VLN-Langstreckenmeisterschaft 2021 In Gedenken an die Nordschleifen Königin Sabine Schmitz

Sabine Schmitz, Königin der Nordschleife, hier mit Klaus Ridder, starb im Alter von 51 Jahren © Geschi Ridder

Sabine Schmitz – Königin der Nordschleife

Keine andere Frau hat die „Grüne Hölle“ (= Nordschleife) über Jahrzehnte so geprägt wie Sabine Schmitz. Man nannte sie voller Bewunderung auch „Königin der Nordschleife“. Sie hat viele Siege auf der legendären Rennstrecke eingefahren, doch den Kampf über den vor 2 Jahren festgestellten Krebs hat sie verloren.

Ich zitiere einfach mal aus einem Artikel von meinem Motorsportjournalisten-Kollegen Oliver Ermert: „Publikumsliebling. Dieser Begriff wird in der Sportberichterstattung inflationär gebraucht. Sabine Schmitz trug den Titel zu Recht. Die Fans an der Nordschleife liebten die Rennamazone. Nicht nur wegen ihrer Erfolge auf der Rennstrecke, sondern auch wegen ihrer kessen Sprüche. 2018 wurde bekannt, dass sie an einer seltenen Krebserkrankung leidet. Jetzt hat sie ihren letzten Kampf verloren. Sabine Schmitz wurde nur 51 Jahre alt.“

„Der Weg zur Rennfahrerin war für die Tochter einer Eifeler Hoteliersfamilie vorgezeichnet. Der liebe Gott hatte ihr die nötige Portion Talent in die Wiege gelegt, den Rest besorgte die Umgebung. „Ich bin am Nürburgring aufgewachsen. Meine Mutter betreibt dort die Pistenklause. Alle prominenten Rennfahrer sind bei uns abgestiegen“, erinnerte sich die Königin des Nürburgrings. „Andere Mädchen hängen sich Poster von Popgruppen ins Zimmer, bei mir hingen Bilder von Rennfahrer.“

Sabine Schmitz war kaum im Besitz des Führerscheins, schon ging es auf die Nordschleife. „Die Ordner kannten mich ja alle. Die haben mich immer fahren lassen. Und wenn man zum Einkaufen fährt, ist es über die Nordschleife natürlich lustiger“. Aber auch wenn sie keine eiligen Besorgungen hatte, drehte sie ihre Runden. „Hier in der Eifel gibt es außer dem Nürburgring ja nichts. Da verbringt man seine Freizeit gerne auf der Nordschleife.“

Als erste und bislang einzige Frau trug sie sich 1996 in die Siegerliste des 24h-Rennens ein, wiederholte den Erfolg 1997 und gewann 1998 die VLN-Meisterschaft. Nebenher fuhr sie das Nürburgring-Renntaxi auf der Nordschleife und chauffierte Touristen durch die „Grüne Hölle“.

In der Folge gründete sie mit ihrem Lebensgefährten Klaus Abbelen ein Rennteam. Hobbyrennfahrer Abbelen war seinerzeit Eigentümer einer Fleischfabrik und so war der Name des Teams schnell gefunden „Frikadelli“ – und auch die mit einer Frikadelle geschmückten Rennwagen hatten Kultcharakter. Der Publikumsliebling wird ihren Fans unvergessen bleiben.

Die Langstreckenmeisterschaft auf der Nürburgring Nordschleife (NLS), ist das Highlight unter den Rennveranstaltungen weltweit.

Der diesjährige Lauf – Ende März – stand allerdings unter einem traurigen Stern. Die „Königin der Nordschleife“ – Sabine Schmitz – war Mitte März im Alter von 51 Jahren gestorben. Trotz tiefster Trauer wollte ihr zugehöriges Frikadelli-Team unter dem Motto: „Wir fahren für Sabine“, starten. Jedoch schneite es in der hohen Eifel so sehr, dass das erste Rennen der Saison abgesagt werden musste.

