Lars Klingbeil erhält den AKV-Orden wider den tierischen Ernst in Aachen

Der 75. Ritter des Ordens wider den tierischen Ernst ist SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil. | © Marcel Koepper

Akv

Im 75. Jubiläumsjahr des Aachener Karnevalvereins (AKV) traf die Wahl auf den norddeutschen Parteichef der SPD, der ausgerechnet am Wahltag des 23. Februar 2025 seinen 47. Geburtstag feiern wird. Der Wahlkampf bestimmt augenblicklich, wer sich in der Öffentlichkeit mit einer Narrenkappe zeigt.

Viele Parteigranden und Ex-Ordensträger glänzten durch Abwesenheit. Ein falsches Wort und schon kostet es Prozente vor der Wahl. Selbst der Platzhirsch Armin Laschet (CDU) aus Aachen säumte die Veranstaltung, ebenso Ritter Friedrich Merz. Ritter Lindner hatte in Berlin zu tun, seine Feuerwerkerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) hat in Gelb alles gegeben, bevor sie noch am darauf folgenden Tag den Sonderparteitag erreichen musste. Mona Neubaur (Grüne) traute sich auf die AKV-Bühne, mit einer engagierten Rede, die auf Kalauer folgte.

Karneval ist Rhetorik, Politik sicher auch. Ritter Gregor Gysi (Linke) mag zwar etwas kleiner gewachsen sein, doch sein Humor wirkt in Aachen immer. Schenkelklopfen mit Feinsinn möchte der AKV vermitteln. Über alle Parteigrenzen hinweg. Ganz rechts geht nicht, dafür steht der erstmals nicht vollbesetzte Saal bei allen Rednern und Rednerinnen auf. Trotzdem wurde gelacht und gefeiert, wer konnte schon vorher bei der Planung wissen, wie schnell Karneval und Neuwahlen aufeinandertreffen.

Als der SPD-Vorsitzende aus Münster, früher bekannt als Ort für einen Truppenübungsplatz in Niedersachsen, auf die Bühne trat, hat er sich über die Auszeichnung gefreut. So viel reden Norddeutsche ja nicht. Er sucht dagegen die Kommunikation. Aber Kommentare des Kanzlers Olaf Scholz würden häufig mit „Ok“ oder „“ beantwortet. Im Narrenkäfig sagte Klingbeil, dass ich noch kein Land kennengelernt habe, in dem ich lieber leben möchte als Deutschland. Packen wir gemeinsam Probleme an. Sein bester Kumpel sei ein Konservativer gewesen, gefetzt und gestritten hätten sie sich.

Ministerpräsident Daniel Günther
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte humorvolle und wärmende Worte für Klingbeil in seiner Laudatio. | © Marcel Koepper

Mit Laudator Daniel Günther verbinde ihn daher Freundschaft auf einer respektvollen Ebene. „Wenn du drei Jahre mit Saskia Esken ausgehalten hast, braucht man Humor“, sagte der Ministerpräsident Schleswig-Hosteins. Mehr miteinander als übereinander sprechen, wünschten sich beide. „Du bist ein Feierbiest, wenn du ins Rheinland kommst“, rief Lars Klingbeil dem Laudator zu, der an die wilde Jugend in der Band „Sleeping Silence“ erinnerte. So wissen wir etwas über das Leben, das gerade bei neuen Herausforderungen hoffentlich die nächste Generation auf politischer Ebene demnächst in wichtige Positionen bringen wird. Kalauer des Abends war Gregor Gysi mit dem Spruch, „ich glaube an Chancen mit 70 Jahren noch mal Kanzler zu werden“. Man muss auch über sich selbst lachen können. Und mit Norddeutschen Karneval feiern. Die politischen Zeichen stehen auf Verständigung …

Fünf Politische Farben Auf Der Bühne Vereint
Das Schlussbild war das Bild des Abends beim Orden wider den tierischen Ernst 2025 in Aachen. Fünf politische Farben auf der Bühne vereint, gemeinsam singend und ein Zeichen für Verständigung setzend: An der Gitarre der frischgebackene Ritter Lars Klingbeil (SPD),daneben die Ritter Gregor Gysi (Die Linke) und Laudator Daniel Günther (CDU), in ihrer Mitte die Rednerinnen Mona Neubaur (Grüne) und Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP). | © Marcel Koepper

„Atemlos“ by Lars Klingbeil

Kaum hatte der SPD-Vorsitzende sich am Samstagabend mit einer Rede bedankt, waren die fünf auf der Bühne im Aachener Eurogress zusammengekommen, um zu den Klängen von Helene Fischers größtem Hit gemeinsam Stellung zu beziehen: „Atemlos, wie noch nie, kämpfen wir für Demokratie“. Als würdiger Ordensträger, der bewiesen habe, worauf es beim Orden wider den tierischen Ernst ankommt, hatte Laudator Daniel Günther zuvor den neuen Ritter gepriesen: „Dass man über sich selbst lachen kann, nicht alles so persönlich und ernst nimmt.“

Wolfgang Trepper
Kabarettist Wolfgang Trepper gab erstmals wetternd den unvermeidlichen Kaiser Karl auf Bühne. | © Marcel Koepper

Ob Gitarre oder Ukulele, er findet immer den richtigen Ton“, sagte AKV-Präsident, der gemeinsam mit Moderatorin Sabine Heinrich durch das Programm führte. „Immer wieder gelingt es Lars Klingbeil, den manchmal etwas faden Politikbetrieb mit treffsicheren Kommentaren und Pointen zu würzen“, führte Wolfgang Hyrenbach aus. Mehr als vier Stunden lang hatten er und Sabine Heinrich durch ein vielseitiges Programm aus Öcher Flair, Musik, Witz und politischer Scharfzüngigkeit geführt. Das Motto: „75 Jahre Orden wider den tierischen Ernst – Ein Käfig voller Narren“. Auch Kabarettist Wolfgang Trepper als Kaiser Karl hatte eine hervorragende Premiere. Es geht auch ohne Wilfried Schmickler und Guido Cantz musikalische Höhepunkte lieferten die Höhner und die 4 Amigos.

Moderatorin Sabine Heinrich (WDR) hatte als humoristische Westfälin sichtlich Freude mit AKV-Präsident Wolfgang Hyrenbach
Die wunderbare Moderatorin Sabine Heinrich (WDR) hatte als humoristische Westfälin sichtlich Freude mit AKV-Präsident Wolfgang Hyrenbach. | © Frank Fäller

Diese brachten ebenso ganz viel Öcher Flair auf die Bühne wie Lambertz-Ehrenpreisträgerin Sara Giesen (KG Eulenspiegel) und die Kinder und Jugendlichen des AKC Royal, die den Zentis-Kinderpreis abräumten. Apropos „royal“: Glänzend war der gemeinsame Auftritt von Prinz Serkan I. und Märchenprinz Julian I. mit ihren Prinzengarden sowie dem Tanzpaar der Prinzengarde der Stadt Aachen. Das letzte Wort gehörte natürlich dem Ritter. Es war eine Liebeserklärung an Aachen und den Orden wider den tierischen Ernst: „Ich habe hier so schöne Traditionen erlebt, glückliche Menschen, ich musste komisches Wasser trinken, das echt übel geschmeckt hat. Und Aachen, ihr habt mich sogar zum Tanzen gebracht. Und das schafft sonst niemand.“ Und Abmarsch nach Berlin …