei der über die verschiedenen Formen des Antisemitismus‘ informiert und – das wurde beim Auftakt deutlich – auch diskutiert wird. „Aufklärung statt Ausgrenzung: Antisemitismus im Fokus“, ist die Reihe überschrieben, bei der ersten Veranstaltung lautete die zentrale Frage „Antisemitismus im Jahr 2025: Was tun?“.

Darüber diskutierten der Rektor der RWTH Aachen, Professor Ulrich Rüdiger, Andreas Stahl von der Beratungsstelle gegen Antisemitismus an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen (RIAS NRW), der Beauftragte gegen Antisemitismus der Universität Münster Ludger Hiepel und Julia Goldberg-Katz, Leiterin des Büros zur Bekämpfung von Judenhass und Ausgrenzung. Moderiert wurde die Veranstaltung von Professor Dominik Groß, Antisemitismusbeauftragter der RWTH Aachen.

Hochschulen übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und müssen sensibilisieren“, betonte Ludger Hiepel die Bedeutung einer solchen Veranstaltungsreihe. RWTH-Rektor Ulrich Rüdiger skizzierte das ständige Spannungsfeld, in dem sich eine internationale Universität wie die RWTH Aachen längst bewege: „Wir haben die geopolitischen Konflikte unserer Zeit immer auch auf unserem Campus.“

Antisemitismus
Alle sind gefordert, genau hinzuschauen: Sylvia Löhrmann, amtierende Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW (Staatsministerin a.D.) sieht eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. | Foto: Andreas Schmitter

Dass diese Konflikte sich durch offenkundigen Hass ausdrücken können, davon berichtete Julia Goldberg-Katz, die selbst an Hochschulen lehrt. „Ich lebe mit dem Wissen, irgendwann wird mir Judenhass entgegenschlagen. Das ist eine große Einschränkung“, berichtete sie. Dem müsse die Gesellschaft entschlossener begegnen: „Ich wünsche mir mehr Leute, die sich aktiv gegen Judenhass stellen.“ Und Sylvia Löhrmann betonte: „Wir alle sind gefordert, genau hinzuschauen.“

Die Basis dazu sei Wissen und Aufklärung, das betonten insbesondere Hiepel und Andreas Stahl. Das sei die Basis – letztlich auch für Dialog und Debatte. „Uns ist die Diskussionskultur verloren gegangen“, stellte Rektor Rüdiger fest. Genau diese Diskussionskultur soll die Veranstaltungsreihe aber im besten Sinne entwickeln. Am 08. April sind die Holocaustüberlebenden Henriette Kretz (geboren 1934) und Leon Weintraub (geboren 1926) zu Gast. Die Veranstaltung trägt den Titel „Hochschule gegen das Vergessen – Diskussion mit NS-verfolgten Zeitzeugen („Holocaustüberlebende“)“ und beginnt um 18.30 Uhr im Ford-Saal im Super C, Templergraben 57.

Am Donnerstag, 15. Mai, ist um 18.30 Uhr der Journalist, Buchautor, Jurist und Lehrbeauftragte an der Goethe-Universität Frankfurt Dr. Ronen Steinke an der RWTH und spricht zu „Antisemitismus in der Sprache. Anregungen zu einer Diskussion.“ Am Mittwoch, 11. Juni, 18.30 Uhr diskutiert Professor Stephan Grigat, Antisemitismusforscher, Hochschullehrer (Leiter CARS – Centrum für Antisemitismus- und Rassismus-Studien) und Buchautor zu „Antisemitismus und die ‚Sicherheit Israels als Teil der deutschen Staatsräson‘?“. Zu allen Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich: Aufklärung statt Ausgrenzung: Antisemitismus im Fokus – RWTH AACHEN UNIVERSITY – Deutsch