Mal wieder Schnee in der hohen Eifel .Hoch oben die Nürburg, die 1927 der Rennstrecke den Namen gab. © Klaus Ridder

Übertragung im Livestream

Aufgrund der gesetzlichen Corona-Bestimmungen waren Zuschauer nicht zugelassen. Normalerweise sind es immerhin an jedem Renn-Samstag um die 30.000 bis 40.000 Schaulustige, die kostenlos an der Nordschleife verweilen. Für den Start- und Zielbereich einschließlich dem Fahrerlager und Zugang zur Startaufstellung zahlt man nur 15 Euro, wenn Zuschauer zugelassen sind.

Es fanden Fernsehübertragungen statt, allerdings nur bis zur endgültigen Rennabsage aufgrund des schlechten Wetters. Die Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) wird in diesem Jahr in den Medien stärker präsent sein als jemals zuvor. Verantwortlich dafür sind eine Vielzahl an Neuerungen in der Berichterstattung rund um das einzigartige Nordschleifen-Championat. Der beliebte Livestream auf VLN.de soll in diesem Jahr noch einmal kräftig aufgewertet werden. Nach dem Pilotprojekt beim ROWE 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen 2020, wird ein Helikopter, der beeindruckende Livebilder aus der Grünen Hölle lieferte, in diesem Jahr fester Bestandteil der Übertragung. Möglich macht dies unter anderem die Unterstützung von NLS – Hauptsponsors ROWE. Die Luftbilder rund um die 20 Kilometer lange Nürburgring-Nordschleife erlauben es, spannende Positionskämpfe im Feld über weite Strecken zu verfolgen und so das Renngeschehen noch besser zu dokumentieren und auf die heimischen Bildschirme zu bringen. Dabei ist der ROWE-Heli selbstverständlich nicht an die Spitzengruppe gebunden. Auch in den vielen Klassen jenseits der SP9 (das sind die GT3-Boliden) findet packender Sport statt, der künftig noch ausführlicher transportiert werden kann.

Zuschauer waren nicht zu sehen. Hier ein Streckenkontrollfahrzeug im Bereich ‚Brünnchen‘.
© Klaus Ridder

Top-Starterfeld mit F1-Stars

Die Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) wollte mit einem großartigen Teilnehmerfeld in die Saison 2021 starten. 146 Fahrzeuge hatten für die 66. ADAC Westfalenfahrt am 27. März 2021 ihre Nennung abgegeben. Am Rennsamstag waren dann immerhin etwa 130 Teams zum Ring gekommen.
Nicht weniger als 28 GT3-Boliden sollten beim Auftaktrennen an den Start gehen: ROWE RACING (BMW), Manthey Racing (Porsche), Phoenix Racing (Audi), die Mercedes-AMG Teams GetSpeed und HRT, Falken Motorsports, Frikadelli Racing Team (beide Porsche), Schubert Motorsport (BMW), Car Collection (Audi) und Walkenhorst Motorsport (BMW) .

Natürlich dürfen in einem NLS-Teilnehmerfeld auch die Exoten nicht fehlen. In der Klasse H2 (Gruppe-H-Fahrzeuge bis 2.000 ccm Hubraum) ist dies u.a. der kultige Opel Manta von Olaf Beckmann, Peter Hass, Volker Strycek und Jürgen Schulten. Volker Strycek ist ein alter Bekannter in der Motorsportszene, er war DTM-Meister und ist heute Sportleiter beim AvD.

Ex-Formel-1-Fahrer Robert Kubica wollte sein Renndebüt auf der Nordschleife feiern. Der 36-jährige Pole startet für PROsport-Racing im Porsche Cayman. Ziel war es und ist es immer noch, die Pflichtrunden für die DMSB Permit Nordschleife zu absolvieren und sich für größere Aufgaben zu empfehlen. Gemeldet war auch der ehemalige F1-Rennfahrer Marcus Winkelhock.

Das Frikadelli-Team wollte mit 3 Rennwagen starten – in Gedenken an Sabine Schmitz @ Klaus Ridder

Frikadelli fuhr für Sabine

Das Frikadelli-Racing-Team wollte beim Saisonauftakt zur NLS trotz tiefster Trauer wie geplant mit allen drei Fahrzeugen starten. Die sportliche Bedeutung des Wettbewerbs rückte für die Mannschaft aus Barweiler in diesen Tagen jedoch erst einmal in den Hintergrund. Am 16. März war die Seele des Teams, Sabine Schmitz, nach einem langen und tapferen Kampf dem Krebs erlegen.

