Bayode Adeyanju aus Nigeria erforscht während seines Forschungsaufenthaltes an der RWTH Aachen innovative Schutzhelme, die eine Kombination aus natürlichen und synthetischen Materialien nutzen.
An Aachen sei ihm als erstes aufgefallen, wie früh am Abend es auf den Straßen ruhiger werde und die Menschen in ihr Zuhause zurückkehrten, erzählt Bayode Adeyanju. Ganz anders als in seiner Heimat Nigeria, wo er es gewohnt ist, häufig Freundinnen und Freunde bei sich und seiner Familie zu Besuch zu haben.
Im Februar kam der Wissenschaftler im Rahmen eines Stipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an den Lehrstuhl für Elektronische Bauelemente (ELD) der RWTH Aachen. Mitgastgeberin ist die Amo GmbH, ein gemeinnütziges Forschungsunternehmen. Und auch wenn es abends in Aachen ruhiger zugeht als in Nigeria, hat sich Adeyanju gleich zu Beginn seines Forschungsaufenthalts willkommen gefühlt. „Sowohl von meinen Kolleginnen und Kollegen im ELD und bei AMO als auch den Studierenden habe ich jede Menge Unterstützung erfahren und fühle mich hier sehr wohl“, sagt der Wissenschaftler. Bis Mai forscht er dort im Team von Lehrstuhlinhaber Professor Max Lemme an der Entwicklung stabiler Helme, die Stöße optimal abfedern und einen besonders guten Schutz bieten.
Für seine Studien kombiniert Adeyanju künstliche Kevlar-Fasern mit natürlichen Schneckenschalen-Nanopartikeln. In Nigeria gelten Schneckenschalen als Abfall und Umweltproblem, doch sie besitzen eine besondere Eigenschaft, die sie für die Materialforschung interessant macht: ihr hoher Kalziumgehalt. Der Wissenschaftler zerkleinerte beide Materialien und mahlte sie fein. Gemischt mit Epoxidharz wurde die Substanz in eine Form gefüllt und ausgehärtet. Anschließend unterzog Adeyanju die Helme verschiedener Tests, um ihre Schlagzähigkeit, Härte und Dichte zu bestimmen. Die Mischung mit den besten Eigenschaften dient als Grundlage für die Herstellung leistungsfähiger Schutzhelme.
Mit seiner Studie zeigt Adeyanju, dass sich natürliche und künstliche Materialien kombinieren lassen, um innovative Schutzmaterialien zu entwickeln. An der RWTH nutzt der DAAD-Stipendiat die hochmodernen Forschungseinrichtungen und Geräte, um ausgewählte Materialien zu charakterisieren – Untersuchungen, die an seiner Heimatuniversität in Nigeria nicht möglich wären. „Wissen ist Macht“, sagt Adeyanju und betont: „Die RWTH hat alles, was es benötigt, um die Welt zu verändern“. Für seinen Forschungsaufenthalt sind noch weitere Kooperationen mit RWTH-Instituten geplant, darunter mit dem StructMatLab von Professor Jochen Schneider und dem Institut für Textiltechnik (ITA), das Professor Thomas Gries leitet.
Der viermonatige Forschungsaufenthalt in Aachen wurde durch das DAAD-Stipendium ermöglicht. Bereits vor zwei Jahren entschied sich Adeyanju für eine Bewerbung, im vergangenen Jahr erhielt er die Zusage. Der Deutsche Akademische Austauschdienst gehört zu den bedeutendsten Förderorganisationen für den internationalen Austausch von Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Der von deutschen Hochschulen und Studierendenschaften finanzierte Verein verfolgt das Ziel, künftige Fach- und Führungskräfte auf verantwortungsbewusstes Handeln vorzubereiten und dauerhafte Verbindungen in die ganze Welt zu schaffen.
Indem die Stipendiaten fachlich und kulturell miteinander vernetzt werden, soll dieses Anliegen gelingen. Seit seiner Gründung im Jahr 1925 hat der DAAD mehr als 2,9 Millionen junge Akademiker im In- und Ausland gefördert. Institutionell unterstützt wird er durch das Auswärtige Amt.
Mit seinem Motto „Wandel durch Austausch“ unterstreicht der DAAD die Bedeutung von internationalem Verständnis und Zusammenarbeit. Ein weiteres zentrales Anliegen des Vereins ist es, Entwicklungsländer dabei zu unterstützen, leistungsfähige Hochschulen aufzubauen und damit zur sozialen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung beizutragen.
Nach einem Monat an der RWTH Aachen steht für Bayode Adeyanju fest: Er möchte nach Möglichkeit wiederkommen und seine Zusammenarbeit mit dem ELD fortsetzen.