Unter dem Motto: „Wir fahren für Sabine“ wollten die beiden Porsche 911 GT3 R und der Porsche Cayman GT4 in der „Grünen Hölle“ antreten. „Wir sind natürlich in Gedanken nach wie vor alle voll und ganz bei Sabine. Sie hätte jedoch absolut nicht gewollt, dass wir am Wochenende dem Nürburgring fernbleiben. Daher habe ich mich dazu entschieden, den Einsatz durchzuführen“, erklärt der Teamchef Klaus Abbelen, der seit vielen Jahren auch der Lebensgefährte von Sabine Schmitz war.

Überall „tote Hose“, wo sonst bis zu 40.000 Zuschauer zu sehen sind.Im Hintergrund das leere Dorint-Hotel. © Klaus Ridder

Akkreditierung

Im letzten Jahr waren aufgrund der Corona-Vorgaben nur ganz wenige Journalisten akkreditiert. Das war in diesem Jahr etwas anders.

Vorerst jedoch wurden neben den Teams und der Organisation erneut keine zusätzlichen Personen im Fahrerlager zugelassen, also auch keine Journalisten. Die Anzahl der Fotografen rund um die Nordschleife war hingegen nicht beschränkt.

Für die Akkreditierung wurden keine negativen Corona-Tests vorausgesetzt. Obligatorisch war jedoch das Tragen von einem Mund-Nasen-Schutz (FFP2 oder OP-Maske) auf dem gesamten Veranstaltungsgelände und rund um die Strecke.

Der Saisonauftakt fand, wie bereits im Vorjahr, pandemiebedingt unter besonderen Bedingungen statt. Zum Fahrerlager hatte je Team nur eine begrenzte Anzahl Personen Zutritt. Alle Teammitglieder, die das Fahrerlager betreten, mussten einen negativen Corona-Test nachweisen. Auf dem kompletten Veranstaltungsgelände herrschte eine generelle Maskenpflicht (FFP2 oder OP-Maske) und die Personen waren angehalten. Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Der Ablauf der Veranstaltung wurde bereits im Vorfeld so organisiert, dass Kontakte minimiert waren. So wurden beispielsweise die Fahrerbesprechung in digitaler Form per Video und schriftlichem Briefing durchgeführt.

Rennen über 4 Stunden fiel aus

Die 66. ADAC Westfalenfahrt sollte am Samstagmittag um 12.00 Uhr über die Distanz von vier Stunden starten. Zuvor wurde das Zeittraining um 8.30 Uhr begonnen, doch wegen Schneefalls schon vor 9.00 Uhr abgebrochen.

Die Rennleitung machte sich nach der Unterbrechung in regelmäßigen Abständen ein Bild vom Zustand der Rennstrecke und kontaktierte unterschiedliche Wetterdienste für Vorhersagen. Daneben fanden Gespräche mit den Fahrersprechern und der Reifenindustrie statt. Um 11:30 Uhr folgte dann die Absage: „Die aktuellen Streckenverhältnisse lassen eine sichere Durchführung des Rennens nicht zu. Zudem ist für den Nachmittag keine deutliche Wetterbesserung in Aussicht“, sagte Rennleiter Frank Taller.

Das Frikadelli-Team fährt hier nach einem VLN-Lauf 2018 als Sieger über die Ziellinie © Klaus Ridder

Resümee

Wieder mal Eifelwetter mit Schnee und wieder mal kein Rennen. Aber, die Eifel ist dafür bekannt, dass das Wetter im März/April noch unbeständig und winterlich ist. Der nächste Lauf zur NLS soll in 3 Wochen am 17.April stattfinden und dann wird es wohl nicht mehr schneien?
Hoffen wir aber, dass bald wieder Zuschauer zugelassen sein werden, denn das echte Erlebnis an der legendären Nordschleife können auch moderne Fernsehbilder nicht ersetzen.
Übrigens, immer noch in der Planung ist ein Besuch eines NLS-Rennens des Regionalkreises West im Herbst – doch bis dahin muss Corona besiegt sein.

Klaus Ridder